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DIE WELTKUNST

Jahrg. VI, Nr. 29 vom 17.



Gesicht der Ewigen Stadt

wurde kürzlich die Aus-

Knossos

M.& R. STORA


Neues über

in russischen Museen

Von Dr. Alfred Sa Imo ny

VII/) Nowotcherkassk

ist.

1, 2
2
2

eine der
Metro-

und zu halten hat, besteht nicht mehr, der
große Straßenbau hat ihn schon fortgeschafft.
Von einer solchen römischen Stützarchitektur
gibt es das andere und zum Schutze von Ara
Coeli heute noch genau wie vor zweitausend
Jahren notwendige Mauerwerk am Fuße des
Kapitols: man wird also die drei Meter dicke
nischengeschmückte Mauer hinter der Konstan-
tinsbasilika forträumen.
Ein Gang durch die halbfertige Via Recta
ist schon jetzt ein Genuß, und man entdeckt
Rom neu. Alle alten Tempel und Kirchen, die
den linken Flügel des Forum Romanum ein-
säumen und ihre Fassaden bisher allein dem
Betrachter zeigten, Fassaden, die jedoch meist

ebenso entscheidend geändert, wie das auch der
baulustigste der römischen Kaiser, der Kartha-
ger Septimius Severus nicht überzeugender tun
konnte. Gerhard Reinboth, Rom

*) Vergl. I. Leningrad, in Nr. 12. II. Moskau
in Nr. 30, III. Rostow am Don in Nr. 33, IV. Wla-
dikawkas in Nr. 34, V. Tiflis in Nr. 51/52 (Jg. V),
VI. K-utais in Nr. 1 (Jg. yi) der „Weltkunst“.

32 BIS BOULEVARD HAUSSMANN
PARIS

Die

Gesinnung, deren
für die Blütezeit

östliche Kunst

Stobis im 4. Jahrhundert charakteristisch
Neben Fresken mit Heiligenmartyrien und
christlichen Gräbern findet man köstlich sinn-
liche Bronzestatuetten von Satyrn (siehe
Abbildung), Aphrodite-Statuen, Reliefs mit
Nymphen und Bacchus-Spielen, Belege des
Artemis- und Priapus-Kultes. Architektonisch

Auf dem Weg nach Norden findet man Mu-
seen in unerwartet kleinen Städten. Nach No-
wotcherkassk kommt man von Rostow. Die
Stadt war früher Verwaltungszentrum für Ko-
saken des Don-Gebiets. Heute ist sie ohne
irgendwelche Bedeutung und wird von der
neuen Industrie an der Don-Mündung völlig
in den Schatten gestellt. Das Museum in No-
wotcherkassk verdient die Vergessenheit in
keiner Weise. Die Bestände zeugen davon,
daß es an dem dereinstigen Sitz der kosaki-
schen Intelligenz ein lebhaftes archäologisches
Interesse gegeben hat. Vor der Revolution
waren schon die Tafeln zu einem illustrierten
Katalog gedruckt, er ist niemals erschienen;
manches wichtige Stück des alten Verzeich-
nisses fehlt heute. Der berühmte, nach der
Stadt benannte Goldschatz wurde schon nach
seiner Auffindung nach Leningrad überführt.
Immer noch sind die frühen Skythen-Sachen
des Museums von einer außerhalb der beiden


Mussolini interessiert sich auf das höchste für
diese Arbeiten. Damit aber hat der Duce in
jener so typisch römischen, immer höchst per-
sönlichen Art das

am wichtigsten neben
kirche sind die beiden
und Polycharnus, dessen ersterer ein
posantes Poseidon-Mosaik beherbergte, das
einen Glanzpunkt der Belgrader Ausstellung
bildet.
Daneben zeigt die Ausstellung noch
die wichtigen Grabfunde aus Trebeviste, eben-
falls in Südserbien gelegen, die durch Prof.
Nikola Vulic und Museumsdirektor Kalic ge-
macht wurden und die die Existenz einer
großen antiken Stadt beweisen. Es handelt
sich hierbei um kostbare Gold- und Silberfunde,
so goldene Masken, Kassetten, Sandalen,
Silberpokale, Bronze-Amphoren u. a. Die erste
öffentliche Ausstellung dieser Kunstschätze
dürfte ihre Einwirkung auf die Entwicklung
der jugoslawischen Archäologie nicht ver-
fehlen. —g—

