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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 6.1932

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Nr. 10 (6. März)
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6

DIE WELT KUNST

Jahrg. VI, Nr. 10 vom 6. März


WäAmlAI e» vcn

Die Sicherung der Vatikanpaläste
Der Papst hat eine Untersuchungskommis-
sion ernannt, welche die einzelnen Palastteile
des Vatikans auf ihre Sicherheit hin zu unter-
suchen hat. Irgendwelcher noch so geringer
Verdacht einer Einsturzgefahr soll zu um-
gehenden grundlegenden Umbauten und Neu-
fundamentierungen führen. Diese Kommission
hat in dem Monat nach dem Bibliothekeinsturz
die ersten Untersuchungen durchgeführt und
festgestellt, daß es als ausgeschlossen gelten
kann, daß die elektrische Zentrale, die als
Hauptgefahrenmoment betrachtet wurde, die
Gebäude oder auch nur die Wandfresken in
Gefahr bringe. Nichtsdestoweniger wird nun
aber die Zentrale vollkommen isoliert und mit
einer umfassenden Anlage sucht man auch die
leisesten Vibrationen abzufangen. Die Sorge
um Gefährdung war vor allem für Sixtina und
die Michelangelo-Fresken ausgesprochen wor-
den. In der Sixtina waren die Vibrationen
deutlich spürbar gewesen. Die Kommission hat
aber bei den Untersuchungen doch eine ganze
Reihe von gefährdeten Bauteilen im Komplex
der Vatikanpaläste festgestellt und arbeitet
zur Zeit einen Generalsicherungsplan aus, wel-
cher zum Teil außerordentlich schwierige
Stützungsbauten und Befestigungsanlagen er-
fordert. Die Arbeiten sollen beschleunigt vor-
genommen werden. —th.
Italienische Akademie-Ausgabe
der Italienreise des Rat Goethe
Die italienische Königliche Akademie be-
reitet eine Ausgabe des Manuskriptes der
Italienreise von Johann Caspar Goethe vor.
Dieses Manuskript befand sich bekanntlich im
Archiv in Weimar, war aber im Auslande ganz
unbekannt und auch in Deutschland nur wenig
benutzt. Da das Manuskript in Italienisch ab-
gefaßt ist, hat die italienische Regierung eine
Ausgabe dieses Dokumentes als den würdigsten
Beitrag zu der deutschen Goethefeier ange-
sehen. Das Manuskript ist dem Akademiker
Arturo Farinelli leihweise überlassen worden,
um die Ausgabe zu besorgen. Der Band wird
anläßlich der römischen Goethefeier, die im
April stattfindet, erscheinen. Die Ausgaben
der italienischen kgl. Akademie haben bisher
eine besonders sorgsame typographische Be-
handlung erfahren. G. R.
Neues jugoslawisches Museum
In Split wurde kürzlich ein neues Museum
für Malerei und Plastik eröffnet, das in einem
eigenen modernen Gebäude untergebracht ist.
Die Hauptmeister neuerer dalmatinischer
Kunst, wie Bukovac, Rendie, Mestrovic, Rosan-
dic, Vidovic, Kljacovic, Miso Tartalja, Pala-
vicini u. a. sind größtenteils mit Hauptwerken
vertreten.
Rückgang
der französischen Buch-Produktion

Deutschen sind daran mit 90 Arbeiten, das
sind 12 mehr als im Vorjahr, beteiligt. In
deutscher Sprache herausgegeben wurden 1930
in Frankreich 14 Werke, drei weniger als 1929.
Verschiebung der Internationalen
Volkskunstausstellung
Für die seit mehreren Jahren vorbereitete
1. Internationale Volkskunstausstellung, die
vom 15. Mai bis 15. Oktober 1934 in Bern statt-
finden sollte, zeigt sich, wohl infolge der Wirt-
schaftslage, kein genügendes Interesse. Man
geht daher mit dem Gedanken um, die Aus-
stellung zu verschieben.
Josef Strzygowskis 70. Geburtstag
Am 7. März begeht einer der vielseitigsten
und bahnbrechendsten Vertreter der Kunst-
forschung, Hof rat Josef Strzygowski in Wien,
den 70. Geburtstag. Durch seine zahlreichen
Arbeiten, die sich übrigens auch mit Einzel-
problemen der italienischen und der deutschen
Kunstgeschichte befassen, hat er den Horizont
seiner Wissenschaft beträchtlich erweitert,

