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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 6.1932

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Nr. 9 (28. Februar)
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6

ü 1 E W E L T K U N 8 T

Jahrg. VI, Nr. 9 vom 28. Februar 193;

von Uel>ei^all

Balthasar Permosers
200. Todestag
Am 20. Februar jährte sich zum 200. Male
der Todestag des hervorragendsten Plastikers
des bayerischen Barocks, Balthasar Permosers.
Er wurde im Jahre 1650 als Sohn eines Chiem-
gau-Bauern in Kammer bei Traunstein ge-
boren. Sein schon in frühester Jugend zutage
tretendes Talent für die Schnitzkunst brachte
ihn als Schüler zu dem Bildhauer Wilhelm
Weißenkircher (gest. nach 1724) nach Salz-
burg. Von dort kam er nach Wien, wo das
Denkmal des Prinzen Eugen von seinem
Schaffen Zeugnis gibt. Darauf folgt ein vier-
zehnjähriger Aufenthalt in Italien, namentlich
am Hofe des Großherzogs von Toskana in
Florenz, wo der Einfluß des Pietro da Cartona
(gest. 1669) auf ihn wirkte. 1704 berief ihn
König Friedrich nach Berlin, wo sich jedoch
nicht viele Werke von ihm nachweisen lassen
(Marmorfigur eines pfeilschnitzenden Amors
im Charlottenburger Schloß).
Erst am Hof Augusts des Starken — seit
1710 — in Dresden fand seine Kunst das
richtige Arbeitsfeld. Am Zwinger hat er u. a.
die vier Allegorien der Jahreszeiten geschaffen.
Auch die schöne holzgeschnitzte Kanzel in der
Hofkirche ist ein Werk seiner Hand. Aber
auch in Dresden hatte er keine bleibende Statt:
wiederholt kam er nach dem heimatlichen
Süden, starb aber 81jährig in Dresden, wo er
auf dem Friedrichsstädter Kirchhof unter einer
selbstgeschaffenen Kreuzigungsgruppe ruht.
Seine Gestalten zeigen starke südliche Be-
wegung, vorzügliche Anatomie und meister-
hafte Komposition und Linienführung. Auch
als Elfenbeinschnitzer gehört er zu den ersten
seiner Zeit. Mit Recht wurde Permoser zu
Lebzeiten als großer Künstler gefeiert und
auch heute noch wird er zu den bedeutendsten
deutschen Barockplastikern gezählt. L. F. F.
Goethe-Feier
der Akademie der Künste
Die Preußische Akademie der Künste, deren
Ehrenmitglied Goethe seit 1789 war, veran-
staltet zu Goethes 100. Todestag am 18. März
eine Feier, bei der das Mitglied der Abteilung
für Dichtung Thomas Mann eine Ansprache
halten wird.
Am darauf folgenden Tage wird die Aus-
stellung der Akademie „G oetheund seine
Wei t“ feierlich eröffnet werden. Ausschließ-
lich aus den Beständen der berühmten Samm-
lung von Professor Dr. Kippenberg in
Leipzig zusammengestellt, wird sie ein be-
sonders bedeutsames Ereignis für das Goethe-
Jahr bilden. In übersichtlicher Anordnung
wird sie Goethes Leben und Schaffen und
seine ganze Umwelt in zeitgenössischen bild-
lichen Darstellungen, in Manuskripten,
Büchern, Noten, Medaillen usw. darstellen.
Die Ausstellung, die nur einen Teil der Samm-
lung Kippenberg enthält, wird aus etwa
2500 Objekten bestehen.
Kunsterwerbungen
des FrankfurterGoethe-Museums
Obwohl der Direktor des Goethe-
museums in Frankfurt, Prof. Ernst Beutler,
in seinem Jahresbericht für 1931 die Ungunst
dieser Zeit für die Sammelaufgabe des
Museums beklagt, kann er dennoch von einer
Anzahl glücklicher Neuerwerbungen berichten.
Die durch das Museum gebotene Anschauung
von der „Kunst der Goethezeit“, der eben jetzt
zum Jubiläumsjahr Franz Landsberger-Breslau
durch sein im Insel-Verlag erschienenes Werk
eine neue, originelle und materialreiche Grund-
lage gegeben hat, bereichern namentlich vier
Landschaften der beiden Christian Georg Schütz,
des Onkels und des Neffen, darunter eineHerbst-
landschaft aus der reifsten Zeit des Älteren,
ganz in dem von Goethe an ihm gerühmten
Goldton gehalten; die Bilder des Jüngeren
stellen Aschaffenburg und eine Landschaft vom
Mittelrhein dar. Von Anton Wilhelm Tisch-