Theater und Bischofs-
Paläste des Parthenios
im-

2
Neues Glas-Mus-eum in Muran o . .2, 3
Ausstellungen:
Das Kind —■ Von der Karosse zur Equipage —
100 Jahre später
Dr. A. Bessmertny:
Die organisierte deutsche Bibliophilie . . .
Dr. A. Meiner:
Besuch bei Paul Heitz
Ein Warmbrunner Zwischengoldglas (m. Abb.)
Literatur, Preisberichte .
Ausstellungen der Woche
Auktionskalender
Nachrichten von überall
A p r o p o s : Fische
Abbildung en:
J. 8treaping: Akua-Ba..
E. Wadiworth: Hafen.
E. .1. Burra: Treppe . . . .
Satyr aus Stobi..
Hirsch köpf aus Nowotcherkassk
Wien, Sammlung Benda.
W a 11 e a u , Fete champetre.
Schlesisches Z w i s c h e n g o 1 d gl a s . . .
T i n t o r e 11 o , Madonna.

Das Deutsche Museum für Natur-
wissenschaft und Technik steht auf der Süd-
spitze der Kohleninsel, die durch die Ludwigs-
brücke in zwei Teile zerschnitten wird. Auf
dem nördlichen, von der Brücke aus zugäng-
lich, hat nunmehr der „Vater-Rhein-Brunnen“
von Adolf von Hildebrand seinen Platz gefun-
den. Er ist der zweite der fünf Monumental-
brunnen, die der Meister geschaffen hat, und
die Stiftung eines Straßburgers an seine
Vaterstadt. 1902 wurde er dort enthüllt, aber
nach dem Kriege von den Franzosen wieder
entfernt. Nun kam er nach München zurück,
und ein schönerer Platz als auf der Landzunge
zwischen den beiden Isararmen hätte sich gar
nicht finden lassen. Wenn erst einmal das
Deutsche Museum vollendet ist, wird dieser
Brunnen dazu beitragen, der Insel ein fast
klassisches, weihevolles Gepräge zu geben.
Im Bibliotheksbau des Deutschen Museums
hat die große Münchener Kunstausstellung
nach dem Glaspalastbrande eine Gaststätte ge-
funden: in diesem Jahre zum letzten Male;
denn der Bau soll seiner eigentlichen Bestim-
mung zugeführt werden. Der entscheidende
Moment ist also gekommen, wo man Ersatz
für den alten Glaspalast schaffen muß. Und
noch ist nicht entschieden, ob das im Auftrage
des Kultusministers von Prof. Abel geschaffene
Projekt ausgeführt oder ob nicht doch, wie die
Künstlerschaft will, ein Wettbewerb ausge-
schrieben wird. Auch von einem Provisorium
hört man reden. Dazu wäre zu sagen, daß
man diesen Behelf nur dann billigen könnte,
wenn er später als integrierender Bestandteil
in den endgültigen Bau einbezogen werden
könnte und nicht wieder entfernt werden
müßte. Jedenfalls wird etwas geschehen müs-
sen, denn auch der Rückgang der Besucherzahl
fordert die Rückkehr zum altgewohnten Platze
im Zentrum der Stadt.
Dieser Rückgang der Besucherzahl — ganz
abgesehen von dem der Käufer — ist um so
mehr zu bedauern, als das ernste künstlerische
Streben, wie es in der diesjährigen Ausstellung
zutage tritt, Aufmunterung und Anerkennung-
verdient. Ganz große Leistungen sind freilich
nicht darunter und die Abgeglichenheit der
übrigen — die Juryfreien hätte man draußen
lassen sollen — würde das Herausgreifen ein-
zelner Namen als Willkür erscheinen lassen.
L. F. F.

