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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 6.1932

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Nr. 20 (15. Mai)
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2

DIE WELTKUNST

Jahrg. VI, Nr. 20 vom 15. Mai 19^

M.& R. STORA

GOTHIQUE
■I
RENAISSANCE

32 BIS BOULEVARD HAUSSMANN
PABIS

Inhalt Nr. 20

Dr. Charlotte Steinbruck er:
Der Schmuck als Kunstwerk.1/2
Auktionsvorberichte (m. G Abb.).2, 3, 5
A u k t i o n s k a 1 e n d e r. 3
Ausstellungen der Woche. 4
Preisberichte. 4
Ausstellungen (m. 2 Abb.) ....... 5
Berliner Ausstellungen — Mainzer Maler —
Otto Dix
Nachrichten von überall. 6
Unter Kollegen. 6

Die konzentrierte Künftlcr ölfarbe


FARBE

Günther Wagner, Hannover


> Ar r-

den altchristlichen und islamischen

PAUL GRAUPE

BERLIN W10 • BELLEVUESTRASSE 7

LEBENDER DEUTSCHER KÜNSTLER

Chr.
auch
und

die
der

schmückte
Einlagen


son-
es
von
Als

Versteigerung — Vente —
Luzern,

AUSSTELLUNG
VOM 17. MAI BIS 20. MAI

Luzern, Vorb. 14.—15. Juni
Bei Gilhofer & Ranschburg in Lu-
zern gelangen am 14.—15. Juni kostbare Bü-
cher und Manuskripte aus den Bibliotheken
der russischen Zaren in Zarskoje-Selo,
des Herzogs Albrecht von Sachsen-Te-
sch e n und Dr. Albert Fi gd ors zur Ver-

Original-Ausgaben des 16.
Jahrhunderts, darunter der erste

J. W. von Goethe, Eigenhändiges Gedicht
Kat.-Nr. 651
Sale: H. Gilhofer & H. Ranschburg
14.—15. Juni 1932

des 3. Jahrhunderts ist besonders ein Band zu
erwähnen, das aus rechteckigen Kästchen be-
steht, die durch Schnüre zusammengefaßt sind
und in der einen Hälfte Masken und in der
anderen Blüten oder ovale Granaten zeigen.
Die verschiedenen Farbreste beweisen, wie
immer größerer Wert auf koloristische Werte
gelegt wird, so daß man an die Renaissance-
zeit erinnert wird. Einen besonders schweren
Eindruck machen die Armbänder dieser Zeit,
bei denen die Schlangenform vorherrscht.
Besondere Meister der Granulation waren
die etruskischen Künstler. Sie arbeiteten
staubfeine Kügelchen und erzielten auch reiz-


Zu den
Stücken
gehören
grabene
Krone
Ranken,
Figürchen und Armbändern, von denen die
aus der Übergangszeit bereits eingesetzte
Granaten zeigen. Unter den in Abdera aus-
gegrabenen Schmuckstücken aus der 2. Hälfte

Bürgermeister-
mit der Münze
nachgemachten
mit byzantini-
Bandgeschlinge, wie er von den Hof-
auf den Mosaiken in Ravenna getragen

In einem mit einem Vorwort von E. ■
mann versehenen Katalog wird Bibliothek y
Kunstsammlung des bekannten Bremer Sa11
lers Paul Schmitz verzeichnet, die am 25-

wie „Les oeuvres poetiques“ von Amadis
myn (1575), Erstausgaben von Jean Maro •
die Originalausgabe der „Pensees“ von Pasca
(1670), ein wundervolles Erstdruck-Exempl”1
von Ronsard’s „Ödes“ (1550) und die Oeuvre5
poetiques von Mellin de Saint-Gelais. Kost'
barkeiten unter den illustrierten Wer'

