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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 6.1932

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Nr. 10 (6. März)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44980#0069
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-l2f- VI, Nr. 10 vom 6. März 1932

DIE WELTKUNST

5


Graphik, Zeichnungen
Berlin, Nachb. 24.—26. Febr.
(Vorb. in Nr. 6, S. 2)

V öie bei Hollstein & Puppel veranstaltete
l'^steigerong der Kupferstich-Sammlung aus
^tstlichem Besitz fand unter reger Beteiligung
li^t- Besonders lebhaft wurden farbige eng-
Ai'i!P‘ Sportblätter begehrt. 4 Blatt von
(Nr. 103) gingen für 2 150 M. nach der
(j^tveiz. Andere Folgen von Alken, meist aus
früheren Zeit von 1818 bis 1823, vielfach
*n den Original-Umschlägen der Zeit, er-
(v''6n folgende Preise: 4 Blatt Fox Hunting
(W- 104) 1 100 M., 6 Blatt A Cockney Shooting
&Sor' 105) 840 M., 6 Blatt My Stud (Nr. 106)
Hart umstritten war eine besonders
Folge von Wostenholme 4 Blatt Fox
(Nr. 132) von 1817, welche für einen
ty pischen Sammler um 3 600 M. erworben
faC?6' Unter den englischen Farbstichen
Vf- den die prächtigen Blätter von Morland-
2 JTd sämtlich Käufer zu hohen Preisen:
2 Gipsies, Travellers (Nr. 64) 2 900 M.;
(ty "latt Children Bird-Nesting, Cottagers
2 n' 65) 3 000 M., beide Paare nach Amerika;
att Juvenile Navigators, Children Nutting
hj;.' 66) 2 300 M. Zwei wundervolle farbige
dor.“ r der Folge von Wheatley „Cries of Lon-
1^5 wurden mit 1800 M. (Nr. 89) resp.
Heu (Nr- 88) von deutschen Händlern er-
Ein bemerkenswerter Preis für fran-
l>er^C^e Stiche war noch: 12 Blatt Freuden-
Monument du Costume (Nr. 47) 3 100
t i ^aSegen war das Intersse für die Roman-
?Zeichnungen, die am 26. Februar
b°^en wurden, ziemlich schwach. Am
611 zogen noch dekorative Blätter mit

(Fortsetzung von Seite 3)
h^dsehriften, Drucke des 17. und 18. Jahr-
ra|. er*® mit Hauptwerken, romantische Lite-
Un<i Seltenheiten der modernen Biblio-

genrehaftem Einschlag oder Landschaften mit
rokokohaften Nachklängen, wogegen den Blät-
tern der Nazarener gegenüber starke Zurück-
haltung geübt wurde.


Otto Hettner

Pariser Geden k - Ausste11 ung

Otto Hettner, Nachtphantasie. Um 1909
Austeilung — Exposition — Exhibition :
Galerie „Les Nourntures Terrestres“, Paris

Vor ungefähr einem Jahr starb Hettner, Pro-
fessor der Dresdner Akademie. Er hinterließ
ungefähr 4000 Arbeiten, von denen fast 95 %
dem großen Publikum unbekannt blieben, weil
Hettner einer der bescheidensten deut-
schen Maler war und eine große Scheu
vor der breiten Öffentlichkeit hatte.
Gewiß ist es wichtig, daß die Kunst-
liebhaber heute zu allererst für die
noch wirkenden, sich in Not befinden-
den Künstler sorgen, aber es gibt
Ausnahmen, und zu diesen gehört
sicher auch Hettner. Man weiß sehr
wenig in Deutschland über diesen
Maler, es gab zwar Bilder von ihm,
wie die „Niobe“ und Fresken in
Stettin, die Aufsehen erregten, aber
den größten Teil seiner Arbeiten ver-
steckte Hettner in seinem Atelier, das
bisher nur wenigen zu Gesicht ge-
kommen ist. Nach dem Tode dieses
Malers versuchte seine Witwe alle
Hebel in Bewegung zu setzen, um in
einer Kollektivausstellung zu zeigen,
was ihr Mann geleistet hat, aber
sonderbarerweise ist diese Ausstellung
bisher nicht zustande gekommen.
Ganz anders stehen die Verhältnisse
in Frankreich und es gelang vor
kurzem den Freunden Hettners, in der
Galerie „Les N o u r r i t u r e s Ter-
r e s t r e s“ in Paris eine kleine Kollek-
tion von Aquarellen zu zeigen.
Die Familie Hettner hat in Frankreich

