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Südwestdeutsche Rundschau: Halbmonatsschrift für deutsche Art und Kunst — 2.1902

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Holzamer, Wilhelm: Architektur an der Bergstraße
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Hagemann, Carl: Busch: der Dichter
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https://doi.org/10.11588/diglit.12736#0335

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301

Staötbilöes am fjang, öiefe Perle, öa gef)t einem öas fjer3 auf. Aber nur
non roeitem öarf mans fefyen. Don roeitem f)at man öie poefie — örinnen
ift öie profa! Unö roir (Dptimiften glauben immer nod] an eine fünftlerifd)e
Kultur. t)ier ifts nod) lang rjin, öie Bergftrafee entlang. Aber trotj alleöem
unö alleöem — es müftte bo<f) etroas 3U madjen fein, roenn öie richtigen
Ceute öa roären. Sie müßten ja nicfjt geraöe beamtet unö betitelt fein.

Bujd): i»er Dieter.

Don Carl tjagemann.

3a, roirflid], er lebt nod)! IDilfjelm Bufd) . . .

(Er feiert jogar rjeute feinen fiebßigften (Beburtstag unö gan3 Deutfdjlanö,
unö roeit öarüber bjnaus, mit ilym.

5aft fjatie man über all öie luftigen Sdjnurren it)ren Sdjöpfer rjergeffen.
IDarum roofjl? IDeil Bufd) eine grofje (Einfidjt befiijt, öie nielen ITtenfdjen
unö befonöers nielen Künftlern leiöer abgebt: Die Kunft — auf3ufyören. Als
er bei öer Verausgabe feiner legten IDerfe „Der Sd)metterling" unö „(Eöuarös
Uraum" felbft erlannte, öajj es mit öer fdjlagenöen, fiegrjaften (Beftaltungs-
fraft bergab ging, fjat er ©riffel unö $eöer ein für allemal nieöergelegt unö
fid) 3U feinen Blumen, 3U feinen Bienen geflüchtet.

3n lTted)fsfjaufen am rjar3 nerbringt er in roeltferner Befd)aulid)feit öie
legten tEage. Ejier feiert er aud) rjeute, unoermäfjlt, mit feiner Scfjroefter öie
(Einfefjr öes acfjten £ebens=De3enniums: rüftig, frifd), nod) noller £aune unö
£uft am Creiben öer ttTenfcrjrjeit, öie er fannte, liebte unö — oerfpottete
roie leiner nor ib,m — aber als ein fertiger XTtann, als ein geroefener Künftler.
(Er rjat nid)t nur öen Beften, er f)at — unö öas ift metjr — Allen feiner
3eit genug getfjan unö roirö öesrjalb aud) leben für alle 3eiten. Dies
Beroufotfein mad)t il)m fein Alter Ieid]t unö tröftet tlm über öie nadjlaffenöe
Sdjaffensfäljigfeit fjinroeg.

Bufd) ift Doppelfünftler. llnö roie es fo bei 3roiefad)er Betätigung
gef)t: Die 3eid)ner fefjen in il)m öen größeren Didjter, öie Didjter öen größeren
3eicfjner. (Ein untrüglicher Beroeis, öaft er roirflid) beiöes ift. Ridjarö tOagner
rjat man befanntlid) auf äfjnltcrje IDeife öie nötige ©eredjtigfeit roiöerfarjren laffen.

Die perfonalunion öes Did)ter=3eid)ners in öer bei Bufd) auftretenöen
DoIIenöung unö (Eutrjeitlidjfett beöeutet nun eine gan3 eirtßigartige (Erfcrjetnung
in öer Kunftgefcfjicrjte. IDer einmal feine gan3e (Bröfte möglidjft flar erlernten
roill, braudjt fid) nur öiefes 3U fagen: Bufd) ift gleid) originell als Kariiaturtft
in Bilö unö IDort unö roirö auf jcöem öiefer beiöen (Bebtete an abfoluter
Künftlerfdjaft nur r>on roenigen erreicht, non niemanöem übertroffen — er
bleibt aber geraöe3U ein Phänomen, einfam unö orjne jeöen Rioalen, als
 
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