volle Wirkungen durch den Gegensatz von
matter und glänzender Goldfläche. Zu den
etruskischen Arbeiten aus der archaischen
Zeit gehören Fibeln und Ohrscheiben. In der
Kaiserzeit fügte man Perlen in die Halsketten
ein und verband durchbrochene feine Glieder
mit Saphir und Karneol. Auch bevorzugte
man Arbeiten, die mehr Goldwert vortäusch-
ten, als sie wirklich darstellten. Seit dem
Ende des 2 .Jahrhunderts werden Münzen ge-
faßt oder in Gold nachgebildet. Häufig kehrt
der idealisierte Kopf Alexanders des Großen
wieder, der vielfach als Talisman benutzt
wurde. Ebenso beliebt war das Fassen von
Gemmen.
Ein großer Schatz von Schmuckstücken aus
der Zeit von 400—600 n. Chr. wurde in Ober-
ägypten unter den Trümmern eines Klosters
entdeckt, den sich die Antikenabteilung in
Berlin, das Metropolitan Museum, das Briti-
sche Museum und andere Sammlungen teilten.
Hierzu gehören reiche Ketten, welche man als
Vorläufer unserer Rektor- und
ketten ansehen kann, die eine
des Honorius, Armbänder mit
Münzen und ein Halskragen
schem
damen
wird.
Bei
Schmucksachen werden die im griechischen
Schmuck angewandten Techniken und For-
men weiterentwickelt. Aus den germanischen
Ländern sind schwere Goldarbeiten ausge-
stellt, die mit eingepunzten Ornamenten, viel-
fach auch durch Steinschmuck und Zellen-
schmelz verziert sind. Aus Ungarn sind
Stücke aus dem 7. Jahrhundert erhalten, bei
denen alte Formen bedeutend vergrößert
wiederkehren. Ein reich mit figürlichen und
Tierdarstellungen verzierter Armring aus Ost-
preußen zeigt eine Mischung von nordischen
und südländischen Elementen. Auch der
Schmuck der Kaiserin Gisela, der Gemahlin
des Saliers Konrads II., ist ausgestellt, der
unter byzantinischem Einfluß in Deutschland
gearbeitet wurde. Aus Sachsen stammen
reichverzierte Ordensketten der Renaissance-
zeit.
In dem ausgestellten Volksschmuck, bei
dem neben dem Gold das Silber eine be-
deutende Rolle spielt, läßt sich das Fortleben
der uralten Techniken bis in die neueste Zeit
verfolgen.

VERSTEIGERUNG
AM 21. MAI 1932

ist die Technik der Granulation bereits besser
entwickelt als bei den Stücken aus Troja.
Aus der Zeit vom 3. Jahrtausend v.
bis zum 1. Jahrtausend n. Chr. sind
Schmuckarbeiten aus Mesopotamien
Ägypten ausgestellt. Dazu gehören Stirn-
bänder mit gepreßten Kreisen, Ringe und Ohr-
ringe. Die letzteren tragen vielfach die Ge-
stalt eines dreifachen, mit Granulation ver-
zierten Täschchens, das wahrscheinlich für die
Aufnahme einer wohlriechenden Essenz diente.
Die eine Halskette dieser Zeit zeigt bereits
neben den reinen Goldornamenten eine reiche
Verwendung von farbigen Steinen. Unter den
in Babylon gemachten
Funden aus dem 2. Jahr¬
tausend v. Chr. befin¬
den sich Ohrringe mit
ovalem Bügel und Gold¬
blechbeeren und eine
Halskette mit einem
Kreuzanhänger, Gold¬
perlen und Stegen. Die
Arbeiten aus Ägypten
zeigen eine besondere
Freude an der Bunt¬
heit. Man verarbeitete
nicht bloß Gold,
dern
durch
blauer Fayence.
Brustschmuck trug man
den Seelenvogel, eine
menschliche Figur mit
Flügeln, die aus Gold¬
blech ausgeschnitten
und mit Lapislazuli, und
Türkis gefüllt waren.
In der Pyramide einer
nubischen Königin hat
man Stücke ausgegra¬
ben, die den Einfluß
der ägyptischen Kunst
zeigen und mit Zellen¬
schmelz geschmückt
sind.
In einer besonderen Vitrine sind
Schmuckstücke der klassischen und
hellenistischen Zeit (4. Jh.—2. Jh. v. Chr.) aus
der Sammlung F. L. von Ganz vereinigt.
Von diesen sind besonders Halsketten mit
etwas blauem Schmelz, Goldkugeln und
Granatäpfeln sowie ein aus Zweigen zu-
sammengebundener Totenkranz von ganz
naturalistischer Form zu erwähnen, der viel-
leicht aus Ephesus stammt. Eine besondere
Erfindung der hellenistischen Zeit ist der Perl-
draht. Aus dem 4. Jahrhundert stammt eine
geflochtene Kette mit Knotenpunkt in der
Mitte, aus dem die Enden hervorkommen, aus
Smyrna. Unter dem Einfluß der Kriegszüge
Alexanders d. Gr. tritt im 2. und 3. Jahr-
hundert immer mehr der bunte Stein zum
Gold. Vom Ende des 4. Jahrhunderts ver-
wendet man mit Vorliebe Granaten, später
Smaragde und in Verbindung damit reich-
lichen Schmelz. Aus dem 4. und 5. Jahr-
hundert sind einzelne Siegelringe ausgestellt,
i spätgriechischen und römischen
aus der Sammlung F. L. von Ganz
in dem reichen Makedonien ausge-
Stücke aus dem 4. Jahrhundert: eine
mit reizenden Sternblütchen und
Ohrringe, Scheiben mit angehängten

