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DIE WELT KUNST
Jahrg. VI, Nr. 14 vom 3. April 19^
em vcn Uebearall
Mussolini
greift in den Kampf um Rom ein
„Ohne falsche Bescheidenheit kann ich
mich als der geistige Vater des neuen römi-
schen Stadtbauplans bezeichnen.“ Mit diesen
Worten hat Mussolini in den Kampf um Rom
eingegriffen und ihn zur Entscheidung ge-
bracht. In seiner langen und mit jener für
Mussolini so typischen Art, die gefährlichsten
Punkte einer Frage direkt anzugreifen, hat
der Diktator den neuen Stadtbauplan be-
sprochen. Die wichtigsten Punkte dieser Rede
sind, daß offensichtlich auch in dem neuen
Stadtbauplan Fehler gemacht worden sind, so
sei der Umbau der Tiberinsel fraglos ein
schwerer Irrtum, die Lösung an der wichtig-
sten Zone von Magnanapoli sei ausgesprochen
ein Unglücksfall. Nichtsdestoweniger sei aber
mit der Zweiteilung Roms in eine antike und
eine moderne Stadt die denkbar beste und
bestdurchführbare Lösung gefunden. Musso-
lini griff die wuchtigste Frage auf, die der
pittoresken Schönheit Roms, die immer wieder
Verteidiger gefunden hat, und sagte: „All der
pittoreske Schmutz fällt der Spitzhacke an-
heim; er ist dazu verurteilt, zu fallen, und
zwar im Namen des Anstandes, der Hygiene
und, wenn Ihr so wollt, der Schönheit der
Hauptstadt.“
Rom mit seiner starken Geburtenzahl und
einem noch größeren Zuzug wächst in einem
rasenden Tempo; die letzten 200 000 Personen
Zuwachs sind in drei Jahren erreicht worden,
die Wagenzahl ist auf 30 000 gestiegen und
Mussolini schätzt ihre Zahl innerhalb von wei-
teren drei Jahren auf 60 000. Mit einem
solchen Massenanwuchs aber ist nach Ansicht
Mussolinis gerade die Möglichkeit einer
Rettung des antiken und künstlerisch wert-
vollen Roms gegeben. Die neue Bevölkerung
wird in neuen Straßenzügen über die Hügel
und nach dem Meere zu abgeleitet; dadurch
wird das klassische Rom entlastet. Die Ver-
schiebungen erlauben nicht nur eine voll-
kommene Erhaltung der Ruinen, sondern er-
möglichen, daß auch noch die bedeutsamen
Reste, welche zur Zeit eingebaut und ver-
graben sind, wieder auferstehen, und zwar in
einem Umfange, wie der gegenwärtige Stadt-
bauplan es nicht zu erkennen gibt. „Ich bin
stolz auf eins: den Römer wieder ans Meer
geführt zu haben und ihm zu verstehen zu
geben, daß die See nicht mehr als 20 Minuten
mit der elektrischen Bahn entfernt ist. In-
dem wir die ganze Bevölkerung Roms ver-
rücken, somit die Lage Roms nach dem Meere
und den Hügeln zu verschieben, entsteht die
Möglichkeit, alle alten und schlechten Häuser
des bisherigen Roms zu zerstören, Luft im
Zentrum Roms zu schaffen, hinreichend be-
fahrbare Straßen durch das Zentrum zu legen
und gleichzeitig die antike Größe und die be-
deutsamen Bauten des Mittelalters, der
Renaissance und des Barock auferstehen zu
lassen.“ Die neuen Gruppen der Demolitionen
im Zentrum Roms dehnen sich nunmehr schon
über die Kapitol-Trajansmärkte-Kolosseum-
zone hinaus aus und greifen in das Herz Roms
ein, in die dichtbebaute Ebene des Campo
Marzio, wo man die fürstlichen Paläste aus
dem Wirrwarr der mittelalterlichen Häuser,
die niedergerissen werden, herauszuschälen
trachtet. Gleichzeitig wird die Tiberstraße
weiterhin verbreitert, man vermindert somit
gerade die schlimmsten Viertel des „pitto-
resken Schmutzes“. G. R.
