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Südwestdeutsche Rundschau: Halbmonatsschrift für deutsche Art und Kunst — 2.1902

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Levy, Willy: Kunstwandlungen und die süddeutschen Hoftheater, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12736#0153

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jene bte Sache unb ihren ömnor. 33ig biefe Trennung einmal aufgehoben
roirb, bürfen mir mdjt von Siunftroanblung reben, benn eine Kunft, bte
nict)t aud) ben ©efdjmacf ber ©entejjettben trifft, ift bod) ein gar gu
traurige? Problem, als bafs e§ fid) t)erto()nen würbe, fie 51t bigfutieren.
2Bol)l aber ift ber SBanbel unfrer 2(nfcrjauungen ein gut Seit bem ©hu
ftuffe beg ringenben Stileg ünfrer Sichtung unb unfrer Sarftellunggfunft
guäufdjreiben. Sdjliejjlid) f)at bte gtoingenbe Sraft beg bei altem 2Bed)fel
intmer fünftterifd) bteibenben ©tilg unfrer ®id)tung von geftern unb heute
bod) trjre Sutturroirtung auf bie Sfjeater geübt, ber alte burd) materielle
©rünbe entftanbencn Dtieberuugen ntcfjt§ angaben tonnen. Stur barin finb
mir ®eutfd>en alte gleichmäßig rote gleichwertig, baf; roir bag jftü^tictfe
lieben, roenn roir bag Stngenefjme nid)t haben tonnen, beuttid)er: „2Bir
amüfieren un§ lieber, aber man fagt, bap bag Sfjeater roegen ber ßunft
ba fei". So tjabe id) ©eoatter Sehmann aug ber Stgtnardftrafse in Stettin,
aber ebenfo ben efjrenroerten 95ater firäutle aug ßannftatt am Stedar, bei
„Studert" pt)itofopt)ieren tjßien. ^ür btefe 2trt Seute prebigen roir ebenfo
toenig, als mir um itjretroilten für bie fiutturförberuug ib,rer §eimat
in biefen ^Blättern rampfen.

SBir t)aben r>ietteicf)t int Horben 3)eutfd)tanb§ ein aufnahmefähigeres:
^ubtifum, aber jugteid) aud) ein ungefunberes. Unfre fübbeutfdjen Sweater»
befudjer rootlen tangfam erobert roerben, bleiben bann aber it)rem 2)id)ter
treu unb roechfetn ihre ©cftnnung nid)t uon einer ^rentiere gur anbern.
$n einer fübbeutfd)en £f)eaterftabt gehört ber Sd)aufpieter — nteift fjeift
er ja §offd)aufpie!er — roeit metjr §ur guten ©efeüfcüjaft alg im eng-
herzigeren 9torbbeutfd)lanb. 2llle btefe ©injelheiten mögen geringfügig
erfcrjeinert, jufammen aber finb fie in ihrer @rfcf)einung fi)mptomatifd). @g
mag mir geftattet fein, im SSefonbern l)ier 00m Stnpug beg fübbeutfdjen
SLl)eaterroefeng, non ben öoftljeatern itnfrer guten Sieftbenjftäbte gu fpred)en.
„2)er SRefibenjler unb fein §oftt)eater", bag gäbe einen t)übfd)en Beitrag
gur ^!fi)d)otogie unfrer oberbeutfd)en Stulturenhotdlung. 9Jiag bie SBütinc
im Sd)lofsgartcn ju ®armftabt ober ju Karlsruhe ftetjert, am alten s^lat3e
Sd)itter=2)alberg'fd)er §errtidifeit ober im füllen ßaunftabt am Haien
Stedar; überall bebeutet „unfer §oftl)eater" aud) gugleid) ba§ ©rftc unb
Seilte beg Sunftgenuffeg. Sabei wirb aber bag ^ublitum aug eigenem
atntriebe niemals eine etroa notig roerbenbe größere ^-rifche 11110 €>erSs
Ijaftigf'eit in ber Stfjeaterteitung oeranläffett. Ihn fo erfreulicher berührt
bann bie ftattfttfdi erroiefene 3;l)atfad)e baf3 uon beutfdien §ofbül)iten
unfre in SDarmftabt, SJJannljeim, Sarl§ritt)e, (Stuttgart unb 9Mnd)en bag
tünftlerifcl) tiotlroertigfte Repertoire geigen. Unb wag faft ebenfo triel fjeifjeu
roiß: ®afj fie fid) jumal in ben legten ^aitjren trot3 il)rer abhängigen
Sage eine fettene SBir£ung§freiheit errungen haben, bie oft genug eng»
herjige Sebent'en Jüfjn aufier acht läfjt unb fid) frei über ben DJiuder i)uv
unb bort hiuroegfeijt. SBir haben im oortgen 3at)r an biefer ©teile t>on
Sarmftabt unb Stuttgart gefprod)en. 93eibe Sßühnen nehmen einen eigenen
SRang in ber mobernen beutfd)en Jl)eatergefc£)id)te ein. 3)armftabt mel)r
burd) feine ®arftetter, fein ©nfembte unb feine abgetönte 2tu§ftattung,
(Stuttgart burd) ben SBagemut feiner Seitung. SBir roerben ju fel)en haben,
 
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