traditionelle byzantinisch-römische Christus-
darstellung, Christus auf dem Berg, von dem
die vier Ströme entspringen, zu Seiten die
12 Jünger in Gruppen. Aber außerhalb auf
den Seitenpfeilern sind zwei andere Christus-,
Papst- und Kaiserdarstellungen, die sehr
wichtig sind.
Münchener Altertumsverein
In der Sitzung vom 29. Februar legte
Kronprinz Rupprecht das Stammbuch
der Kurfürstin Elisabeth, Gemahlin Fried-
richs V. von der Pfalz, des „Winterkönigs“,
mit begleitenden Worten vor, in denen er dar-
auf hinwies, daß sich in diesem Buche die
wenigen glücklichen Jahre dieser ungewöhn-
lichen Frau widerspiegeln. Schon 1620 be-
reitete die Schlacht am Weißen Berge ihrem
Glück ein Ende. Vierzig Jahre lebte sie in
Holland in der Verbannung, nur darauf be-
dacht, ihrem Sohne das Erbe seiner Väter wie-
der zu gewinnen. Das Album mit seinen zum
Teil hervorragend gemalten Wappen und Alle-
gorien ist für den Geschichtsforscher, Heral-
diker und Graphologen gleicherweise von In-
teresse. Bezüglich des Grafen Thomas Ho-


Canaletto, Kirche in Venedig
Eglise ä Venise — Venetian church
Leinwand — Toile — Canvas, 35:43 cm — Coll. A. Wollenberg, Berlin — Kat. Nr. 205
Versteigerung — Vente — Sale: Rudolph Lepke, Berlin, 17. März 1932

In Frankreich ist trotz der günstigen wirt-
schaftlichen Lage die literarische Produktion
seit 1928 stetig zurückgegangen. Für 1930
wird die Herausgabe von Büchern, Musikalien
und Kunstblättern mit insgesamt 13 823 an-
gegeben, eine um 606 niedrigere Zahl als die
des vorausgegangenen Jahres. An dem Rück-
gang der literarischen Veröffentlichungen sind
Medizin, Geschichte, Mathematik und Geogra-
phie besonders stark beteiligt. Verhältnis-
mäßig groß ist auch die Abnahme der Werke
aus den Gebieten der Literaturgeschichte, der
Schönen Künste, der Architektur und Musik.
Aber auch die Roman-Neuerscheinungen haben
bei einer Zahl von 2273 eine Verminderung von
353 gegenüber 1929 erfahren. Bei Biographien
und Memoiren, bei naturwissenschaftlichen und
landwirtschaftlichen Werken, bei Büchern über
Religion und Unterricht haben sich die Neu-
ausgaben erhöht. Die Zahl der Übersetzungen
aus anderen Sprachen betrug 473 und damit
43 mehr als 1929. Übertragungen aus dem