Sammlung de Ridder
Frankfurt a. M., Nachb. 18. Febr.
(Vorb. in Nr. 5, S. 3)
Die Versteigerung der Handzeichnungssamm-
lung de Ridder durch das Kunst haus
Heinrich Hahn brachte bei starkem Inter-
esse durchschnittlich gute Preise. Nach Bel-
gien ging eine Federzeichnung Jan Bruegels
d. Ä. (Nr. 51) für 310 M und ein Blatt
van Udens (Nr. 113) für 230 M., nach Holland
ein Jan Both (Nr. 50) für 98 M. und ein
van Goyen (Nr. 75) für 290 M., nach Italien
eine Zeichnung E. van de Veldes (Nr. 115)
für 230 M. Ein Blatt von W. van de Velde
(Nr. 116) blieb für 580 M. in Deutschland,
ebenso ein A. van Ostade (Nr. 87) für 310 M.

Sammlung
de la Boessiere-Thiennes
Brüssel, Vorb. 14. März
14 a^a^s des Beaux Arts wird am
®arz durch den Notar H. Scheyven
g d den Experten Jef Dillen die bedeutende
vp Heurig des Marquis de la Boissiere-Thiennes
a Hleigert. Neben schönstem Mobiliar und
gezeichneten Wandteppichen und Geschirr-
q rzellanen findet man eine Reihe importanter
eKiälde. Voran van Dycks Bildnis eines
v Ssauischen Prinzen und eine Reiterstudie,
prWandt denen in Buckingham Palace und der
^älerie Liechtenstein. Nicht weniger wichtig
p.s Gruppenbild der Familie van Berchem von
J®ter Pourbus d. Ae. und die beiden großen
q dnisse des Erzherzogs Albert und seiner
s?*bahlin Isabella von Marten de Vos. An-
j, fließend interessante Arbeiten von Faes,
^'“-•icken, Gryef, Tilborg, van Uden u. a. Das
"biliar setzt sich aus großenteils signier-
französischen Arbeiten (Birckle, Petit,
j^hnand u. a.) von höchster Qualität zusam-
unter den W and t epp i chen findet
, eine vierteilige Serie von Audenaerder Er-
"dgnissen, die Brüsseler Folge „Amor und

N^che“ aus Vanderborghts Atelier, eine flä-
’Sche Serie mit der Geschichte der Kleopatra
dd viele wichtige Einzelstücke. Ganz hervor-
'Vend die Kollektion früher Delfter Fayencen.
Nachlaß Ch. Cuvillier
Paris, Vorb. 7. März.
Me. M. Ader und die Experten M. M.
r a m e , Schoeller, Damidot, Fal-
,,6 n b er g , Linzeier und Fromanger
^'steigern im Hotel Drouot am 7. März
ersten Teil des Nachlasses Ch. Cuvillier.
jj?ter den Gemälden findet man Arbeiten von
p6bard, Lantara, Lepicie, Neefs, ferner Boudin,
bourg u. a. Neben den wenigen kunstge-
t^blichen Arbeiten, vor allem Vitrinenobjek-
y b, interessiert insbesondere eine lange Reihe
0)1 Originalbronzen von A. G. Barye.