KATALOG AUF WUNSCH

GEMÄLDE / AQUARELLE
UND PLASTIKEN

Sammlung Paul Schmits
Bremen
Berlin, Vorb. 25-/26-

Steigerung. Das erlesene und vielseitige Ma-
terial enthält in allen Abteilungen Seltenheiten
von bedeutendem Wert. Bei den Manu-
skripten findet man u. a. eine französische
Handschrift um 1415 auf Pergament von Chri-
stine de Pisan, eine außerordentlich seltene
französische Schul-Rechentafel des 15. Jahr-
hunderts, ein hebräisches Manuskript des
14. Jahrhunderts, ein englisches „Horn-Book“
des 17. Jahrhunderts, zwei Wachstafeln des
Klosters Citeaux vom Jahre 1324, unter den
Miniaturen ein künstlerisch bedeutendes
Bologneser Blatt vom Ende des 13. Jahr-
hunderts.
Die Abteilung Architektur verzeichnet
die klassischen französischen Werke wie Blon-
dei, G. F. Boucher fils oder Jean Mariette in
besonders schönen Ausgaben, — bei Geo-
graphie stößt man auf ein eminent wich-
tiges Portulan, die Weltkarte des Albertin de
Virga, aus dem Jahre 1415, auf die in nur vier
Exemplaren bekannte Weltkarte des Merka-
tor, Duisburg 1569 oder auf die Sammlung von
de Bry’s Reisebeschreibungen, Frankfurt 1590
bis 1634. Aus dem Gebiete der alten Medi-
zin und Naturwissenschaften sei be-
sonders auf das älteste bekannte österrei-
chische Herbarium, Bregenz 1562, hingewiesen.
Die Inkunabeln umfassen eine große
Reihe Editiones principes griechischer und
lateinischer Klassiker in tadellos erhaltenen
Exemplaren. Wir nennen die nicht nach 1470
bei Eggestein in Straßburg gedruckte zweite
deutsche Bibel, die lange Zeit als erste Aus-
gabe gegolten hat, ferner den römischen Aulus
Gellius, „Noctes Atticae“, von 1469, eine der
seltensten Erstausgaben, ein Veroneser Missale
von 1480 mit bedeutendem Kanonholzschnitt,
die von Spira in Venedig 1469 gedruckte Erst-
ausgabe der „Naturalis Historia“ von Plinius
d. Ae. oder des Thomas von Aquin „Summa
Secunda Secundae“ auf Pergament, erste da-
tierte Ausgabe und erstes, von Schöffer 1467
allein gedrucktes Buch. Von späteren Drucken:
das einzige Pergamentexemplar eines Missale
von Langres, Paris 1517.
Eine außerordentlich reichhaltige und inter-
essante Sammlung bilden die französi-
schen
und 17.
Druck von Marseille (1595) und Seltenheiten

