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Südwestdeutsche Rundschau: Halbmonatsschrift für deutsche Art und Kunst — 2.1902

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Benzmann, Hans: Goetheliteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.12736#0391

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353

Schriftproben, 3. B. oon ber Sefenfjeimer 5rieberife, in bem Bucf). tDittorosfi
oermeibet alle fubjettioen (Erörterungen, er giebt 3unäd)fi einen £ebens-
abfdjnitt unö hierauf tnappe (Erflärungen über 6ie in biefen Abfcfmitt fallenben
Dichtungen. Die Urteile bafieren auf bem Stanbe unb Ausgleich, aller bis*
Ijerigen unb auf eignen Unterfud)ungen.

Befonbers aber möchte id] an biefer Stelle auf bie neuen Sammlungen
©oetfjifdjer Briefe h'nroe'fen. eine Sammlung roirb beforgt oon

(Ebuarb con ber gellen, auf beffen Dorarbeiten aud) bie legten Brief-
Bänbe ber IDeimarer Ausgabe berufen, unb erfdjeint im Derlage oon Cotta,
Stuttgart, bie anbere roirb beforgt oon bem befannten <Boetf)efenner Philipp
Stein unb erfdjeint im Derlage (Dtto (Eisner, Berlin. Don beiben Ausgaben
ift bisher ber erjte Banb erfdjienen. Die (Eotta'fcfje Sammlung ift auf fedjs,
bie anbere auf acht Bänbe berechnet. Der erfte Banb ber erfteren enthält
Briefe bis 3um (Enbe bes 3ahres 1779, ber bes letzteren Briefe bis 3um
(Dftober 1775, b. I). bis 3ur Ueberfiebelung (Boetrjes nach IDeimar. ItTit
Recht betont non ber gellen in feinem Dorroorte, bajj biefe Briefe nicht nur
in biograpf)ifct)er, litterar= unb fulturhiftorifcher, fonbern eben fo [ehr in rein
äfthetifdjer Hinfidjt 3U ben roertooHften Schäden unferer nationalen roie ber
gan3en IDeltlitteratur gehören, natürlich enthalten beibe Sammlungen nur
Ausroarjlen, nur biejenigen Briefe, in benen fid) (5oetb,e über rx>efentlid)e
XTtomente feines Diestens unb tEradjtens, feines inneren unb äußeren £ebens
unb Strebens, in ber bie (Entroidlung feiner Perfönlichfeit am collften unb
üarften charafterifierenben DDeife äußert. Beibe Herausgeber bieten trotj bes
geroaltigen ITTaterials ungefähr biefelben Briefe, ein Seiten, baft jebe Aus-
roahl gut ift. Beibe Herausgeber geben bie Briefe genau fo roieber roie fie
(Boethe gefd;rieben h°-t, abgefehen oon unrichtigen Stellen in längeren Briefen,
bie ausgelaffen finb. Auch °ie (Orthographie unb 3nterpunftion ift in beiben
Sammlungen bie (Boethifdje. (Eine mehr ober minber roeitgehenbe Aenberung
hätte, roie oon ber Ereilen betont, ben f)öcbjt inbioibuellen (Lljaxattex biefer
(Ergüffe Dielfach gefchäbigt unb ihren frifchejten Rei3 einer gleidnnadjenben
Pebanterie geopfert. Beibe E)erausgeber ha^en < mo es nötig fctjtert, fur3e
(Erläuterungen 3U ben ein3elnen Briefen gegeben. (Es roäre trioial, über bie
Bebeutung biefer Briefe hier noch D>ele U)orte 3U oerlieren, etroa ben (Benujj
fdjilbern 3U roollen, ben bie £eftüre biefer perfönlidjen Aeufterungen bereitet,
unb auseinanber3ufe^en, bafo feine Biographie biefe Selbftbefenntniffe erfetjt,
biefes (Li)aTatterbilb, biefe (Entroidlung fo geftalten fann, roie fie fiel) felbft oor
uns geftalten. Dies alles ift oor über hu"bert 3ahren gefchrieben. Aber
roir erleben es alles noch einmal, unb es ift uns, als fei es erft geftern
gefcfjehen. Der Didjter (Boethe fcrjilbert jelbftoerftänblich immer anfdjaulid).
Das ift bas 5emfte, bajj roir fein Aeufreres, bas UTilieu, in bem er lebte unb
roebte, bie (Begenftänbe in feinem 3immer u. f. ro., unb fein gan3es Seelen-
leben bis ins Kleinfte burd) biefe Briefe fennen lernen. ITtan finbet Briefe
ba3roifd)en, bie ooll rürjrenbfter 3nnigfeit finb (Briefe an Keftner unb £otte),
 
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