eine Tradition. Der Vater Hermann
Hettner hat eine der ersten Literatur-
geschichten des 18. Jahrhunderts in Frank-
reich geschrieben, die von den Brüdern
Goncourt gelobt und noch heute oft
als Quellenmaterial zitiert wird. Otto Hett-
ner hat als Bildhauer im großen Salon eine
Medaille bekommen und war ein persönlicher
Freund Rodins. Als er sich der Malerei zu-
wandte, gehörte er zu den ersten modernen
Malern in dem Salon Independant, die Auf-
sehen erregten, und wurde in der damaligen füh-
renden Kunstzeitschrift „La Plume“ oft lobend
besprochen. Otto Hettner war auch mit allen
Berühmtheiten, die durch Paris kamen, be-
freundet, so auch mit Oskar Wilde. Er ge-
hörte auch zu den Freunden Verlaines und
Moreas. Es ist selbstverständlich, daß seine
Ausstellung in Paris, wenn auch nicht mit
großem Lärm, so doch mit viel Sympathie auf-
genommen wurde. Man war nur sehr erstaunt,
daß seine in Deutschland angesehene Familie,
in der sich auch ein bekannter Wissenschaftler
befindet, es nicht durchsetzen konnte, daß
seine Bilder offiziell gezeigt wurden.
Die Aquarelle, die von Hettner in Paris ge-
zeigt wurden, stellen die südfranzösische Land-
schaft und Mallorka dar. Man sieht in der
Form- und Farbenbehandlung, daß er von der
französischen Schule ausging und daß ihm der
Weg von Cezanne zu Picasso in seinem ganzen
Schaffen verwandt war (Abbildung oben).
Besonders sieht man das in einem Harlekin,
der auch auf dieser Ausstellung gezeigt wurde
und der ganz im Stile Picassos liegt. Wie
groß der Erfolg dieser Ausstellung in Paris
war, beweist auch der Umstand, daß in eini-
gen Monaten ein Buch über diesen Maler in
Frankreich erscheinen wird. S. (Paris)

Goethe-Autographen
Bremer Kunst halle
Am 28. Februar wurde für die Dauer eines
Monats in der Bremer Kunsthalle die Aus-
stellung einer sehr bedeutenden Sammlung von
Goethe-Autographen aus bremischem Privat-
besitz eröffnet: die Sammlung Ernst und
Theone Kellner, wesentlich im Laufe des
letzten Jahrzehntes entstanden, ist nächst der
Kippenbergschen heute eine der größten ihrer
Art in Privatbesitz. Weit über hundert Briefe
von und an Goethe, sehr wichtige und zum Teil
unveröffentlichte Dokumente darunter. Goethe
und sein Kreis. Er selbst, seine Eltern und
seine Familie, seine Freunde, Klopstock und
Schiller, Herder und Wieland und alle die
Großen aus dem halben Jahrhundert der
klassischen Periode des deutschen Geistes-
lebens. Nicht nur Dichter, auch Künstler und
Musiker kommen zu Wort. Bildliches Material
in Originalen bereichert und ergänzt die Schau
und macht sie lebendiger. Einige Hand-
zeichnungen von Goethe sowie seine Radie-
rungen sind zur Stelle. Unter den Hand-
zeichnungen steht, aus dem Besitz der Kunst-