Neue italienische Akademiker
Soeben hat Mussolini zehn neue Akademiker
für die Accademia d’Italia ernannt, deren Aus-
wahl anscheinend das Ergebnis eines langen
polemischen Streites gewesen ist. Die neu-
ernannten künstlerischen Akademiker sind
zwei Bildhauer und ein Musiker. Der Musiker
ist Respighi. Die beiden Bildhauer, der 1856
geborene Sizilianer Domenico Trentacoste,
der in dem Ernennungsdekret als einer der
feinsten und edelsten Vertreter seiner Periode
bezeichnet wird, ferner der Triestiner Attilio
S e 1 v a „ dessen sehr fruchtbares Arbeiten
gerade in den letzten Jahren ihn zu einem der
vielbeschäftigsten Denkmalsbildhauer in einem
so denkmalfreudigen Land wie dem gegen-
wärtigen Italien machte. -th
Werbung für dieKunststadtMünchen
Unter diesem Titel richtet der um die Stadt
hochverdiente Kommerzienrat G. A. Baum-
gärtner, der Schöpfer des neuen Tierparks und
Organisator der Glaspalast-Künstlerhilfe, einen
Mahnruf an die Bevölkerung, in dem er zu
einer ideellen Werbung auffordert, die sich auf
die Vorzugsstellung und Eigenart Münchens
als Kunst-, Kultur- und Fremdenstadt stützt,
W. Grote-Hasenbalg
Berlin W 9, Lennestr. 12
B 2 Lützow 4739
Islamische Kunst
Alte Teppiche und Stoffe
Antiquitäten
w’ie es König Ludwig I. gegründet hat als
„Stadt, die jeder gesehen haben muß, der
Deutschland kennen will“. Im Gedenken
an den großen König schlägt er vor: eine
Jahrhundertfeier der Kunststadt
München, verbunden mit einer umfassenden
Ausstellung. Er vertritt den Standpunkt, daß
„die Mitwirkung und systematische Ein-
beziehung unserer Institute und Museen für
Kunst, Wissenschaft und Technik durch Sonder-
ausstellungen sich dabei ohne große Kosten
ebenso ermöglichen lassen müsse wie die bild-
hafte Zusammenfassung des gesellschaftlichen,
künstlerischen und wirtschaftlichen Münchener
Lebens von der Zeit der Gründung als Kunst-
stadt an bis auf den heutigen Tag“.
Damit ist zum ersten Male wieder eine An-
regung gegeben, die sich den großen Ausstel-
lungen der Vorkriegszeit dem Geiste nach
würdig anreiht. Niemand wird verkennen,
daß etwas geschehen muß. Hoffentlich finden
später Schloßhauptmann der Wartburg. — Die
Abteilung „Goethe und Düsseldorf“
wird von vielen Andenken an die Familie
Jacobi bestritten. Die Ausstellung zeigt über-
dies eine Reihe wichtiger Porträts und sonsti-
ges Material, das der Goethe-Forschung bis
jetzt unbekannt war. Veranstalter dieser
Goethe - Gedenkschau ist der Düsseldorfer
Kunsthistoriker Dr. Alfred Schubert im Ver-
ein mit der Leitung des Historischen Museums
daselbst.
Bibliophiler Dichterwettbewerb
Von der Erfahrung ausgehend, daß, im Ge-
gensatz zu anderen Ländern und Völkern, die
deutschen Dichter und Schriftsteller dem bi-
bliophilen Gedanken und der bibliophilen Be-
wegung nicht die wünschenswerte Teilnahme
entgegenbringen, schreibt die „Gesellschaft der
Bibliophilen“, die größte Gemeinschaft deut-
Tierteppich erste Hälfte 17. Jahrhundert, verm. Indoisphahan. 118,5X173 cm, geknüpft auf doppelter
baumwollener weißer Kette, weißem wollenem Einschuß und blauem umsponnenem baumwollenem
Schuß. 54 Knoten in der Höhe. 53 Knoten in der Breite auf 10 em
sich auch heute die Männer, welche das ideelle
Werbewesen aus der Lethargie erwecken, in die
es immer tiefer zu versinken droht.
Haydns zweihundertster Geburtstag
Am Ostermontag wurde in Rohrau bei Bruck
a. d. Leitha, dem Geburtsort J. Haydns, sein
zweihundertster Geburtstag festlich begangen.
