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Südwestdeutsche Rundschau: Halbmonatsschrift für deutsche Art und Kunst — 2.1902

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[Südwestdeutsche Städteschau]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12736#0439

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tote er oergaß, neue red)t3eitig aus3ujtellen. — 3tjtt fejjelte bie Kunjt ollein an jid)! —
(Ein buftiger 5Iieber3rocig, ein roftger Pfirjid), eint golbene Birne, eine roeite £anbfd)aft
ein enger Bauernhof, ein f)äringsoerfäufer ober ein ^ntär^enbilb, — in altes oertiefte er
jicf), roie in ein RTenjd)enantIirj, alles burctjbrang er jeelijd); (eine einige Aufgabe roar iljm,
roas er malerijd) ]at\ unb erfannte, fünftlerifd) baquftellen. Die fünftlerijcf)c Darjtellung(
bas roar ber Punft, in bem jid) (eine gan3e Begeiferung, (eine gan3C Eingabe, feine gan3e
(Energie jammerte unb fon3entrierie. Um ifjretroillcn blatte er fajt alles oernacfiläjjig^
roas bem praftijcbeu Dorteil eines Künftlers 311 bienen oermag: Der Kunjt, ber ronljrcn
Kunjt gehörte feine ungeteilte Ciebe. . . .

3eben äußeren (Effeft uerfcb,mär)te er; er malte mit Anbadit, roie er faf), einbringenb
in bie (Erjdjeinung, um in tfjrem „farbigen flbglan3" ifjre Seele 3U geroinnen . . . Blumen,
Srüefjte unb Giere, er (ab, jie in ifjrer eigenen Sdjönrjeit, fein b,er3lid)es Derf)ältnis 311m
beutfd)en TDefeu jprid)t aus jeber lTtärd}enjfi33e, er f;ob ben füllen Rei3 jeber ©egenb —
ben füllen Rei3! —

3m 3af|re 1870 jiebelte Sd)oIberer nad) (Englanb über. Da lebte er 29 3o!)re feinem
Berufe. Der äußere (Erfolg roar roedjfelnb, ber fünftleriferje blieb auf ber fjöfje".

— Dor 3toei 3af)ren roar Otto Sd)oIberer nad) $ranffurt 3urüdgefeb,rt. Das lange Der-
roeilen in ber $rembe, in ber Derbinbung mit ber oben gegebenen Pfndjotogie feines
TDefens unb feines Schaffens, mag eine (Erflärung bafür bieten, baß er in $ranffurt größeren
funftfreunblicrjen Kreifen faft gan3 unbefannt blieb. Sdjon bie oor ca. 1 3af;ren oer*
auffaltete KoIIet'tiü=AusjteIIung feiner Arbeiten bereitete große Ueberrafdjung; um roieoiel
mef)r nun bie gegenroärtige, bie 116 Hummern aufroeift. 3ebe Art ift oertretcu: £anbfcf)aft,
Stillleben, Portrait, Ö5enrebilb, €ierjtüd; unb in jeber, fo ungleich, niele teiftungen finb, ift in
(Ein3elnem Jjeroorragenbes geboten. Als ben f)öf)epunft möchten roir bas in (einer <Ein-
facfjfjeit, Beftimmtrjeit unb fo!orijtifd)en Hobleffe unt)erg[eicf)Iictie Selbfiportrait nennen; ba»
neben ein paar anbere portraits: ben jungen Jltann in Braun, bie Dame mit ber tEafje,
ein Bilb oon pridelnbem Saxbunxet^e unb —jd)on ins pi]antafiegenre fjinübcrfpielenb: ben
jungen HTann mit ber Dioltne. Das präcf/tige Stücf „Derf|aIIertbe Accorbe", bas brei junge
llTäbcrjen tu retef/er (Beroanbung, muftjtercnb, barftellt, marmt an große engüjcf)e ITteifter,
orjne boä) feiner perjönlid)en Hofe 3U entbehren. Der eine Kopf baraus, über3eugenb im
Ausbrucf, fejfelnb im üon, finbet fid) nod) einmal als „ffilaubc". Das roären u. a. IDerfe,
um (Dtto Sd)oIberers Kunjt, in unferer rjeimiferjen Sammlung roürbig 3U oertreten. Don
jebem (Betirc müßte etroas erroorben roerben! Bcfonbers oon ben Stiltleben unb ben 3af;I-
reidien, meijt ibt)llijci) gefärbten £anbjd)aften. 3m (Bebiefc bes (Einfadi=£ieblid)en gerne oer-
roeilenb, roeijen biefe Ietjteren bod) fjöf]cpunfte auf roie „Bauernhof", unb „tDaffermüb^Ie"
au§ bem Sd)roar3roaIb unb ben „Ejof bes (Eronberger Bauernfjaujes", bie ifjren Sdjöpfer
tEf)oma unb tErübner nafje rüden.

Sdjolberer bejirjt nidjt ben £apibarjtil €rübners, ntcfjt befjen löud;t unb „gentalifcffe",
braufgängerijd)«roiIbe Kraft, aber er ift bafür meijt inniger, empfinbungsoolter; er trägt
nid)t entfernt fo genial oor, aber er fjat im allgemeinen, bei allem (Entjt, eine Iiebens-
roürbigere Art. Auer; bie immer gleicf) üppig jprubelnbe urjctiöpfertfcrje pfjantafie unb ©e-
jtaltungsfraft §ans 2f)omas unb befjen aparten, füljnen Kolorisinus barf man bei Sdjolberer
uidjt judjen. Daneben roirtt er meift bebädjtig, oorficfjtig, bcjcfjeiben; aber auef) oor $lüd)»
tigteiten in ber 3eicfmung bleibt er mefjr beroaffrt... TTtancr/e feiner Bilber roeijen oft Ejärten
unb Scbroffffeiten in ber $arbe auf, bie bei einem jonjt jo t)of)en fünjtlerijd)en Rioeau
(djroer 3U oerjterjen jinb. — Am roenigjten gelungen bünfen uns bie in äiemlidjer An3af)I
Dortjanbenen Stüde, bie (5enre»Portrait mit einem Stillleben oerbinben. E)ier mangelt oft
jebjr bie De3en3 unb fjarmonie ber löne, als ob bem Künjtler beim Komponieren unb 3u-
jammenjtimmen bie Kraft oerjagt f)ätte. Das (ßfeicf)e gilt oon einigen größeren Jiguren
in £anbfd;aft. Daneben freilief) gleicf) roieber bas „Portrait" einer Stül), jo Dor3ügIid), baß
man 3um Dergleid)e nur bas eben fo groß ausgeführte „Scfjaf" oon Tllorlanb f)eran3ief)en
fann, bas für3lid) bei ber englifd)en Kolleftion in bem gleid)en Räume roar.
 
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