M.& R. STORA
GOTHIQUE
ET
RENAISSANCE
32 BIS BOULEVARD HAUSSMANN
PABIS

W. Grote-Hasenbalg
Berlin W 9, Lennöstr. 12
B 2 Lützow 4739
Islamische Kunst
Alte Teppiche und Stoffe
Antiquitäten

bein stammen ein Ölbild der Frau Emilie Ber-
nus, geb. du Bose, die zum engeren Freundeskreis
der Frau Rat gehörte, von Friedrich Hauck
ein auf Kupfer gemaltes Bild der beiden Bür-
germeister von 1757, deren einer, Erasmus Carl
Schlosser, später der Schwiegervater Cornelia
Goethes wurde. Dazu kommen drei der seltenen
roten Tonbüsten aus der Klauerschen Werk-
statt, Herder, Gellert und Winckelmann dar-
stellend, schließlich das aus den ehemaligen
Sammlungen in Stift Neuburg erworbene Sil-
houettenalbum Marianne von Willemers mit
30 Schattenrissen aller literarischen Berühmt-
heiten des ausgehenden 18. Jahrhunderts.
Die Kunst
in der spanischen Revolution
Auf Pressemeldungen, nach denen die
Kunstschätze Spaniens unter den revolutio-
nären Unruhen zu leiden gehabt hätten, ist die
Generaldirektion der Schönen Künste in der

Berthold Daun
60. Geburtstag
Der Kunsthistoriker Regierungsrat Dt.
Berthold Daun vollendet am 29. Februar sein
60. Lebensjahr. Im Oktober 1920 berief ihn
der Minister des Innern als Kunstsachver-
ständigen in die Kunst- und Theaterabtei-
lung des Polizeipräsidiums zu Berlin, wo
er das schwierige Dezernat des gesamten
Kunst- und Versteigerungswesens inne hat.
Es muß besonders hervorgehoben werden,
daß Dr. Daun es immer verstanden hat, die
großen Gegensätze, die heute zwischen
dem Handelsgewerbe und dem Versteige-
rungsgewerbe bestehen, zu mildern, und
er hat viel dazu beigetragen, daß Aus-
wüchse und Mißstände im Versteigerergewerbe
beseitigt worden sind. Seine wissenschaftlichen
Forschungen über Adam Kraft, Veit Stoß und
Peter Vischer haben für die Erkenntnis der
Nürnberger Plastik eine neue Grundlage ge-


Max Wendl, See mit Insel
Ausstellung — Exposition — Exhibition:
Galerie J. B. Neumann & Günther Franke, München

