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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 6.1932

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Nr. 27 (3. Juli)
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VI, Nr. 27 vom 3. Juli 1932

DIE WELTKUNST

3

Jahr

p Hunnen läßt. Aber von dem Institut von
, Wenna macht sich noch ein weiterer Einfluß
l®^erkbar, der dem Institut eine größere Be-
-«ng a,iö anuercii ixiiiiiiuiien vciicmG. In um
fernen italienischen Werkkunst ist keine
c'~ 1
i arcnao
Me Anstalt so einflußreich wie

Erf^a^Sn zu ermöglichen, hat nirgend so viel
rav°T fds in Ravenna, und zwar mit Hilfe des
®nnatischen Institutes, gehabt. Es hat sich
jj. 11 Zentrum der byzantinischen Studien
aUf v11 können. Der letzte Winter ließ Kurs
jj Kurs folgen, und die alte, bis vor kurzem
si k r wie<ier unbeachtet gelassene Stadt stellt
p- so nunmehr neben Florenz, Siena, Rom,
^eiiza und Perugia, die Stätten, in welchen
italienische Regierung nichtitalienischen
^dststudenten eine spezialisierte Ausbildung
bf
^ ••vjiKoar, der aem msutut eine groisere i>e-
Utung als anderen ähnlichen verleiht. In der

archäologische oder künstlerisch arbei-
gerade die

von Ravenna geworden; der stilistische Einfluß
der frühchristlichen Kunst auf modernes italie-
nisches Kunstgewerbe ist unleugbar und
mußte schon des öfteren beachtet werden.
Die letzten Arbeiten, namentlich in der Kera-
mik, aber auch in der Spitzenarbeit und
Stickerei, weniger stark in der Goldschmiede-
kunst, lehnen sich bewußt an die schönsten und
überzeugendsten Stücke an, die im Besitz des
ravennatischen Institutes sind, und wenn man
dem Ursprung der neuen Werkkunst nachgeht,
so stößt man bei allen Kunsthandwerkern des
Landes immer wieder auf einen direkten Zu-
sammenhang mit der noch jungen Anstalt,
deren Arbeit — begünstigt fraglos durch einen
Zug der Zeit — somit fruchtbringender gewor-
den ist als die der älteren Schwesterinstitute.
—th.

Pariser Kunstsommer I.
Von Dr. Fritz N e u g a s s, Paris

Neben dem reinsten und feinsten franzö-
sischen Maler des 19. Jahrhunderts hat man in
den Sälen des Petit Palais nahezu 500
Werke von Gustave Dore vereinigt. Wir
alle kennen Dore als den Illustrator der Bibel
und der Göttlichen Komödie, kennen ihn als
den unerschöpflichen Phantasten, Erfinder und
Sittenschilderer. Aber fast niemand weiß, daß
er auch Maler, Bildhauer und Musiker war und
daß seine unglaublich schlechten Bilder in
England mit 100- und 150 000 Franken bezahlt
wurden. Auch was er an Skulpturen schuf,
liegt jenseits der Kitschgrenze und hat uns
nichts mehr zu sagen. Wenn er aber mit dem
Pinsel seine Visionen von seiner Seele los-
schreibt, dann erkennen wir, daß der Straß-
burger Gustave Dore ein germanischer Geist
war, der mehr an Grünewald, Baldung, Rem-
brandt und Kubin erinnert als an Daumier,
seinen französischen Zeitgenossen und Gegen-
spieler (Abbildung nebenst.). Dabei bleibt
Dore bis zum Ende seines Lebens Romantiker
und hielt sich fern von allen neuen Strömun-
gen, die mit Courbet und Manet das geistige
Gepräge gewandelt haben.