SERGE ROCHE

PARIS »• A, rus VlotoMVIassA


namentlich die vorderasiatische Kunst ein-
bezogen, die Stellung der nordischen Kunst
festgelegt und durch Aufdeckung der Berüh-
rungen zwischen beiden Grundlegendes für die
Entstehungsgeschichte der mittelalterlichen
Kunst geleistet. Nicht minder bedeutsam sind
seine Anregungen für Grundfragen der Kunst-
forschung überhaupt gewesen. Strzygowski ist
zu Biala in Österreichisch-Schlesien geboren
und lehrte von 1887—92 in Wien, bis 1909 in
Graz, seitdem wieder in Wien. Er ist Mitglied
der Akademien von München und Krakau und
der Ukrainischen Gesellschaft der Wissen-
schaften in Lemberg.
Das Triklinium Leo's III
Leo III. (795—816) hatte in Rom und ganz
besonders in seiner Residenz, dem Lateran,
wichtige Bauten vorgenommen, die nicht voll-
kommen verschwunden sind. Eines der be-
deutsamsten Werke war der „Speisesaal des
Patriarchats“, das in der römischen Geschichte
der Kirchenarchitektur unter dem Namen
Triclinium Leonianum bekannt ist; es wurde
von Leo IV. schon 60 Jahre nach der Errich-
tung restauriert, dann aber kümmerte sich
nahezu ein Jahrtausend niemand um das edle
Bauwerk mit seinen bemerkenswerten Mo-
saiken. Erst Urban VIII. und genauer, sein
Neffe, der Kardinal Francesco Barberini, hat
ein leicht veränderndes Wiederherstellungs-
werk vornehmen lassen, aber sei es durch den
Brand des Laterans, sei es durch andere Zer-
störungen, schon zur Zeit der Barberini
existierte von dem Triklinium nur noch ein
Porticus, oder wie er genannt wird: die
tribuna maggiore. Sie ist allerdings so be-
merkenswert in ihrer Mosaikbehandlung, daß
schon Clemens XII., der sich um die Erweite-
rung des Lateranspalastes und die Platz-
anlagen um San Giovanni hochverdient ge-
macht hat, die Tribuna an eine sichtbarere
Stelle transportiert wissen wollte. Bei diesem
Transport aber zerbrach alles. Und erst
Papst Lambertini hat das Mosaik wieder zu-
sammensetzen lassen. Die Jahrhunderte von
1743 bis heute haben das Mosaik erneut in
Gefahr gebracht und jetzt ist es in dreijähriger
mühevoller Arbeit durch das Studio di
mosaico des Vatikans gerettet worden. Das
Mosaik ist deswegen bemerkenswert, weil es
wohl die einzige zeitgenössische Darstellung
Karls des Großen in Rom aufbewahrt. In der
Mittelpartie der Tribüne befindet sich die

ward von Arundel, dessen Eintragung sich in
dem Stammbuche findet — sein Familienpor-
trät von Rubens hängt bekanntlich in der
Alten Pinakothek — berichtet Dr. Bechthold,
daß er der Fürstin in ihrem Unglück beige-
standen und für sie eine Reise an den Wiener
Hof unternommen hat, auf die er den Kupfer-
stecher Wenzel Hollar mitnahm, damit er die
Sehenswürdigkeiten im Bilde festhalten solle.
Merkwürdigerweise ist dann die Reisebeschrei-
bung ohne die Kupferstiche erschienen. Arun-
del besaß in England eine große Galerie, nach
der Hollar, den er dahin mitnahm, Radierungen
anfertigte. Er ließ durch einen eigenen Agen-
ten in Griechenland antike Skulpturen an-
kaufen, die heute in der Universität Oxford
stehen. — Von den anderen Objekten dieses
Abends verdient noch ein Limoges-Kruzifix
Erwähnung, das der Vorsitzende, Prof. Wolter,
vorzeigte. Es zeichnet sich durch die hervor-
ragende Erhaltung des Schmelzwerkes aus. F.
Wie erkennt man Kunstfälschungen?
Einen gedrängten Kursus über diesen
Gegenstand gab der Berliner Kunsthistoriker
Prof. Adolph Goldschmidt in einem
öffentlichen Vortrag der Preußischen
Akademie der Wissenschaften. Die
Beispiele wählte er dabei aus einem Gebiet,
das er als erste Autorität beherrscht, der
mittelalterlichen Elfenbeinplastik, betonte
aber, daß die Methoden der Fälschung und
daher auch ihrer Erkennung sich überall mehr
oder weniger gleichen. Indem er Original und
Falsifikat im Lichtbild nebeneinander stellte,
zeigte er, wie historische Unkenntnis des Fäl-
schers, Mißverstehen der Vorlage, Uebertrei-
bung bei künstlich hergestellten Verletzungen
und Abnutzungen, die gelegentlich auch an
Stellen angebracht werden, wo sie im natür-
lichen Lauf der Dinge nicht eintreten, dazu
führen können, die Fälschung zu entlarven.
Dazu sind natürlich vor allem eindringende
historische Kenntnisse, in vielen Fällen auch
entsprechende Materialkenntnisse nötig. Immer
mehr bedient man sich heute chemischer und
physikalischer Mittel, durch die zum Beispiel
in den Farben Substanzen festgestellt werden
können, die in alter Zeit noch unbekannt
waren. Ultraviolette Bestrahlung erweist ver-
schiedene Altersstufen. Schwieriger ist die
Unterscheidung in sich einheitlicher Gegen-
stände; manchen gerade in neuester Zeit zur
Anwendung kommenden Methoden steht der