Spanischen Republik an das Internationale
Museumsamt mit der Bitte herangetreten,
gegenüber solchen Nachrichten darauf hin-
zuweisen, daß sich die spanische Regierung der
Aufgabe, die ihr die Erhaltung des kulturellen
Erbguts der Nation auferlege, voll bewußt sei
und daß sie zu dessen Schutz alles getan habe
und tun werde. Wenn es auch unmöglich sei,
jede Gefahr, wie sie sich aus revolutionären
Ausschreitungen ergeben könne, mit unbeding-
ter Sicherheit auszuschließen, so sei doch die
Zerstörung von Werken des spanischen Barock-
bildhauers Pedro de Mena in Malaga der ein-
zige Fall, in dem während der Revolution
Kunstschätze angetastet worden seien, und die
Regierung habe alle notwendigen Maßnahmen
ergriffen, um eine Wiederholung solcher Vor-
gänge zu verhüten.
Deutsche Malerei der Romantik
Zur Zeit findet in der Öffentlichen
Kunstsammlung Basel im Backofen-
haus eine kleinere Ausstellung deutscher
Malerei der Romantik statt. Neben Werken
von Koch, M. v. Rohden, C. D. Friedrich, Wald-
müller und Schwind ist in erster Linie eine
größere Reihe von Bildern Wasmanns zu
sehen, die aus der ehemaligen Leihgabe der
Sammlung Grönvold stammen und die zuletzt
in der Ludwigs Galerie in München zu
sehen waren. Die Ausstellung erfreut sich, wie
aus der Baseler Presse hervorgeht, der Aner-
kennung der schweizerischen Kunstfreunde, die
dadurch neuerlich mit diesem, bisher in der
Schweiz wenig vertretenen Gebiet der deut-
schen Malerei des frühen 19. Jahrhunderts ver-
traut gemacht werden.

schaffen und eine Reihe bisher unbekannter
Werke konnte Dr. Daun für diese Künstler
sichern.
Münchener Chronik
Die Glaspalast-Künstlerhilfe er-
brachte insgesamt rund 400 000 Mark. An die
geschädigten Künstler wurden rund 160 000 M.
ausbezahlt, der Rest wird als Unterstützungs-
fond verwendet. Die Versicherungsgesell-
schaften zahlten den Besitzern der verbrannten
Romantiker rund 1 Million.
Auf der Washington-Feier konnte Kultus-
minister Dr. Goldenberger bekanntgeben, daß
das deutsch-amerikanische Ehepaar Franz und
Berta K ö m p e 1 100 000 Dollar zur Förderung
von Kunstausstellungen im künftigen neuen
Kunstausstellungsgebäude gestiftet hat.
In der Galerie Caspari wird eine Aus-
stellung von Ölgemälden und Aquarellen von
Prof. Hans Purrmann gezeigt.
Münchener Altertumsverein
Die Sitzung am 22. Februar war einem
Spezialgebiet gewidmet. „Gläser aller
Epochen“ lautete das Thema. Hauptsäch-
lich von den Referenten, aber auch von den
anderen Mitgliedern war ein reiches An-
schauungsmaterial mitgebracht worden. Über
antike und mittelalterliche Gläser sprach
Kunstschriftsteller Ludwig F. Fuchs, dessen
Aufsatz über Glassammler des Altertums im
4. Jahrg. Nr. 36 ff. der „Weltkunst“ unseren
Lesern vielleicht noch erinnerlich ist. Der
Referent, welcher seit einem Jahrzehnt sich
der Erforschung des mittelalterlichen Glases