An der Feier, die durch ein von Kardinal Piffl
zelebriertes Hochamt eingeleitet wurde und mit
der Enthüllung einer Gedenktafel an
Haydns Geburtshaus schloß, nahmen der
Bundespräsident, der Bundeskanzler, die
Minister und Vertreter der Länder Wien,
Niederösterreich und Burgenland teil. P.
Goethe-Gedenkschau in Düsseldorf
Im Historischen Museum der Stadt
Düsseldorf wird gegen Mitte Mai dieses Jahres
eine intime Goethe-Gedenkschau, Er-
innerungen an Weimar und Düssel-
dorf, veranstaltet. Die Schau umfaßt zahl-
reiche Porträts, Genrebilder, Landschaften
usw., die sich auf Goethe und seinen Kreis be-
ziehen. In der Hauptsache handelt es sich
um die erstmalige Zurschaustellung des um-
fangreichen und fesselnden künstlerischen
Nachlasses des Bernhard von Arns-
w a 1 d , eines bisher fast unbekannten Malers
und Radierers aus dem engeren Goethekreis.
Er wurde 1807 in Weimar geboren und in
jungen Jahren als Page am Hofe Karl Augusts
von Goethe in seiner künstlerischen Ausbildung
gefördert, schlug das Forstfach ein. und wurde
scher Bücherfreunde, einen Wettbewerb „Bi-
bliophile Novellen“ aus. Beteiligen können sich
daran alle Autoren deutscher Zunge mit un-
gedruckten Originalarbeiten, die das Leben mit
Büchern, das Erlebnis durch das Buch im wei-
testen Umfange, das Schicksal des Buches oder
des Sammlers gestalten. Die Arbeiten sind
bis zum 15. Juni an den Sekretär der Gesell-
schaft, Dr. E. Tuchmann in Berlin, einzu-
reichen; die Preiszuteilung, über die Fedor von
Zobeltitz, Rudolf Alexander Schröder, Alfred
Richard Meyer, Hanns Martin Elster, Gabriele
Eckehard und Emil F. Tuchmann entscheiden,
findet am 15. Juli statt. Der erste Preis be-
trägt 500, der zweite 250 Mark; durch die Zu-
erkennung erwirbt die Gesellschaft das Recht,
die Arbeit in ihrer Zeitschrift oder auch als
Einzel- oder Sammelband zum Erstdruck zu
bringen. Weitere Einsendungen können an-
gekauft werden.
Murillo-Feier
Anläßlich des 250. Todestags von Murillo
veranstaltet die Deutsch-Spanische
Gesellschaft am 3. April, vormittags
11 Uhr, im Aulagebäude der Universität eine
Feier, bei der Geh. Rat W. Waetzoldt
über „Murillo und die deutsche Kunstwissen-
schaft“, Dr. A. Kuhn über „Die Stellung Mu-
rillos in der spanischen Kunst“ sprechen
werden. *
I nformation
Die bekannte Karlsruher Kunsthandlung Ge-
schwister Moos begeht am 1. April die Feier
ihres 30jährigen Bestehens.
Ein persischer Tierteppich
Es war ein kühnes Unternehmen, das nur
ein in orientalischer Ornamentik erzogene0
Künstlerauge verarbeiten konnte, natura'
listische Tiere in die strenger Symmetrie f°*'
gende islamische Ornamentik hineinzuarbeiten-
Nur in der besten Zeit und nur in bestimmten
Manufakturen ist es überhaupt möglich ge'
wesen, Tierteppiche zu knüpfen. Deshalb wirkt
ihr Vorkommen im internationalen Kunst'
handel stets wie eine Sensation, und Jahre
vergehen, bevor wieder einmal ein Stück auf'
taucht. Gewiß, auch späterhin sind Tier'
teppiche entstanden, dann aber verbildet in der
Wiedergabe oder, ohne symmetrische Anord'
nung. Besonders selten sind kleine Stücke,
in denen Tiere vorkommen, weil meist kleine
Teppiche aus der klassischen Zeit GebetS'
teppiche sind, die in Persien aus rituellen
Gründen figurale Darstellungen nicht haben
dürfen.
