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Südwestdeutsche Rundschau: Halbmonatsschrift für deutsche Art und Kunst — 2.1902

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Mensch, Ella: Clara Grosch: eine hessische Künstlerin
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https://doi.org/10.11588/diglit.12736#0500

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Das erfdjeint uns ja fjeute siemlid) felbfinerftäublid), aber bie Darm-
ftäbter ber adliger 3ar!re empfanben es bod) als etroas Iteues, bas 3unäcbjt
ebenfo art3tet)en rote abflößen follte. IDenn Clara ffirofd} bennocl) in über-
rafdjenb fm^er 3eit im ©roßf/ersogtum I)effen=Darm}tabt unb über feine ©ren3en
bnnaus, namentlich, in ben r b e i n i f d] = tr> e f t p l) ä I i f d] e r i 3nbu)1 riebc3irfcn,
itjren Kreis, ib,re feften, bauernben Be3iermngen fanb, fo fommt bas in erfter
£inie baljer, baß fiel) 3U ib,rem Calent ein riefiger 5l«ß gefeilte, ber fie feine
ITtüljen }d]euen unb jebe Stubiumsgelegenfjeit mit Begier ergreifen ließ. 3f)re
Auftraggeber tonnten fiets fid) er fein, baß roenn Clara ©rofd) eine neue £ein-
roanb auffpannte, fie alles um fid) l)er oergaß unb nur an bas badite, roas
bie neue geftellte Aufgabe non ttjr oerldngte unb an bie Mittel, roeldje 3U
ifjrer Beroältigung erforberlid) roaren.

ITtit großem Rußen fjat Clara ©rofd) in oerfdjiebenen Rteifterateliers
gearbeitet unb immer flug fjerausgefunben, in roeld]er IDeife fie bas 5remoe
fid) anzueignen unb mit ifyrer urfprünglid)en Art 311 mifdjen tjatte.

Dabei rourbe il)r bas ©lüd, ftets foldje £el)rer 3U finben, bie, roeit
entfernt, fie geroaltfam in eine beftimmte Richtung 3U 3toingen, auf ifjren
eigenen Stil feft3ulegen, melmcfjr Sorge trugen, bie lünftlerifdie Cntroidlung
itjrer Sdjülerin im Sinne bes norljanbenen unb gegebenen ©runbfapitals 3U
leiten, bie benr trefflidjen ©runbfat$ Karl ©ufforos fjulbigten — er fjat biefen
aud) in bas Stammbud) üon Clara ©rofd) einge3eidmet — „£ehre ift ein
Blafebalg, bie 5nnfen ber Hatur brennenb 3U madjen".

Die erften RTalDerfudje fanben bjer in Darmftabt unter ber £eitung bes
oerftorbenen portraitmalers Rolanb Riffe ftatt. Dann folgte ein Kurfus in
Karlsruhe im Atelier bes ©enremalers Paul Borgmann unb an biefen fdjloß
fid] ein längerer Stubienaufentljalt in Düffelborf, roo bie junge Kunftbefliffene
unter ben Aufpicien bes befannten tDilfyelm Sofjn ifjre erfte größere Kompo-
fition „3um Abfdjieb" malte, ein Bilb, bas buref) Deroielfäliigung in ner-
fdjiebenen illuftrierten 3eitfd)riften befannt geworben unb bas fid] je^t im
Prinatbefi^ befinbet.

Der ©efafjr, bie bamals für ein toeiblidjes Ktaltalent fefjr natje lag,
ber etroas füßlid)en älteren Düffelborfer Sctjule 3U erliegen, ift Clara ffirofd),
bie in feinem einsigen ifyrer löerfe bas l)at, roas man unter „glatter" BTalerei
üerftetjt, glüdlid] entgangen. Cht gutes ©egengeroid)t fd)uf ibr bie fdjarfe
norbbeutftfje Atmofpf)äre, bie £uft bes Realismus, bie fie im Berliner Atelier
oon Karl ©ufforo anroefjte.

3ur gleichen 3eit abfoltnerte fie einen Kurfus bei bem fjiftorienmaler
Robert löartrjmüller. Cinige 3afjre fpäter ließ Clara ©rofd] bas fünftlerifdje
Klima Rtündjens auf fid; roirfen unb arbeitete eifrig im Atelier Karl Utarr's,
beffen fünfilerifdies IDoIlen unb IDerben füi^lid) 5rau Anna Spter (Sranffurt a.RT.)
mit feinem Derftänbnis monograpf)ifd] bargelegt bjat.

Cin 3roeimaliger Aufenthalt in Paris, roofelbft i£>r unter ber anregenben
£eitung bes (Mentmalers £ouis Aug. ©erarbot eine gan3 neue tOelt aufging,
 
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