Deutscher Künstlerbund
Der Deutsche Künstlerbund eröffnete seine
diesjährige Ausstellung in der Städtischen
Kunsthalle in Königsberg P r., um sie ab
10. August im Museum in Danzig zugänglich
zu machen. Rund 175 Künstler, meist be-
kannteste Namen, sind in dieser sehr repräsen-
tativen und — im Gegensatz zu den großen
Ausstellungen in Berlin — mit großem Be-
dacht ausgewählten Schau vertreten, die sich
in diesem Jahre ausschließlich auf Aquarelle,
Pastelle und Zeichnungen beschränkt. Das
Niveau ist denkbar gut, wofür die Namen der
Jury und Hängekommission — Albiker,
Caspar, Dix, Heckel, Klee, Kolbe und Schmidt-
Rottluff — bürgen. Wir bilden auf Seite 4
eine interessante neuere Arbeit von Ko-
koschka ab.
Goethe-Ausstellung
Dresden



Rheinische Glasmalerei

MARGRAF&CO

GMBH

BELLEVUESTR. 6

EJER1IN W9-TE1EFON LÜTZOW 1148

Arbeiten nach-
Ferard

noch viele wesentliche Werke, wie z. B. die
„Nana“ aus Hamburg und die „Erschießung
Maximilians“ aus Mannheim. Selbst die An-
ordnung der Ausstellung läßt viel zu wünschen
übrig. Anstatt einer chronologischen Folge
der Bilder wurden dieselben nach Größe und
Gewicht verteilt, so daß es nahezu unmöglich
ist, einen Eindruck von der künstlerischen Ent-
wicklung Manets zu gewinnen. Hispanisierende
Bilder der Frühzeit hängen zwischen den
impressionistischen Werken und erwecken eher
den Eindruck eines zerfahrenen, allen Ein-
flüssen unterliegenden Charakters als den
eines starken, zielbewußten und bahnbrechen-
den Schöpfergeistes. So trägt diese Aus-
stellung eher dazu bei, das Genie Manets zu
zerstören, als vielmehr den Fehler gutzu-
machen, der durch ein bald 50jähriges Ver-
gessen die Werke Manets seinem Vaterlande
entfremdet hat.

Im Hessischen Landesmuseum hat Direktor
F e i g e 1 unter Mitarbeit von Dr. Merten
eine neue Abteilung eingerichtet, die zusammen
mit älterem Besitz (Hauptstücke die Zyklen
aus Wimpfen und Partenheim in Rheinhessen)
eine umfassende Entwicklungsgeschichte der
rheinischen Glasmalerei des 12. bis 18. Jahr-
hunderts darstellt. Hier durchdringen sich aufs
glücklichste großer kunsthistorischer Wert und
lebendige Wirkung, unterstützt durch eine
Montierung, die vom Tages¬
licht unabhängig macht: Die
Wand des kirchenähnlichen
Raums ist mit einer Holzwand
verkleidet, in der die Fenster
sitzen, angestrahlt vom in-
direkten Licht, das die auf der
Innenseite montierten Birnen
auf die hell getönte Mauer¬
wand werfen. Einige Stücke
erster Qualität seien hier ge¬
nannt. Voran steht eine Kreu-
zigung aus dem Bodensee-
gebiet (12. Jahrhundert),
machtvoll im körperlichen
Ausdruck und mild erstrah-
lend aus einem tiefblauen,
nächtlichen Grund mit Mond
und schwermütig roter Sonne.
Dann ein St. Viktor aus der
gleichen Zeit (Moselgegend),
das menschliche Körpermaß
in eine strenge Ausdrucks-
welt byzantinischer Prägung
einbezogen. Ein Fenster mit
den Heiligen Augustinus und
Nikolaus vom Anfang des
13. Jahrh., aus einer mittel¬
rheinischen Werkstatt, die
auch durch Wappenscheiben
und ein Rundfenster ihre
reife Kunst bezeugt hat. Eine
Anna selbdritt aus Nassau
(um 1300), tief gedämpft in
der Farbe. Eine Anbetung
des Christkindes geht mit
dem mittelrheinischen Meister
des Ortenberger Altars eng
zusammen. Dann eine unver-
geßliche Heimsuchung Mariä
(Rheinhessen), innig und
ausdrucksgroß in der Ge-
bärde. Ein paar Engel aus
Friedberg in Oberhessen. Ein
stiller Heiliger aus der Nähe
des Hausbuchmeisters. Ein
Fenster mit St. Georg und der
Madonna nach Vorzeichnung
von Hans Baldung Grien
(1518) und endlich eine Rund-
scheibe der Anbetung der Kö-
nige von Dirk Vellert, zu der
sich in der Albertina die Vor-
zeichnung erhalten hat. — Im
einzelnen und im ganzen ein
überaus reicher Eindruck, der
durch viele hier ungenannte
haltig vertieft wird.