erst später unter Umdrehung des ganzen Ge-
bäudesinnes nach der Forumseite hin gelegt
worden sind — diese Vertauschung von vorn
und hinten ist in antikrömischer Architektur
ja immer wieder festzustellen, vom Palatin an-
gefangen bis zum Kapitol Michelangelos —,
alle diese Tempel und Kirchen haben nun nicht
nur ein Gesicht, sondern auch einen Körper. Sie
stehen in jener römischen Massigkeit und Kör-
perhaftigkeit zu beiden Seiten der Straße und
werden nur durch das gewaltige Rund des Ko-
losseums übertrumpft, welches in dem Blick-
punkt der Straße bleibt. Das Kolosseum, einst
so versteckt in der Ewigen Stadt, ist nun Zen-
trum und beinahe Verkehrsknotenpunkt ge-
worden. Von ihm aus wird an der Casa Aurea
des Nero vorbei die große Straße Kolosseum—
Lateran weitergeführt werden und damit wird
S. Giovanni aus seiner hoffnungslosen Ab-
seitigkeit erlöst. Rom rundet sich wieder in
dem Kreis der Aurelianischen Mauer.
Die große Via Recta soll zum 28. Oktober
fertig sein. Sie wird fertig werden. Denn

Satyr auf der Hirtenflöte spielend
Aus den Funden des Palais Parthenios in Stobi
Ausstellung — Exposition — Exhibition:
Belgrad, Pavillon desArts

. 1
. 1
2
. 2
. 2
. 3
. 3
. 4
. 6

GOTHIQUE
■T
RENAISSANCE

In Belgrad
Stellung der Funde, die bei den Ausgrabungen
in Stobi und Trebeviste in Jugoslawien ge-
macht wurden, durch
Dr. Vlada P e t k o v i c ,
Professor der Belgra-
der Universität und
Direktor des National-
museums, eröffnet. Die-
ser hervorragende Fach-
mann stellte in seinem
einleitenden Vortrag
die in zehnjähriger Ar-
beit zutage gebrachten
Funde und wissen-
schaftlichen Ergebnisse
neben die größten Aus-
grabungsresultate der
letzten Dezennien, neben
Karnak und Luxor, Ur
und Babylon,
und Pompeji. Es han-
delt sich um
bedeutendsten
polen der frühbyzanti-
nischen Epoche, die
durch das Erdbeben
des Jahres 518 zerstört
und durch die herein-
brechenden Slaven-
stämme vollends dem
Untergang geweiht war.
Langsam haben die
Ausgrabungen das Bild
dieser Stadt mit ihrem
Amphitheater, der Bi-
schofskirche, den groß-
artigen Thermenanlagen
und Palästen w ieder-
erstehen lassen. Die
große Bedeutung von
Stobi liegt heute darin,
daß sie die einzige
Stätte der Welt ist,
die einen geschlossenen
und leicht rekonstruier-
baren Eindruck von der
Kunst - und Kultur
einer Stadt am Über-
gang der Antike zum Mittelalter widerspiegelt.
So zeichnen sich auch die reichen, hier ge-
machten Funde durch besondere Vielfalt aus.
Die verschiedensten Motiv- und Einfluß-
sphären sind festzustellen. Zeugen christ-
licher Kultbetätigung mischen sich mit Do-
kumenten altheidnischer
Wiedererwachen gerade

Pliot. E. Scheel, Hamburg
Edward J. Burra, „Treppe“
Ausstellung — Exposition — Exhibition:
Hamburg, Kunstverein

Inhalt Nr. 29
Hugo Sieker, Hamburg :
Neue englische Kunst in Deutschland
(m. 3 Abb.) 1
G. Reinboth, Rom:
Die Via recta Colosseum-Forum
DieAusgrabungen vonStobi (m.Abb.)
Münchener Kunstausstellung 1932
Dr. A. Salmony, Köln:
Neues über östliche Kunst: VII. Nowotcher-
kassk (m. Abb.) .