Tierteppiche sind deshalb im internationalen
Handel begehrt, weil nur in einer wirklich
klassischen Epoche künstlerisch gute Stück®
entstehen konnten und diese Darstellungen
immer viel seltener waren, als Teppiche rnit
rein florealem Dessin. In unserem Stück folgt
die Rankenführung und Anordnung der Blu-
men streng geometrischen Grundsätzen-
Symmetrisch sind auch die Tierfiguren hirieinge-
setzt, zusammen mit den Wolkenbändern. Wi®
der Löwe den Stier anspringt, diese Form wird
verschieden wiedergegeben. Teils stürzt er
über den Rücken seines Opfers, teils springt er
ihn von der Seite an, wie hier. Die erste Dar'
Stellung finden wir u. a. auf einem Tierteppich
des Victoria- and Albert-Museums in London,
die Auffassung unseres Stückes auf dem wol-
lenen Tierteppich des österreichischen Museum^
für Kunst und Industrie in Wien. Gerade da»
letztere Stück, ein Fragment, hat bis in die
Borte hinein so viel starke Berührungspunkte
auch in der fortlaufenden alternierenden
Wellenranke, daß beide Stücke noch unbedingt
zusammengehören. Gewiß, der Stil des Frag-
ments ist reicher gestaltet, aber es ist nur ein
Fragment und ein Unikum zugleich. Es ist
fraglos der erste kühne Entwurf eines Künst-
lers der Hofmanufaktur, aber die Zusammen-
hänge mit unserem vorliegenden Stück sind
doch so stark, daß sie zeitlich nicht weit aus-
einanderliegen können. Die Abweichungen
lassen erkennen, daß nach diesem Entwurf eine
andere Manufaktur gearbeitet hat. Mit Schah
Abbas II., d. h. um die Mitte des 17. Jahrhun-
derts, beginnt eine ganz andere Epoche. Rück-
flutend kommen wieder aus Indien ursprüng-
lich persische, aber indisch verarbeitete Motive,
die reich in den Details, sich zu Gruppen und
Rapporten formen, unter Vernachlässigung
großzügiger. Raumaufteilung. Die Teppiche der
Grab-Moschee von Kum, die auf der letzten
Persischen Schau in London durch Technik, sei-
denes Material und Farben glänzten, aber im
Gesamtentwurf nicht das sind, was man noch
mit einer klassischen Epoche bezeichnen kann,
sprechen eine zu beredte Sprache. Was für die
Grab-Moschee eines Schahs geknüpft war, war
nach Geschmack und Zeitauffassung auch im
Entwurf das Beste, was ein Land für seinen
Herrscher hervorbringen konnte. Sie sind
grundverschieden von diesem Teppich, als daß
selbst ein Laie Ähnlichkeiten zwischen beide’1
entdecken könnte.
*
Afrikanische Plastik in der Berliner
Secession
Am Donnerstag, den 7. April, eröffnet di0
Berliner Secession eine Ausstellung von ausg6'
wählten Werken Afrikanischer Kunst aus dem Be'
sitz der staatlichen Museen und führender deut'
scher Privatsammlungen. Die kunstwissenschaft'
liehe Beratung liegt in den Händen unseres Mit-
arbeiters Dr. E. v. S y d o w.
UNTER KOLLEGEN
— Sie können sich ruhig verstecken,
Schlauberger, ich sehe Sie doch . . .
KUNSTHAUS MALMEDE
vormals Malmede & Geissendörfer, gegr. 189?