zehnten sämtliche Bilder hätte erwerben
können. Und trotzdem fehlen zu diesem
Rehabilitationsakt der französischen Regierung

Goethescher
unbekanntem
der Graphik
Slevogt und
.Theater“ wird

kommen; das beinahe unerschöpfliche Material
des Frommannschen Hausarchivs wird zum
ersten Mal einem größeren Kreis bekannt-
gemacht. Die Illustration
Dichtungen zeigt neben bisher
Material die Entwicklungsstufen
von Chodowiecki bis Corinth,
Barlach. In der Gruppe
Goethes vielfache Beziehung zur Bühne seiner
Zeit veranschaulicht; im Raum „Natur-
forschung“ werden die Hauptprobleme von
Goethes Naturerkenntnis dargestellt und durch
Experimente verständlich gemacht.
Besonders bemerkenswert ist der Katalog
dieser Ausstellung, der als Quellenwerk vieler
verstreuter und bisher unbekannter Goethe-
Denkwürdigkeiten einen bleibenden wissen-
schaftlichen Wert besitzt. (Verlag der Buch-
druckerei der Wilhelm und Bertha v. Baensch-
Stiftung, Dresden-A. 1.)

In Dresden haben sich die staatlichen und
städtischen Sammlungen unter dem Vorsitz
der Sächsischen Landesbibliothek zu einer
interessanten Goethe-Ausstellung zusammen-
geschlossen. Die Ausstellung umfaßt alle Teil-
gebiete Goetheschen Lebens und Wirkens. Im
Mittelpunkt steht eine Schau „Künstler des
Goethekreises“; im Raum „Goethe-Bildnisse“
sind eine Anzahl originaler oder wenig be-
kannter Porträts zusammengetragen worden;
Goethestätten werden in Aquarellen und in
kolorierten Radierungen der Goethezeit ge-
zeigt; aus Gräflich Brühlschem und Hey gen-
dorffschem Besitz sind eine Anzahl höchst
interessanter Goethehandschriften zutage ge-

Despiau-Ausstellung
in Basel
Die Baseler Kunsthalle veranstaltet die
dritte große Ausstellung dieses Jahres, die
dem Schaffen des südfranzösischen Plastikers
Despiau gewidmet ist. Die Herren E. Hoff-
mann-Stehlin, Präsident des Kunstver-
eins, und W. Barth, Konservator der Kunst-
halle, eröffneten am 25. Juni die eindrucksvolle
Schau, die 96 Arbeiten des Künstlers umfaßt.

Gustave Dore, Brand des Straßburger Münsters
Ineendie de la cathedrale de Strasbourg — Fire of the Strassburg Cathedral
Ausstellung — Exposition — Exhibition:
Paris, Petit Palais