Ausgrabungen von Stobi
in Jugoslawien


Münchener Kunst-
ausstellung 1932
Im Deutschen Museum

Hauptstädte selten erreichten Kunsthöh '
Durchbrucharbeiten des VII.—VI. Jahrhundet s
gibt es sonst nur aus Elizabetinskaja Stand* 2
(Kuban) in der Eremitage. Zeitlich g®)1/
ein im Don-Fluß gemachter Fund mit der b®.
rühmten Gruppe zusammen. Er umfaßt z"'
geometrisch ornamentierte Bronzeplakett®1^
und zwei herrlich patinierte Stangenbekrönun
gen des gleichen Materials (siehe A
bildung), die verdienen, neben dem Beste
der Skythen-Kunst genannt zu werden. ,-y
der Verbindung der mit sicherem Naturahs'
mus modellierten Hirschköpfe und des vöU1»
konventionell gebildeten Geweihs sind s’e
Träger der beiden, die Epoche beherrschende)1
Kunstströme. Gefäße der Skythen aus Ste1 * *”
und Bronze sieht man so typisch und so zahl
reich wie in Nowotcherkassk nur in Leningr9
und Tomsk. Die nächste reichbelegte Epo®be
ist erst die der türko-mongolischen Invasi®”’
also des V.—X. Jahrhunderts n. Chr. Be'
sonders die von China abgeleiteten herz- ode’
spitzovalförmigen Anhänger sind in vorzüg'
liehen Beispielen zu sehen. Sie schließen a*
letztes Stadium die West-Wanderung eine3
Schritt für Schritt verfolgbaren Motivs ab. f’e'
sonders lehrreich ist es, daneben auch A1}'
hänger der frühen Kosakenzeit zu sehen 1111
Ornamenten, die völlig rudimentär geword®1’
sind. Für das 13.—14. Jahrhundert gibt ®s
Spiegel islamischer Entstehung, persischen I111"
port, Dinge, die auf den russischen Strön1®'!
massenhaft nach Norden getragen worden sia
und überall im Land vorkommen. Aus gleiche1
Zeit fehlen auch die so oft in diesen Berichte11


Aufsatz in Form eines Hirsehkopfes
VII.—VI. Jahrhundert v. Chr.
Bronze, schwarz patiniert. Höhe 20 cm
Haut de baton, termine par une tete de cerf
VII.—VI. siede av. Chr.
Bronce ä patine noire, h. 20 cm
Nowotcherkassk, Museum

erwähnten Steinplastiken nicht. Nowotch®^
kassk besitzt nur den jüngsten Typus.
Es ist um das Museum still geworde1?
Rostow möchte am liebsten den Bestand an s1®*1
nehmen. Aber in Nowotcherkassk befind®’’
sich die Kosaken nun einmal zu Hause,
wird ihnen also die Denkmäler ihrer Ve’'
gangenheit und auch die ihrer Vorgänger ni®1’
wegnehmen können.


Das Glas-Museun1
in Murano

Nino Barbantini, der Inspektor'
Schönen Künste von Venedig, hat die
schätze des Museums Correr, wohl die grob
und schönste Sammlung von Murano-Glas üb?
haupt, nach Murano schaffen lassen. Das Ü
deutet den Beginn eines spezialisierten G’a >
museums, das als Werkmuseum aufgezogen
und das neben der Sammlung des veneziah
sehen Museums sich auf die Sammlung /
Abtes Zanetti stützt. Vincenzo Zanetti ist ®
eigenartigste Figur in der langen, an merkvA’
digen Menschen reichen Geschichte des
rano-Glases. Muranese von Geburt, ist
trotz seines geistlichen Berufes stets im -gt.
zen Glashandwerker geblieben, der jeder ’
welcher auf der Insel geboren wird. .
Leben fiel in jene trübe Periode der östeU
chischen Herrschaft des vorigen Jahrhunde
und es sah so aus, als sollte der böhmis®’1..,
Produktion zuliebe die Muranokonkurrenz S ,
ben. Zanetti hat sein Leben daran gesetzt, 1
rano wieder zu einem blühenden Werkku'1
Zentrum zu machen, und eines seiner wi®11 -t
sten Hilfsmittel war ein Museum der Glask^^,
von Murano.
zeugung nur
und so sind
„Feuerinsel“,
derts in dem
rioden der Murano-Produktion meist in
guten und typischen Stücken vorhanden-
Sammlung Correr wurde ohne die ergänz
Sammlung Zanetti sinnlos, aber auch dies
Murano untergebrachte Museum bedürf e^üJ1g‘
Glanzstücke der venezianischen Sam111
Durch die Eingemeindung Muranos in efti’
vor einigen Jahren fiel die Sammlung "a ^g'
an Venedig. Eine Zusammenlegung war
lieh geworden, aber obwohl das Museu
netti seit Jahren geschlossen und volIK®'
verwahrlost war, wollte man den Mura

3 iviuranoKonkurrenZ '‘A.j.
Leben daran gesetzt, ’
■■ ’ ■ ’lC^1 4
.. -- gl-
Er sammelte, was von del'1
irgendwie in seinen Besitz
von 1275, dem Geburtsjahr ,
bis zum Beginn des 19. Jahr
Museum Zanetti alle großeI1ge},f
’S®
jD
 
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