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Südwestdeutsche Rundschau: Halbmonatsschrift für deutsche Art und Kunst — 2.1902

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Amateur, ...: Frankfurter Kunstleben: die Jubiläumsausstellung im Kunstgewerbemuseum
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oon bem (Beifte ber fernigen, funftfrorjen „Riten" in unfer fjcmbroerf fommen
möchte! ITtan fefje bie Renaiffance=5üllungen an, ca. 15 Stüd, öie 3tDtfdjen
ben ITtöbeln aufgehängt finb, biefe Keinen Ijolßtafeln mit ib/rem unbefdjreiblid)
reißDoIIen Rrabesfenfpiel, jebe roie eine in f)ol3 gefdjnitde Heine Dichtung!
(Bleid) XDertnoIIes bürfte nicht oft 3U finben fein. Rud) ber grofje gotifd|e
(Erferjdjranf, tjeute in [oldjem 3uftanbe eine ber größten Seltenheiten, fann
nidjt genug gerühmt roerben. Unb roas t)at biefes oerhältnismöftig fo einfache,
faft berbe RTöbelftüd gefdjaffen, als ein grofjes, fidjeres Stilgefühl, als bie
5är;tgieit, bas Sd)öne aus bem ttotroenbigen logifd; 3U entroidein! — tDtefrerrtb
muten neben biefem traulichen Hausrat bie Prunfmöbel bes Rofofo ober
(Empire an, oon benen einige ba finb! IDenn roir aud), um gerecht 3U fein,
bas in feiner (Einf/eitlid)feit rounberoolle, „edjte" (Empire=3immer einer b,iefigen
RTöbelfirma, bas fo fcfjlagenb roieber ben eminent beforatioen IDert bes
(Brünen 3eigt, nicEjt ungerürmvt laffen roollen. (Es ift fdjön in feiner Art; bod)
oon jener gotf)ifd)en RTabonna in ihrer herben (Bröfje bort brüben (oielleidjt ein
Riemenfdjneiber!) 3U Rapoleon I. fütjrt fein R)eg mefjr . . . VOas mögen roir
aus ber Sülle bes Dorfjanbenen nod; nennen ? Die mancherlei romanifdjen (Begen-
ftänbe ber Kleinfunft, bie jeben ftrengeren Sammler in ftille Begeifterung oer-
fetten roerben! biefe — teils fdjon f rühgotifdjen — Käftd)en mit (Brubenfd)mel3!
biefeSd)üffelnmit ihren gerabe3u U)agnerifcfjen 5ctrbenb,armonien, biefe rounber-
lidjen TEierc als Rquamanile! — unb über all bem tfjronenb ber grofte romanifdje
Broker/ahn in feiner feden Realiftif, ber fid) fräb,enb erhebt, als oerfünbe er ben
neuen Kunfttag jener 3eit! IDas prunfenbes anIDerfen fpäterer (BoIbfdmriebe-
fünft, an Silberarbeiten, (Elfenbeinfdjnitjereien oorf)anben, tritt 3urüd gegen-
über jenen r»ielletd)f nod) mef/r (Ehrfurcht als Berounberung erroedenben Der-
tretern ber früljeften mittelalterlichen Kunftübung. Rud) roas an £imoges-
(Email, italiemfdjen 5<")encen ba ift, mujj oielfad) als erften Ranges be3eicb.net
roerben — giebt es etroas Köstlicheres, Sdjillernberes als jene Sd)mudfäftd)en
fürftlidjer Damen ober oieIIeid)t — Dirnen! jene Heller unb platten eines
löniglicfjen fjausrates? — aber fie haben für bie breite Rtaffe bes Publtfums
bod) nidjt jene e^ieherifdje Bebeutung, oon ber oben bie Rebe roar, jenen
„bilbenben" IDert, ber nur bem einfacher Sdjönen, bem BürgerlicrpRtöglichen
inneroohnt, roo bie all3uftol3e „E>öE)e" nid)t bie „Dertraulidjfeit" entfernt.
5ür ben ein3elnen Kenner ober £iebhaber freilich ift bjer jeber 3roeite (Begen-
ftanb ein 5eft- Diefe herrlichen Stüde t)öd)fter por3el!ans gleid), bie aufs
neue barthun, mit roie oielem Redjte ber oornehme, 3arte, faft Ir/rifcf/e Realis-
mus oon fjöd)ft heure auf oer 9a«3en Cinie triumphiert! Diefe Uhren unb
tEabatieren. Die Stoffe unb (Bobelins! 3ener Bernfteinbecber! — Rus einer
Ditrine grüben uns Portrait=piafetten ber Renaiffance. töir erfpähen gerabe
bas fdjöne, ebel=groge Profil pietro Bembos, bes feingeiftigen 5reunbes Donna
Cucresia Borgtas! Daneben fdjredt uns bas graufame Rüge bes Sigismonbo
Panbolfo be Rtalatefta . . . ÜDeld) feiner Künftler, ber bas gemadjt hat —
unb roeld) ein RTobell! — Die gan3e finnenfto^e, ladjenbe, geroiffensfreie Kunft
 
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