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Südwestdeutsche Rundschau: Halbmonatsschrift für deutsche Art und Kunst — 2.1902

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Hermann, Georg: Wilhelm Trübner
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https://doi.org/10.11588/diglit.12736#0323

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£aubroebetrt 3ufammengeftricf)en, als Ijätte fie ber Sturm 3erroüf)lt. Seine
aIIegorifd)=patriottfc£]ert Schöpfungen, finb foroie feine pl)antl)aftifd)en Rollen«
ftür3e faft r»on naioer Komif; letzte fdjeinen Auslagen eines fanibalifdjen
Sdjlädjterlabens 3U fein — Dennod) lieben roir Crübner, roeil in feinen guten
Arbeiten ni<f)t nur öer gefd)madr>oIIe Ittenfd), ni<f)t etn3tg 6er große Kolorift,
öer ÜTaler, ber maitre-peintre int Sinne Courbets, ber gan3 erfüllt von ber
fdjönen Sinnlichkeit bes IDeltbilbes — nein oor Allem ber empfinbenbe
Künftler ift, für ben eirt3tg bas als „fdjön gilt, roas mit bem, roas er liebt
nerbunben ift", unb ber uns für biefe Dinge Rtitempfinben emjuflößen roeiß.
Crübners Sinn ift einfad), fdjlidjt unb grab — leine 3ärtelet, feine Romantif,
feine RTelandjolie ftedt in ifjm, roofjl aber mandjmal ein 3ug ins pf)antf)aftifd)e,
ber in feiner gerben Rote itjn lEtjoma nafye bringt unb itjrt oon £eibl trennt.
Seine funftgefd|id)tlidje Bebeutung ift eine große, benn er ift einer ber ftärfften
unb frobjten, einer ber übei*3eugteften Rtttfämpfer ber realiftifdjen Beroegung
geroefen, bie 3ugleid) eine Rüdfefjr 3U rein malerifdjer IDirfung bebeutete.
3n ber feelifdjen (Erfdjliefmng füb = unb fübroefibeutf djer £anbfd)aft ift eines
feiner fdjönften Derbienfte 3U fefjen. Jene budjenberoalbeten 3üge um £)eibel-
berg f/at er in ifjrem grauen Sommerf)aud) gegeben, }o roie eben nur feine
rjeimat ein Künftler roiebergeben fann. Sdjon oor 30 Jafjren fdjuf er Ianb-
fd)aftlid)e Sdjilberungen 00m Sdjloß fjerrendjiemfee im Dunft eines grauen
regnerifdjen tEages, bie fid) bem fortgefdjrittenen fo!oriftifd)en (Empfinben
moberner Schotten ebenbürtig an bie Seite (teilen. Unb 3U gletdjev 3eit gab
er Bilbniffe — an eine Dame in perlgrau benfe id) befonbers! — bie ber
berühmten 5ran3°fin Ceibls nur roenig nadjftefjt; fo reicfj an (Qualitäten finb
biefe Schöpfungen. Unb Interieurs gab er mit fdjroeigfamen 5'9uren» —
gleid)fam Rtenfcf/enftilleben, — beren belifate Harmonien mufifalifdje Rei3e
in uns auslöfen. Seine Art 3U Komponieren oermeibet unb oermteö ftets
alles Sdjema, unb fudjt fid) ben einfad)en Raturausfdjnitt; nidjt raffiniert —
im Sinne Degas' — nein fdjeinbar unfünftlerifdj, plump nimmt er ifjn. Unb
bod) roeldje fidjere ©efonomie in ber $Iedenoertfjeirung!

IDenn roir Erübner mit anbern U)af)rl)eitsfünbern Dergleichen, fo fjat
er nidjt bie momentane Rote £iebermanns, nidjt beffen tedjnifdje Dollenbung,
nidjt bie tiefe bidjterifdje Kraft Ufjbes, bie Defjemen3, bas RTitreijjenbe eines
Sleoogt; feine tEonffala fennt audj fjelle impreffioniftifdje IDerte im Sinne ber
5ran3ofen nidjt, — aber er ift nain, unbeeinflußt unb rein beutfdj in ber
fjerben lEtefe ber (Empfinbung (roas t>on anberen nur bebingt gilt) unb er ift,
roas nor allem fpricfjt, — er ift geborener RTaler. R)enn id; an feine legten
£anbfdjaften benfe, fo fudje id; oergeblidj nadj einem, ber djm an bie Seite
treten fönnte. 3dj fefje roieber nor mir bas lange ftallartige (Bebäube, ber
tt)eg an ifjm entlang, ber Ijof mit alten Rüftern unb Kaftanien — roer trifft
roieber, roie er ben blaugrauen £aubton! — unb über all bem eine fülle,
roeidje £uft, bie Rufje eines gebämpften Jjodjfommertages, alles ift tjier per*
fönlid), ftetjt in Be3iefjung 3um Künftler, tritt in Be3teFjung 3U uns, — unb
 
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