Köln a. Rhein
Unter Sachsenhausen 33
Antike Kunst
in Gemälden, Plastik, Gobelins, Möbeln,
Antiquitäten
Ankauf Verkauf
Direktion und Sehr if tleltu n g : Dr. J. I. von 8 a x e. Redaktion: Dr. Werner Richard Deusch. Verantwortlich für Inhalt und Anzeigen: Frltz-Eduard Hartmann, Berlin-Friedenau. — Erscheint WJ-f
Weltkunst-Verlag G. m. b. H., Berlin W 62. — Zuschriften sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76—77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseratentaru
Verlangen. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte wird nicht übernommen und jegliche Vera
tung, auch hinsichtlich des Veröffentlichungstermins und der Rücksendung, abeelehnt. Der Verlag übernimmt durch Erwerbung eines Manuskripts alle Verlagsrechte für dasselbe. Druck H. S. Hermann G. m. b. H., Berlin
DIE WELT KUNST
Jahrg. VI, Nr. 14 vom 3. April 19^
em vcn Uebearall
Mussolini
greift in den Kampf um Rom ein
„Ohne falsche Bescheidenheit kann ich
mich als der geistige Vater des neuen römi-
schen Stadtbauplans bezeichnen.“ Mit diesen
Worten hat Mussolini in den Kampf um Rom
eingegriffen und ihn zur Entscheidung ge-
bracht. In seiner langen und mit jener für
Mussolini so typischen Art, die gefährlichsten
Punkte einer Frage direkt anzugreifen, hat
der Diktator den neuen Stadtbauplan be-
sprochen. Die wichtigsten Punkte dieser Rede
sind, daß offensichtlich auch in dem neuen
Stadtbauplan Fehler gemacht worden sind, so
sei der Umbau der Tiberinsel fraglos ein
schwerer Irrtum, die Lösung an der wichtig-
sten Zone von Magnanapoli sei ausgesprochen
ein Unglücksfall. Nichtsdestoweniger sei aber
mit der Zweiteilung Roms in eine antike und
eine moderne Stadt die denkbar beste und
bestdurchführbare Lösung gefunden. Musso-
lini griff die wuchtigste Frage auf, die der
pittoresken Schönheit Roms, die immer wieder
Verteidiger gefunden hat, und sagte: „All der
pittoreske Schmutz fällt der Spitzhacke an-
heim; er ist dazu verurteilt, zu fallen, und
zwar im Namen des Anstandes, der Hygiene
und, wenn Ihr so wollt, der Schönheit der
Hauptstadt.“
Rom mit seiner starken Geburtenzahl und
einem noch größeren Zuzug wächst in einem
rasenden Tempo; die letzten 200 000 Personen
Zuwachs sind in drei Jahren erreicht worden,
die Wagenzahl ist auf 30 000 gestiegen und
Mussolini schätzt ihre Zahl innerhalb von wei-
teren drei Jahren auf 60 000. Mit einem
solchen Massenanwuchs aber ist nach Ansicht
Mussolinis gerade die Möglichkeit einer
Rettung des antiken und künstlerisch wert-
vollen Roms gegeben. Die neue Bevölkerung
wird in neuen Straßenzügen über die Hügel
und nach dem Meere zu abgeleitet; dadurch
wird das klassische Rom entlastet. Die Ver-
schiebungen erlauben nicht nur eine voll-
kommene Erhaltung der Ruinen, sondern er-
möglichen, daß auch noch die bedeutsamen
Reste, welche zur Zeit eingebaut und ver-
graben sind, wieder auferstehen, und zwar in
einem Umfange, wie der gegenwärtige Stadt-
bauplan es nicht zu erkennen gibt. „Ich bin
stolz auf eins: den Römer wieder ans Meer
geführt zu haben und ihm zu verstehen zu
geben, daß die See nicht mehr als 20 Minuten
mit der elektrischen Bahn entfernt ist. In-
dem wir die ganze Bevölkerung Roms ver-
rücken, somit die Lage Roms nach dem Meere
und den Hügeln zu verschieben, entsteht die
Möglichkeit, alle alten und schlechten Häuser
des bisherigen Roms zu zerstören, Luft im
Zentrum Roms zu schaffen, hinreichend be-
fahrbare Straßen durch das Zentrum zu legen
und gleichzeitig die antike Größe und die be-
deutsamen Bauten des Mittelalters, der
Renaissance und des Barock auferstehen zu
lassen.“ Die neuen Gruppen der Demolitionen
im Zentrum Roms dehnen sich nunmehr schon
über die Kapitol-Trajansmärkte-Kolosseum-
zone hinaus aus und greifen in das Herz Roms
ein, in die dichtbebaute Ebene des Campo
Marzio, wo man die fürstlichen Paläste aus
dem Wirrwarr der mittelalterlichen Häuser,
die niedergerissen werden, herauszuschälen
trachtet. Gleichzeitig wird die Tiberstraße
weiterhin verbreitert, man vermindert somit
gerade die schlimmsten Viertel des „pitto-
resken Schmutzes“. G. R.