Vortragende zweifelnd gegenüber, da sich h*e._
noch alles in der Entwicklung befindet. I*Tel
lieh, Kenner und Fälscher, so schloß el
humorvoll, erziehen sich gegenseitig zu im®e
größerer Vervollkommnung.
Düsseldorfs Akademie-Sammlunge|1
Nach Verhandlungen, die zwischen del1'
Kultusminister, dem Regierungspräsident^’
der Leitung der Düsseldorfer Akademie
dem Oberbürgermeister geführt worden siw’
übergibt Preußen der Stadt die Kunstsamrnlu1”
gen der Akademie als dauernde Leihgabe. D'e
Gemäldesammlung, einschließlich des deJ
Kunstakademie schon bisher als Leihgaü
überlassenen Besitzes der Staatlichen Musee":
darunter die „Himmelfahrt Mariae“ Uw
„Venus und Adonis“ von Rubens sowie bede"'
tende Werke von Bellini, Cranach u. a.,
Handzeichnungen, Graphik und Plastik werde'1
im Städtischen Kunstmuseum, teilweise aü"*1
im Historischen Museum untergebracht wer'
den; auch kommen Teile der Büchersammlü"^
der Akademie an die Landes- und Stadt'
bibliothek.

Hans Molfenter
Das Kunsthaus Schalter in Stuft'
gart zeigte im Februar u. a. eine Reihe ga"?
ausgezeichneter Tier- und Landschaftsskizz6'1
des Malers Hans Molfenter. Die Ausstelluw
hat in Stuttgart begeisterte Aufnahme gefu'1'
den und zu einem ganz unerwarteten Verkauft
erfolg geführt. Von den ausgestellten 51 Wel"
ken sind 19 verkauft worden. Einen großeI'
Teil davon hat die Stadt Stuttgart für ih*®
Galerie erworben. Molfenters Stärke ist ei"®
schlagende Kürze der Bildprägung; man sp"1'
es diesen rasch hingeworfenen Skizzen an, da*'
sie das Ergebnis unendlicher Beobachtung uw
liebevollster Versenkung in den Gegensta"®
sind. Der Künstler unterscheidet sich auch d"
durch vorteilhaft von den Zeitgenossen, daß eJ
allerstrengste Selbstkritik übt, er vernicht"1
rücksichtslos jedes Werk, das nicht den höd1'
sten Ansprüchen genügt.

Verein der Künstlerinnen ,
Der „Verein der Künstlerinnen“ in Berl>
eröffnete am 5. März seine diesjährige Frühjahr’
ausstellung, bei der unsere Mitarbeiterin P"
Olga Bloch die Führung durch die Ausstellr»*’’
übernommen hatte.
Vortrag
Im Rahmen des März-Programms der „Ve(z
einigung aller Völker“ (Apa) hält unser M'._
arbeiter Dr. Alfred Kuhn am 8. März, K"1'”
fürstendamm 56, einen Vortrag über „Miete'"
angelo als Dichte r“.

UNTER KOLLEGE^



Das Opfer: Aber hören Sie, das ist
mein ganzes Monatsgehalt, das Sie mir
wegnehmen.
Der Strolch: Was, mehr verdienen S1®
nicht? Schämen sollten Sie sich ....

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Direktion und Sch ri f tlei tu ng : Dr. J. I. von S a x e. Redaktion: Dr. Werner Richard Deusch. Verantwortlich für Inhalt und Anzeigen: Fritz-Eduard Hartmann, Berlin-Friedenau. — Erscheint
Weltkunst-Verlag G. m. b. H., Berlin W 62. — Zuschriften sind an die Direktion der Weltkünst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76—77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseratentarif auf
Verlangen. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte wird nicht übernommen und jegliche Verantwor¬
tung, auch hinsichtlich des Veröffentlichungstermins und der Rücksendung, abgelehnt. Der Verlag übernimmt durch Erwerbung eines Manuskripts alle Verlagsrechte für dasselbe. Druck H. S. Hermann G. m. b. II., Berlin SW 1°
 
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