Lebende Kunst
Berlin, Vorb. 21.
Am 21. Mai 1932 veranstaltet P0^
Graupe in seinen neuen Räumen in de
Bellevuestraße 7 die von Publikum und Kün5’
lerschaft schon lange erwartete Auktion
Werken lebender deutscher Künstler. Die Aö)f
tion verfolgt den doppelten Zweck, den de”,
sehen Künstlern in der Krise breitere Absatz
möglichkeiten zu schaffen und der Künstle’
Schaft finanziell zu helfen, indem der r^'L
Nutzen den Künstlern zufließt. Das etwa 2°
Gemälde, Aquarelle und Plastiken umfasse”^
Material wurde von der Versteigerungsfi*'111.
unter Mitarbeit maßgebender Berliner Kür'5 f
lerverbände ausgewählt. Es seien einige <*e
besten Künstlernamen genannt: Annot, Cha
lotte Berend-Corinth, Milly Steger, Julie W0’ e
thorn, Max Dungert, Ernst Fritsch, Geo™
Grosz, Karl Hofer, Willy Jaeckel, Cesar KI«U
Bruno Krauskopf, Max Pechstein, Christ’
Rohlfs, Eugen Spiro, Gert Wollheim ”■
Auf diese Weise findet der Kunstfreund 9gJ.
jeder Richtung und in jedem Sujet in di«5t,
Versteigerung seinem Geschmack eI1
sprechende Kunstwerke.
Bekanntlich hatte Paul Graupe bereits
vorigen Jahre eine derartige Auktion verfij-
staltet, die auf größte Bereitschaft im PUp,^
kum stieß. Leider konnte sie sich trotz« f
durch die Eigenwilligkeit einiger Küns j
nicht im gewünschten Maße durchsetzen. ,
der diesjährigen Auktion fallen alle P-eI1aef
nisse der vorigen absolut fort: die KünS
haben ausdrücklich auf Limite verzichtet-

M. Vlaminck, Landschaft — Paysage — Landscape
Sign. — Leinwand / Toüe / Canvas, 64 : 80 cm
Versteigerung — Vente — Sale: Internationales Kunst- und Auktionshaus
Berlin, 24. Mai 1932


k e n des 18. Jahrhunderts bilden ein Dedic-1'
tionsexemplar Ludwigs XVI. des „Cabmet d11
Roy“ in 23 Bänden mit 777 Tafeln, ein ebei*'
solches von Mariettes „Pierres graves“, e’11
außerordentliches Exemplar der gesamt«11
Stiche von Piranesi, die Oeuvres von Rabela’5
aus dem Jahre 1798 in Vorzugsausgabe u”®
ein breitrandiges Exemplar der Stiche na«11
Watteau’s Werken (1735) mit 186 Tafeln.
Es folgen Einbände des 15.—19. Jät’"
hunderts, eine große Reihe französischer R 0'
mantikerin Erstausgaben, die in tadellos®’1
Exemplaren und in den Originaleinbänden vot'
liegen. Aufmerksam gemacht sei ferner a”’
eine größere Kollektion Militärkostüm- u”’
Uniform-Werke, auf französische Mode-Zeit'
Schriften, Kalender des 15.—18. Jahrhundert5’
auf die Spielkarten-Serien, dabei da5
vollständigste Exemplar des Flötnerschen Kar'
tenspiels (Abbildung Seite 1) und ei’1
italienisches Tarockspiel des 15. Jahrhundert5'
Von größtem Interesse ist schließlich die ul’1'
fangreiche und bedeutsame Urkunden -
Autographen - Sammlung, darunter U’”
künden von Heinrich II., Albrecht I., Ve'
mens VI., Elisabeth von England, Autograph’’5
von Beethoven, Goethe (Abbildung
oben), Karl V., Marie Antoniette, Herz0'
von Reichstadt, Raffael, Veit StoS5’
Tizian u. a.
Seltenheit, Herkunft und Erhaltung des h’e’
kurz skizzierten Materials werden die V®’-'
Steigerung zu einem Ereignis auf dem Bud1'
markt werden lassen.
 
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