Neue italienische Akademiker
Soeben hat Mussolini zehn neue Akademiker
für die Accademia d’Italia ernannt, deren Aus-
wahl anscheinend das Ergebnis eines langen
polemischen Streites gewesen ist. Die neu-
ernannten künstlerischen Akademiker sind
zwei Bildhauer und ein Musiker. Der Musiker
ist Respighi. Die beiden Bildhauer, der 1856
geborene Sizilianer Domenico Trentacoste,
der in dem Ernennungsdekret als einer der
feinsten und edelsten Vertreter seiner Periode
bezeichnet wird, ferner der Triestiner Attilio
S e 1 v a „ dessen sehr fruchtbares Arbeiten
gerade in den letzten Jahren ihn zu einem der
vielbeschäftigsten Denkmalsbildhauer in einem
so denkmalfreudigen Land wie dem gegen-
wärtigen Italien machte. -th
Werbung für dieKunststadtMünchen
Unter diesem Titel richtet der um die Stadt
hochverdiente Kommerzienrat G. A. Baum-
gärtner, der Schöpfer des neuen Tierparks und
Organisator der Glaspalast-Künstlerhilfe, einen
Mahnruf an die Bevölkerung, in dem er zu
einer ideellen Werbung auffordert, die sich auf
die Vorzugsstellung und Eigenart Münchens
als Kunst-, Kultur- und Fremdenstadt stützt,
W. Grote-Hasenbalg
Berlin W 9, Lennestr. 12
B 2 Lützow 4739
Islamische Kunst
Alte Teppiche und Stoffe
Antiquitäten
w’ie es König Ludwig I. gegründet hat als
„Stadt, die jeder gesehen haben muß, der
Deutschland kennen will“. Im Gedenken
an den großen König schlägt er vor: eine
Jahrhundertfeier der Kunststadt
München, verbunden mit einer umfassenden
Ausstellung. Er vertritt den Standpunkt, daß
„die Mitwirkung und systematische Ein-
beziehung unserer Institute und Museen für
Kunst, Wissenschaft und Technik durch Sonder-
ausstellungen sich dabei ohne große Kosten
ebenso ermöglichen lassen müsse wie die bild-
hafte Zusammenfassung des gesellschaftlichen,
künstlerischen und wirtschaftlichen Münchener
Lebens von der Zeit der Gründung als Kunst-
stadt an bis auf den heutigen Tag“.
Damit ist zum ersten Male wieder eine An-
regung gegeben, die sich den großen Ausstel-
lungen der Vorkriegszeit dem Geiste nach
würdig anreiht. Niemand wird verkennen,
daß etwas geschehen muß. Hoffentlich finden
später Schloßhauptmann der Wartburg. — Die
Abteilung „Goethe und Düsseldorf“
wird von vielen Andenken an die Familie
Jacobi bestritten. Die Ausstellung zeigt über-
dies eine Reihe wichtiger Porträts und sonsti-
ges Material, das der Goethe-Forschung bis
jetzt unbekannt war. Veranstalter dieser
Goethe - Gedenkschau ist der Düsseldorfer
Kunsthistoriker Dr. Alfred Schubert im Ver-
ein mit der Leitung des Historischen Museums
daselbst.
Bibliophiler Dichterwettbewerb
Von der Erfahrung ausgehend, daß, im Ge-
gensatz zu anderen Ländern und Völkern, die
deutschen Dichter und Schriftsteller dem bi-
bliophilen Gedanken und der bibliophilen Be-
wegung nicht die wünschenswerte Teilnahme
entgegenbringen, schreibt die „Gesellschaft der
Bibliophilen“, die größte Gemeinschaft deut-
Tierteppich erste Hälfte 17. Jahrhundert, verm. Indoisphahan. 118,5X173 cm, geknüpft auf doppelter
baumwollener weißer Kette, weißem wollenem Einschuß und blauem umsponnenem baumwollenem
Schuß. 54 Knoten in der Höhe. 53 Knoten in der Breite auf 10 em
sich auch heute die Männer, welche das ideelle
Werbewesen aus der Lethargie erwecken, in die
es immer tiefer zu versinken droht.
Haydns zweihundertster Geburtstag
Am Ostermontag wurde in Rohrau bei Bruck
a. d. Leitha, dem Geburtsort J. Haydns, sein
zweihundertster Geburtstag festlich begangen.