halle beigesteuert, an erster Stelle eine im
Stil etwas an Ruisdael erinnernde Ansicht des
Schlosses Hochberg bei Emmendingen, laut
Goethes Beischrift am 28. September 1779 ge-
macht; das schöne Blatt besaß früher Luise
Seidler. Auch Goethe als Schauspieler kommt
vor: sein Freund Meyer, der Kunstmeyer hat
ihn in einem Aquarell porträtiert, wie er in
der Rolle seines Großkophta auf der Bühne
agiert.
Gründliche und eingehende Beschriftungen
von der Hand des bekannten Goethe-Biblio-
philen Hans Kasten, des Verfassers des Samm-
lungskataloges, geben Auskunft über Art
und Bedeutung jedes einzelnen Stückes. Die
Ausstellung dieser bisher unbekannten Samm-
lung bietet durch ihren Reichtum, ihre Viel-
seitigkeit und das Organische ihres Aufbaues
eine Fülle von Anregungen für alle Freunde
Goethes und der klassischen Literatur. E. W.
Käthe Kollwitz-
Ausstellung
Nach längeren mit der Künstlerin gemein-
sam getroffenen Vorbereitungen hat die G a -
lerieCommeter in Hamburg die vor
kurzem bereits angekündigte zweite große
Kollwitz-Ausstellung eröffnet. Diese bedeu-
tende Schau ist eine wichtige Ergänzung zu
der an gleicher Stelle vor etwa zwei Jahren
veranstalteten Ausstellung. Sie enthält zu-
nächst die neuen, in den letzten Jahren entstan-
denen und bisher noch nicht gezeigten graphi-
schen Blätter, sowie eine umfangreiche Samm-
lung ihrer schönsten älteren und neueren Hand-
zeichnungen. — Außerdem sind neben einigen
ihrer bekannten Werke, darunter den monumen-
talen Arbeiten: „Bauernkrieg“, „Frau mit to-
tem Kind“, „Losbruch“, „Carmagnole“, „Ar-
beitslos“, „Tod und Frau“, „Zertretene“ eine
Anzahl sehr seltener und wenig bekannter
graphischer Blätter aus ihren verschiedenen
Schaffensepochen zu sehen, die für die Freunde
und Sammler Kollwitzscher Graphik besonde-
ren Reiz und Interesse haben dürften.
Bildnisphotographien
Drahtplastiken
O. Nirenstein in Wien, bei dem man
immer wieder Anregungen empfängt, zeigt in
der Neuen Galerie eine Berliner Samm-
lung von Bildnisphotographien, die von der
Mitte des vorigen Jahrhunderts bis in unsere
Tage reicht und noch durch zahlreiche hand-
schriftliche Widmungen an Interesse gewinnt.
Es gibt wohl keine bedeutendere Persönlich-
keit aus der zweiten Hälfte des vorigen Jahr-
hunderts, die in dieser Schau fehlen würde.
Herrscher, Staatsmänner und Feldherren, Ge-
lehrte, Maler, Schriftsteller und Komponisten,
Schauspieler und Sänger haben sich hier in
verschiedenen Phasen ihres Lebens ein Stell-
dichein gegeben. Auch einige seltene Wieder-


Berthold Ordner, St. Georg
Drahtplastik
Ausstellung — Exposition — Exhibition:
Neue Galerie (O. Nirenstein), Wien

gaben denkwürdiger geschichtlicher Ereig-
nisse, darunter Photographien aus der Zeit der
Pariser Commune, haben in der Sammlung
Aufnahme gefunden.
Ganz kurios nehmen sich in diesem Rahmen
die Drahtplastiken des seit vier Jahren er-
blindeten ehemaligen Privatbeamten Berthold
Ordner (Abbildung oben) aus. Als
Material für seine Gestalten dient ihm Mes-
singdraht von verschiedener Stärke, als Werk-
zeug eine Zwick- und Flachzange. Der Draht
dient auch dem Umreißen der Figur, die nach
dem Festlegen des Umrisses erst in den
Breitendimensionen, dann im einzelnen durch-
geformt wird. Dabei strebt der Künstler die
möglichste Steigerung des Bewegungsein-
druckes an, so etwa, indem er Don Quichotes
Rosinante auf einer Kugel balancieren oder ein
anderes Pferd sich bäumen oder den Fechter
ausfallen läßt. Trotz des, wenn auch aus-
drucksfähigen, so doch die genaue Durchbil-
dung der Einzelheiten unmöglich machenden
Materials, sind Gebilde von unwahrscheinlich
anmutender Realität entstanden, denen gleich-
wohl zufolge der durch Material und Technik
bedingten andeutungsweisen Ausführung etwas
Mystisch-Unwirkliches anhaftet. St. P.-N.

HERMANN BALL
PAUL GRAUPE
BERLIN W10, TIERGARTENSTR.4
GEMÄLDE
NEUERER MEISTER
AUS
ZWEI BERLINER PRIVAT-
SAMMLUNGEN
VERSTEIGERUNG: AM 21. MÄRZ 1932
AUSSTELLUNG: VOM 17- BIS 19. MÄRZ 1932

LIEBERMANN


CORINTH


COURBET


KOLBE
 
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