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Südwestdeutsche Rundschau: Halbmonatsschrift für deutsche Art und Kunst — 2.1902

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'444

BücbertiTch.

I^ans Betbge's „fefte der Jugend".

(diu <5ebid)tbud) mit 3eid)nungen uon 3. ITT. ffllbrid), Sdjujter unb £oeffler Berlin, 1901.)
Sfi33iert r>on Karl (Ernft Knoöt.

•,-n 9S

Ijans Bctljges füngjtes Dersbud): „Die %t\it 6er 3ugenb" gilt mir als ein gan3 be-
jonberes Bud). 3d) Ijabe (einen IDerbegang gefet)en. 3d) bin auf ben eisernen Derfen,
bie id) ba unb bort entbedte, roie auf marmornen Stufen l)inaufgejtiegen — bis 3U bem
legten Säulengang, ber nun bas (5an3e roie einen tEempel jd)müdt. Denn einen tCcmpcl
bebeutet für mein fünjtlerifd)es (Empfinben biefes äd)t fünftterifd) aufgebaute Bud). Gegt
bod) über bem (Ban3en ein fjeiliger Jjaud), ein ITtnjterium, bas bie ITTenge nidjt ar)hen mag.

(Ein letjes Gd)t liegt |03ufagen auf jebem Gebe. (Eine Silberfeele fingt barin fo
3arte (Befänge, bafj roofjl alle (Etngeroeif|ten mit mir befennen werben: Ejier ttjut jid) eine
It)ür bes $eterrid)ften unb T)eiligften in ber Ir/rifdjeu Kunft auf, rjier fjarrt unjrer ein (Be*
b,eimnis äd)t h)ri(d)er Sd)auer.

Scfjon bie Spradje ift uon folcfjer Klangroirfung anf bas gefd)ärfte (Berjör, bafj mir
roie gebannt beim (Eintritt jterjen unb ben Atem ((alten, jobalb uns ber Prolog unb bie
oie^eilige „tDibmung": „Den golbenen üagen in golbener $erne — Den TTäd)ten, barin

bie Sd)önt;eit roar — Dem Ceudjten meiner guten Sterne--tjolben Stauen, Rojen im

Jjaar —" berührt. Unb burcrjroeg tfält uns bieje reine feine Stimmung fejt. (Eine Gebers
jeele fingt uns barin an — jo fcierooll unb feftlid), bafj rot-r fd)on bei ben §<t\ity. eroiger
3ugenb 3U roetlen roäljnen. Unoerfcnnbar! (Etroas oon eroiger 3ugenb Ijat bas ftille
TDerf bes erft 25jäb,rigen Künftlers geroeifft: „tjinter 3f)m, im roefenlofen Sdjeine, liegt,
roas uns alle bänbigt, bas (Bemeine". 3art unb Teufel) roie bie Gnien ITTeijtcr ffllbridjs,
jinb aud; bie Gnien r»on Ijans Besges Geberjeele. (Etroas non ber Kunft ber TDorpss
roeber, fpe3iell Ejeinrid) Dogelers lebt barin. Das Bud) rotrft in 5orm unb Seele ats ein
burd)aus f)armonifd)es tDerf. Selbft bas beigefügte Bilb bes t)armonijd)en ITtenjd}en
— nerfinnbilblid)t es uns nid)t bie befonberen Derje bes „Prologs": „(Eud) feltfam
bunten 3at)ren, bie mir nun — Des tiefjten Dajeins Sd)önf)eit offenbart — Denf id)
mit £äd)eln ... — Blid id) 3urüd — So roill mir jd)einen, bafj ein funjtuoll TDerf —
Dor meinen flugen jid) ert)öbe . . ." 3n bem Prolog offenbart fid) rjans Betrjge eben als
einen £ebensfünftler in (Boetfjefdjem (Beijf. „Denn eine Kunft roar meine 3ugenb
aud)" — nämlid) eine Uebung in ber größten Kunft, in ber (Entfagung. „Kraft, bie
aus (Entfagung brid)t, ift ber große 3nfelfrieben." 3n biefer £ebensfunft liegt eigentlid) bie
Kunft feines beften £ebens, lebt bie Seele feiner £ieberfeele.

„tjebba IRaria" ffingt ber erfte Klang feiner tjeilig gejtimmten fjarfe. Tlnb roieber
ift fein „St)It" ber lanbjd)aftlid)e fjintergrunb biefer neuen £iebestragöbic. £)ebba ITTaria — :
felbft fd)on ein äd)t melobifdjer fjaud)! (Eine tote Gebe erlöft fid) barin oon if)rem eigent»
Itd) unlösbaren £eib. „ffl! nun ßierjt unfer eroiges (Btüd in bie (Mrten bes £riebens ein ..."

Unfer Didjter ift eben einer oon benen, bie Sd)oenaid)=(EaroIatI) mit bem jdjönjten
TDort ge3eid)net t)at: „Keine Gebe fättigt bis 3um (Brunbe ein fjer3, bas (Bort mit eroiger
Seb,nfud)t fd)Iug", — ift ein Befonberer ber Dielen mobernen lTtenjd)en unb Did)ter, beren
Seele Sel)nfud)t ift, Sefjnjudjt, bie fid) T/ter „nie füllt", einer oon benen, bie erft bas
blüljenbe £eben fjaben roerben, roenn fie in bie jilbernen ©arten l)inüberfd)lafen.

Der iEitel bes II. Gebercnclus lautet: £anbfd)aften. Sd)on ber Abfdjnttt £)ebba
ITIaria l)at uns oon Stjlt roeg unb roeiter bis in ben Süben nad) Spanien geführt, bas
unfrem Sänger fburd) einen 3roeijäl)rigen Aufenthalt ein 3roeites Tjeimatlanb geroorben i|t.
Aber roie oerfjalten glän3t bie (Blut biefes leudjtenben £anbes aus allen Derjen — roie
 
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