An der Feier, die durch ein von Kardinal Piffl
zelebriertes Hochamt eingeleitet wurde und mit
der Enthüllung einer Gedenktafel an
Haydns Geburtshaus schloß, nahmen der
Bundespräsident, der Bundeskanzler, die
Minister und Vertreter der Länder Wien,
Niederösterreich und Burgenland teil. P.
Goethe-Gedenkschau in Düsseldorf
Im Historischen Museum der Stadt
Düsseldorf wird gegen Mitte Mai dieses Jahres
eine intime Goethe-Gedenkschau, Er-
innerungen an Weimar und Düssel-
dorf, veranstaltet. Die Schau umfaßt zahl-
reiche Porträts, Genrebilder, Landschaften
usw., die sich auf Goethe und seinen Kreis be-
ziehen. In der Hauptsache handelt es sich
um die erstmalige Zurschaustellung des um-
fangreichen und fesselnden künstlerischen
Nachlasses des Bernhard von Arns-
w a 1 d , eines bisher fast unbekannten Malers
und Radierers aus dem engeren Goethekreis.
Er wurde 1807 in Weimar geboren und in
jungen Jahren als Page am Hofe Karl Augusts
von Goethe in seiner künstlerischen Ausbildung
gefördert, schlug das Forstfach ein. und wurde
scher Bücherfreunde, einen Wettbewerb „Bi-
bliophile Novellen“ aus. Beteiligen können sich
daran alle Autoren deutscher Zunge mit un-
gedruckten Originalarbeiten, die das Leben mit
Büchern, das Erlebnis durch das Buch im wei-
testen Umfange, das Schicksal des Buches oder
des Sammlers gestalten. Die Arbeiten sind
bis zum 15. Juni an den Sekretär der Gesell-
schaft, Dr. E. Tuchmann in Berlin, einzu-
reichen; die Preiszuteilung, über die Fedor von
Zobeltitz, Rudolf Alexander Schröder, Alfred
Richard Meyer, Hanns Martin Elster, Gabriele
Eckehard und Emil F. Tuchmann entscheiden,
findet am 15. Juli statt. Der erste Preis be-
trägt 500, der zweite 250 Mark; durch die Zu-
erkennung erwirbt die Gesellschaft das Recht,
die Arbeit in ihrer Zeitschrift oder auch als
Einzel- oder Sammelband zum Erstdruck zu
bringen. Weitere Einsendungen können an-
gekauft werden.
Murillo-Feier
Anläßlich des 250. Todestags von Murillo
veranstaltet die Deutsch-Spanische
Gesellschaft am 3. April, vormittags
11 Uhr, im Aulagebäude der Universität eine
Feier, bei der Geh. Rat W. Waetzoldt
über „Murillo und die deutsche Kunstwissen-
schaft“, Dr. A. Kuhn über „Die Stellung Mu-
rillos in der spanischen Kunst“ sprechen
werden. *
I nformation
Die bekannte Karlsruher Kunsthandlung Ge-
schwister Moos begeht am 1. April die Feier
ihres 30jährigen Bestehens.
Ein persischer Tierteppich
Es war ein kühnes Unternehmen, das nur
ein in orientalischer Ornamentik erzogene0
Künstlerauge verarbeiten konnte, natura'
listische Tiere in die strenger Symmetrie f°*'
gende islamische Ornamentik hineinzuarbeiten-
Nur in der besten Zeit und nur in bestimmten
Manufakturen ist es überhaupt möglich ge'
wesen, Tierteppiche zu knüpfen. Deshalb wirkt
ihr Vorkommen im internationalen Kunst'
handel stets wie eine Sensation, und Jahre
vergehen, bevor wieder einmal ein Stück auf'
taucht. Gewiß, auch späterhin sind Tier'
teppiche entstanden, dann aber verbildet in der
Wiedergabe oder, ohne symmetrische Anord'
nung. Besonders selten sind kleine Stücke,
in denen Tiere vorkommen, weil meist kleine
Teppiche aus der klassischen Zeit GebetS'
teppiche sind, die in Persien aus rituellen
Gründen figurale Darstellungen nicht haben
dürfen.