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widmet, ging nach kurzer Schilderung der voi“
und nachchristlichen Entwicklung des antike11
Hohlglases zu seinen eigentlichen AuS'
fiihrungen über, die in der Darlegung gipfelten,
daß von der Völkerwanderung bis gegen da?
Ende des Mittelalters von einer Glasmacher'
kunst in Europa überhaupt nicht die Rede sein
kann. Alles was an Gläsern, literarischen Be'
richten und bildlichen Darstellungen aul
Miniaturen aus dieser Zeit überliefert ist, geht
auf syrischen, ägyptischen und spanisch'
maurischen Import zurück. Die eingeführter1
Formen geben seit dem frühen 15. Jahrh-
einzig und allein die Grundlage ab, auf def
sich die europäische Glasmacherkunst aufbaut-
Daran schloß sich das Referat des San-'
Rates Dr. Brauser, dessen Sammlung a»
deutschen Gläsern des 17. und 18. Jahrh. zu den
bedeutendsten gehört, die überhaupt in Privat'
besitz existieren. Nach einem Überblick über
die Entwicklung des farbig emaillierten oder
in Schwarzlot gemalten Glases seit den’
16. Jahrh. ging er dazu über, auf Grund aus'
gezeichneter Stücke seiner Sammlung de’1
Werdegang des Glasschnittes und die
Leistungen der einzelnen Zentren dieser
Technik (Nürnberg, Potsdam, Böhmen-
Schlesien, Thüringen usw.) zu schildern. Def
Referent bewies, daß niemand besser und an-
schaulicher über ein Thema sprechen kann alq
der Sammler über sein Sammelgebiet. — An
der darauffolgenden Besprechung beteiligt®
sich auch der neue Direktor des National'
Museums, Dr. Buchheit, der seit seiner’
Rückkehr nach München zum erstenmal wieder
einer Sitzung anwohnte und dessen Erscheinen1
allseitig auf das freudigste begrüßt wurde.
Um eine Rüstung
Hans Graf W i 1 c z e k , der Herr von BuiT ■
Kreutzenstein, wurde von dem Berliner Anti'
quitätenhaus E. Kahlert auf Rückerstattung
der Kauf summe für eine gotische Rüstung
verklagt, die Kahlert von Graf Wilczek fiF
104 000 Schillinge erworben hatte. Wie siel’
nachträglich herausstellte, sind einzelne Teil®
der Rüstung aus Stücken des 17. Jahrhundert5;
ergänzt. Der Wert der Rüstung wurde von
dem Direktor des Berliner Zeughauses nur aU’
etwa 10 000 Mark veranschlagt, eine Schätzung,
der sich auch der Sachverständige des Wienef
Dorotheums angeschlossen hat.
Deutsche Künstlerinnen
in Saarbrücken
In dem von Professor Fritz Grewenig
vorzüglich geleiteten staatlichen MuseuF
Saarbrücken fand vor kurzem die Eröffnung
einer Ausstellung von Werken deutsche’
Künstlerinnen statt. Mit einer Kollektiv-AuS'
Stellung von Charlotte Berend-Corinth vef'
binden sich graphische Arbeiten von Käte Kolk
witz, Paula Modersohn, den Saarbrücke’'
Künstlerinnen Martha Conrad und Martha-
Kuhn, Plastiken und Radierungen von Renee
Sintenis, Scherenschnitte von Margrit Umbach
(Düsseldorf) sowie Aquarelle und Graphik de’’
verstorbenen Künstlerinnen Elfriede Schnell
(Königsberg) und Maria Uhden (München).
Französische Fayencen
Am 15. April findet im Muse e d e S
Arts Decoratifs in Paris eine umfaS'
sende Ausstellung französischer FayencekuriS1-
statt, die sämtliche Manufakturen in ihrer Ge'
samtentwicklung zur Anschauung bringen soll-]

UNTER KOLLEGEN


— Wie, ihr beiden Jungvermählten sprecht b®'
reits kein Wort mehr miteinander?
- - Ja, wir haben nämlich gestern eine furcht'
bare Auseinandersetzung darüber gehabt’
wer von uns beiden verliebter sei . . .

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Direktion und Schriftleitung : Dr. J. I. von S a x e. Redaktion: Dr. Werner Richard Deusch. Verantwortlich für Inhalt und Anzeigen: Fritz-Eduard Hartmann, Berlin-Friedenau. — Erscheint im-
Weltkunst-Verlag G. m. b. H., Berlin W 62. — Zuschriften sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76—77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseratentarif auf
Verlangen. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte wird nicht übernommen und jegliche Verantwor-
tung, auch hinsichtlich des Veröffentlichungstermins und der Rücksendung, abgelehnt. Der Verlag übernimmt durch Erwerbung eines Manuskripts alle Verlagsrechte für dasselbe. Druck H. S. Hermann G. m. b. H., Berlin SW l9
 
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