Tatkraft und Un-
/Mehmungslust, als ob
Kunsthandel in
überhaupt nie
Krise erfahren
Dabei finden
?6se Ausstellungen ein
^hlreiches Publikum,
''Ankes Interesse und
^haften Beifall. Die
U6sse selbst gibt
''histberichte als Leit-
j'Tikel, was wiederum
/-Weist, wie hoch die
;.ariser Leser ästhe-
;lsche Genüsse ein-
)chätzen und mit welch
/Arker Anteilnahme sie
gelben verfolgen.
Kunstzeitschriften
/■'irnen den aktuellen
ßhsstellungen ganze
ghderhefte, und mehr
Tbn je steht die Kunst
Mittelpunkt des ge-
gUschaftlichen Lebens,
j ie „Vernissages“ sind
“,;Ute ebenso mondäne
•''eignisse wie Bot-
U’aftsempfätige, und
7« „Tout-Paris“ gibt
Ah bei solchen Gele-
genheiten Rendez-Vous.
t Die verschiedensten
Amecke dienen als Vor-
bild, solch große Aus-
heilungen zu unter-
;6hrnen. Jahrhund ert-
»hern ziehen verkannte
feister aus dem Dunkel
, r Vergessenheit und
^leihen ihnen endlich
staatliche Aner-
AhJlung, die so lange
Af sicn warten ließ.
Wer ein wohltätiger
„"'eck rechtfertigt die

> Die Saison der Pariser Kunstausstellungen
mit größter Aufmachung eingesetzt. Die
JAiziellen Veranstaltungen konkurrieren mit
etl Ausstellungen der
f°ßen Kunstsalons,
/Fd überall zeigt sich
V1'-
I* .
Wris
Wtte.

Phot. P. Ederer, Landshut
Hans Leinberger, Schmerzensmann
Landshut, St. Nikola

_hohen Eintrittspreise,
M für Kollektivausstellungen großer Meister
"'hoben werden.
t, So wurden die Werke von Francois
*°ucher in der G a 1 e r i e C h a r p e n t i e r
peinigt, um zum Bau eines großen Hospitals
/er Fondation Foch beizutragen. Es ist eine
Atriotische Pflicht aller gebildeten Franzosen,
Tese Ausstellung ihres größten Meisters des
i'Ahuitieme zu besuchen. Und in der Tat er-
pnt man in diesen über 250 Werken Bouchers,
hier vereinigt wurden, einen Künstler, der
V*elseitiger und persönlicher ist, als die weni-
Th Hauptwerke in den Museen verraten. Er
der charakteristische Repräsentant jener
dhzenden, feingebildeten und liebenswürdigen
^Seilschaft der Zeit Voltaires und Lud-
XIV. und XV., der Maler der Grazie und
Aes zarten und leichten, nicht nachdenklichen
„r,<i nicht träumerischen Genußlebens. Er gab
i.eh Ton seiner Zeit an und verlor sich schließ-
fF/i im Spielerisch-Dekorativen. Er war un-
W/ig, ,jas Leben naturwahr zu sehen und
TAif sich und seinen Zeitgenossen eine eigene
von graziösen Göttinnen, Nymphen,
jT^äferinnen und Amoretten und das in einer
s/T^st gekünstelten von bläulichem Licht über-
blatteten Landschaft. Ihm fehlte die
TeUnchoIische Vornehmheit seines Lehrers
q atteau und ebensosehr die Leidenschaft und
Pathos seines Schülers Fragonard. Nur in
Zeichnungen, meist Entwürfe für Bilder
K’J Teppiche, bricht bisweilen sein eigentliches
’hperament durch.
f Zwei Künstler von völlig entgegengesetztem
/’Perament und geradezu divergierender
bqWanschauung — beide 1832 geboren und
10() t883 gestorben — werden anläßlich ihres
Ur n Geburtstages und 50. Todestages durch
IV[. e Ausstellungen geehrt: Eduard
a 11 et und Gustave Dore.
^q^eit Manets Tod hat die ganze Welt mit
MeiTahme seines Vaterlands die Werke dieses
b6g sters zu schätzen gewußt. Deshalb war es
Ticlr^ers schwierig, die 150 Bilder, die augen-
Ajwe11 in der ”° r a n g e r i e“ vereinigt sind,
Vo^ mmenzubringen. Riesensummen wurden
’MlSo.der französischen Kunstverwaltung ver-
t, um diese Werke aus Amerika und
%.\Schland, aus England, Holland und den
Af'ri lnavischen Ländern zusammenzubringen,
'"en, für die man noch vor wenigen Jahr-
 
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