Tierteppiche sind deshalb im internationalen
Handel begehrt, weil nur in einer wirklich
klassischen Epoche künstlerisch gute Stück®
entstehen konnten und diese Darstellungen
immer viel seltener waren, als Teppiche rnit
rein florealem Dessin. In unserem Stück folgt
die Rankenführung und Anordnung der Blu-
men streng geometrischen Grundsätzen-
Symmetrisch sind auch die Tierfiguren hirieinge-
setzt, zusammen mit den Wolkenbändern. Wi®
der Löwe den Stier anspringt, diese Form wird
verschieden wiedergegeben. Teils stürzt er
über den Rücken seines Opfers, teils springt er
ihn von der Seite an, wie hier. Die erste Dar'
Stellung finden wir u. a. auf einem Tierteppich
des Victoria- and Albert-Museums in London,
die Auffassung unseres Stückes auf dem wol-
lenen Tierteppich des österreichischen Museum^
für Kunst und Industrie in Wien. Gerade da»
letztere Stück, ein Fragment, hat bis in die
Borte hinein so viel starke Berührungspunkte
auch in der fortlaufenden alternierenden
Wellenranke, daß beide Stücke noch unbedingt
zusammengehören. Gewiß, der Stil des Frag-
ments ist reicher gestaltet, aber es ist nur ein
Fragment und ein Unikum zugleich. Es ist
fraglos der erste kühne Entwurf eines Künst-
lers der Hofmanufaktur, aber die Zusammen-
hänge mit unserem vorliegenden Stück sind
doch so stark, daß sie zeitlich nicht weit aus-
einanderliegen können. Die Abweichungen
lassen erkennen, daß nach diesem Entwurf eine
andere Manufaktur gearbeitet hat. Mit Schah
Abbas II., d. h. um die Mitte des 17. Jahrhun-
derts, beginnt eine ganz andere Epoche. Rück-
flutend kommen wieder aus Indien ursprüng-
lich persische, aber indisch verarbeitete Motive,
die reich in den Details, sich zu Gruppen und
Rapporten formen, unter Vernachlässigung
großzügiger. Raumaufteilung. Die Teppiche der
Grab-Moschee von Kum, die auf der letzten
Persischen Schau in London durch Technik, sei-
denes Material und Farben glänzten, aber im
Gesamtentwurf nicht das sind, was man noch
mit einer klassischen Epoche bezeichnen kann,
sprechen eine zu beredte Sprache. Was für die
Grab-Moschee eines Schahs geknüpft war, war
nach Geschmack und Zeitauffassung auch im
Entwurf das Beste, was ein Land für seinen
Herrscher hervorbringen konnte. Sie sind
grundverschieden von diesem Teppich, als daß
selbst ein Laie Ähnlichkeiten zwischen beide’1
entdecken könnte.
*
Afrikanische Plastik in der Berliner
Secession
Am Donnerstag, den 7. April, eröffnet di0
Berliner Secession eine Ausstellung von ausg6'
wählten Werken Afrikanischer Kunst aus dem Be'
sitz der staatlichen Museen und führender deut'
scher Privatsammlungen. Die kunstwissenschaft'
liehe Beratung liegt in den Händen unseres Mit-
arbeiters Dr. E. v. S y d o w.
UNTER KOLLEGEN
— Sie können sich ruhig verstecken,
Schlauberger, ich sehe Sie doch . . .
KUNSTHAUS MALMEDE
vormals Malmede & Geissendörfer, gegr. 189?
Köln a. Rhein
Unter Sachsenhausen 33
Antike Kunst
in Gemälden, Plastik, Gobelins, Möbeln,
Antiquitäten
Ankauf Verkauf
Direktion und Sehr if tleltu n g : Dr. J. I. von 8 a x e. Redaktion: Dr. Werner Richard Deusch. Verantwortlich für Inhalt und Anzeigen: Frltz-Eduard Hartmann, Berlin-Friedenau. — Erscheint WJ-f
Weltkunst-Verlag G. m. b. H., Berlin W 62. — Zuschriften sind an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76—77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseratentaru
Verlangen. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte wird nicht übernommen und jegliche Vera
tung, auch hinsichtlich des Veröffentlichungstermins und der Rücksendung, abeelehnt. Der Verlag übernimmt durch Erwerbung eines Manuskripts alle Verlagsrechte für dasselbe. Druck H. S. Hermann G. m. b. H., Berlin