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Südwestdeutsche Rundschau: Halbmonatsschrift für deutsche Art und Kunst — 2.1902

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Hermann, Georg: Wilhelm Trübner
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https://doi.org/10.11588/diglit.12736#0321

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287

IDilfyelm Srübner.

Don (Beorg (jermann.

3d] glaube nid]t, bajj id; über IDiHjelirt drübner irgenb etroas Heues
ober irgenö eiroas oon Bebeutung b,ier Jagen roerbe, etn3tg fdjon aus bem
©runbe, rocil fid) über irm fefyr roenig jagen läjjt, unb man ihm roof)I mit
bem Auge, mit ben Sinnen beifommen fann, nidjt aber mit IDorten. £itterarifd]
ift Crübner feiten unb, roenn er es ift, [o läfjt fidj nictjts erfreuliches barüber
berichten. (Er malt, unb bas ift if]m genug. Dajj er Kolorift oon ^aufe
aus — mit aufjerorb entlief) er (Empfinbfamfeit für üonroerte unb einer rein finn-
lidjen 5r^ube an ber $axb£, ™f einer Dorliebe für 3artes (Brau unb fefte,
fafttge ITtifteltöne, unb baft ifjm bei biefen ©aben bie Dinge unb £anbfd)aften,
roeldje biefe $avbenffalen aufroeifen roeniger rei3en, als biefe felbft — bas
madjt einjig bie Ejöfje feiner ITtalerei aus. Unb gleichfalls roäre oon if)m
feft3uftellen, baft er als ITtann, ber immer ftrebenb fid) bemüht, fortgefetjten
TDanblungen unterroorfen roar unb ift, unb oon Bilö 3U Bilb in bem U)eg,
ben er einmal für ben richtigen erfannt, roeitergegangen ift. ttidjt bajj jebes
IDerf ein neuer 5ortfchritt, aber bas (Ban3e geigt ftete (Entroidlung. Den
richtigen IDeg aber Ijat er früh, fefjr früt} unb feljr beftimmt erfannt. Als
junger ITtenfd) oon faum 20 3ahren fcfmf er unbeachtet ITteifterroerfe, 3U einer
3eit, als erft roenige in ber ITtalerei bireft bie Hatur cor ben Alten um
Ausfunft baten. tErübner ift bann in feinem £eben (Brosen — ©röteren als
er — fo £eibl, tEljoma, doudjet, roof)l aud) £iebermann — begegnet, fyat
oieIIeid)t oon ibmen £eb,ren angenommen, — ein fluger ITtann lernt roo er
lernen fann — ift aber' bei allebem unentwegt berfelbe geblieben, unb bas
3eigt, bafo er eigenes 3U oergeben Tjat. (Es liegt ein abfid)tlid)es ITteiben
äußerer fonoentioneller Sd)önb,eit in all feinen Arbeiten, unb mandjmal in
feiner b,ol3flo^igen 5onnengebung etroas roie ein abfid)tlid)es Itid)t3eid]nen-
roollen. Unb bod) finb feine Arbeiten burdjempfunben bis auf ben legten
TDinfel ber £eineroanb, unb oft oon einer ^eirtljeit ber fjarmonie, bes Cones,
bie uns tieffte finnlidje Befriebigung geroärjrt, 5reuoe UTt0 Ueberrafdjung
3ugleid) für bas Auge. Unb in benfelben Schöpfungen, bie uns auf ben
erften Augenblid füf)I unb fdjmudlos erfd;einen, entbeden mir bann innige
£iebe 3U ben (Begenftänben ber Darfteilung unb inniges Dertrautfein mit all
ihren intimften (Eigenheiten. (Er 3iefjt nidjt roie bie anöeren £anbfd)after in
ber TDelt umfjer in ber 3agb nad; ITtotioen; er fud)t immer roieber biefelben
(Brie auf, in benen er fid] fjeimifd) fühlt, unb bie malt er bann mit ber
3uneigung unb Dertrautfjeit, roie fie ein 5reuno 3um 5reun^ empfinbet.
3mmer roieber Ijat er bie One bes IDalbinnern ftubiert, bis fein Auge fid;
gan3 in bas grüne ^albbunfel tuneingefehen tjat, immer roieber b,at er bie
fdjöne graue Dogge gemalt unb hiermit enblicl) f)unbebilbniffe — ja Bilb-
niffe! — gefd)affen, bie uns an eines Delasque3 prächtige Rüben gemahnen.
 
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