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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 6.1932

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Nr. 36 (4. September)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44980#0212
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4

von

ge-

Dr.

MARGRAF&CO

GMBH

r

BELLEVUESTR. 6

BERLIN W9-TELEFON LOTZOW1148

Verka11^

Ankauf

und
die

Die Verstorbene hat
Kunstakademie absol-
von Porträtbüsten so-
(u. a. dasjenige des

Auktionshauses Glückselig zwischen
12. und 20. September stattfinden.

Edwin Scharff, Krieger-Ehrenmal
Neu-Ulm

KUNSTHAUS MALMEDE

Köln a. Rhein
Unter Sachsenhausen 33

haltenden Formgebung die Gefahr einer wesen-
losen Aufmachung oder sentimentalen Ab-
lenkung von vornherein ausschloß. Als Werk-
stoff wurden nämlich die vorhandenen Quader-
steine aus den früheren Festungsbauten vor-
geschrieben.
Scharff hat die Quadersteine zu einem ein-
fachen Block zusammengefügt (siehe Ab-
bildung) und aus dem an vier Seiten vor-
stehenden Stein in Flachrelief symbolische
Figuren (siehe Abbildungen) heraus-
gearbeitet. Vielleicht wäre ein negativ aus
dem Block herausgearbeitetes Relief material-
gerechter und ein Verzicht auf die Einschnitte
und Schrägkanten an den Ecken des Blockes
größer gewesen. Aber besonders in der Fern-
wirkung behält der Block eine geschlossene,
großzügige Wirkung, so daß man die Stadt
Neu-Ulm zu einem solchen Erinnerungs- und
Wahrzeichen beglückwünschen darf. Die
schlichte Einfachheit der Gestaltung hat wirk-
lich die lokale und pietätvolle Bedeutung als
Ehren- und Erinnerungsmai mit einer würdigen
künstlerischen Wirksamkeit verbunden. Hier
kann es keine der sonst bei solchen Gelegen-
heiten unvermeidlichen Nörgler geben.
Die vorbildliche Zusammenarbeit eines über
seine engeren Heimatgrenzen anerkannten
Künstlers mit der Stadtverwaltung Neu-Ulm
beweist, daß künstlerische Gemeinschafts-
arbeiten in unserer Zeit durchaus nicht eine
freie Entfaltung des Künstlers verbieten, wenn
dieser Künstler wirklich eine Persönlichkeit ist.
F. C. Valentien

Berliner Secession
Da die im Herbst stattfindende große
Jahres-Ausstellung der Berliner Secession den

räume in der Kärntnerstraße wurden geschlos-
sen und öffnen sich erst wieder am heutigen
ersten Messesonntag für eine Auktionsaus-
stellung aus den Beständen des Unternehmens.
Die Versteigerung wird unter der Leitung des
dem
P.

Zu dem Bilderfund in Korompa
In unserer sehr skeptischen Notiz zu dem
von den Tageszeitungen sensationell aufge-
bauschten Bilderfund von Korompa (vgl.
„Weltkunst“ Nr. 34) wurde die Vermutung
ausgesprochen, daß es sich bei vielen Bildern
um Kopien und Schulbilder handeln dürfte.
Diese Annahme wird durch eine Drahtmeldung
des Wiener Tagblattes nunmehr bestätigt, der
zufolge der Referent des tschechoslowakischen
Denkmalamtes in Brativlava, Dr. Hofmann,
die Bilder den Meistern, denen sie zugeschrie-
ben wurden, abgesprochen und sie teils für
Originale, teils für Kopien des 17. und 19. Jahr-
hunderts erklärt hat. P.-N.

DIE WELTKUNST

Gelehrte ist vor allem durch seine Mitwirkung
bei den pergamenischen Ausgrabungen und als
Leiter der Reichs-Limes-Kommission bekannt
geworden.
Gustave Leheutre, der bekannte fran-
zösische Maler und Graphiker, Mitglied der
Societe Nationale des Beaux-Arts und der
Societe des Peintres-Graveurs-Frangais, ist im
Alter von 71 Jahren in Paris gestorben und in
seiner Vaterstadt Troyes beigesetzt worden.

Mitgliedern Vorbehalten bleibt, bittet die Ber-
liner Secession, dieses Mal von freien Ein-
sendungen absehen zu wollen.

Die Stadt Berlin kaufte auf der diesjähri-
gen Sommerausstellung der Berliner Secession
Aquarelle folgender Künstler an: O. Gawell,
F. Kuttner, H. H. Graf Merveldt, M. Neumann,
H. Purrmann, W. Röhricht, E. Spiro, W.
Scholz, M. Zeller, ferner Skulpturen von H.
Garbe, H. Mettel, M. Steger.

Edwin Scharff, Reliefs vom Krieger-Ehrenmal
Neu-Ulm

Personalien
Richard Mannheimer, der bekannte Berliner
Antiquitätenhändler, beging am 30. August
seinen 70. Geburtstag. Am 1. April 1882, also
vor etwa 50 Jahren, ist er in den Antiqui-
tätenhandel eingetreten. Er hat stets ein
großes Lager erstklassiger alter Kunst ge-
führt und seinen großen Kundenkreis in
Deutschland und im Ausland besonders mit
romanischen und gotischen Kunstwerken, spe-
ziell Holzskulpturen, alten frühen Gemälden
usw. beliefert.
Maria Lwowna Dillon, die russische Bild-
hauerin, ist in Leningrad im Alter von
74 Jahren verschieden.
1888 die Petersburger
viert, eine lange Reihe
wie einige Denkmäler
Mathematikers Labatschewskij in Kasan) ge-
schaffen
Frauen,
meten.
Prof.
den an ihn ergangenen Ruf auf den Lehrstuhl
für Kunstgeschichte und Ästhetik an der Tech-
nischen Hochschule in München angenommen.
F.
Geh. Rat Prof. Dr. Ernst Fabricius, der
Freiburger Historiker und Archäologe, begeht
am 6. September seinen 75. Geburtstag.

Versteigerung
der „Wiener Werkstätte"
Am 27. August hat die „Wiener Werk-
stätte“ zu bestehen auf gehört. Die Verkauf s-

Antike Kunst
in Gemälden, Plastik, Gobelins,
Antiquitäten

war in Rußland eine der ersten
sich der Bildhauerkunst wid-
P. Ett.
Hans Karlinger in Aachen hat

Jahrg. VI, Nr. 36 vom 4. SeptemberjAA

Islamische Kunst
Alte Teppiche und Stoffe
Antiquitäten

Edwin Scharffs Ehrenmal
An einem der städtebaulich schönsten
Punkte von Neu-Ulm, auf der unteren
Spitze der Donau-Insel, ist soeben das Ehren-
mal für die Gefallenen, ein Werk von Edwin
Scharff, einem Sohne dieser Stadt, aufgestellt
worden. Die wirtschaftliche Notlage forderte
äußerste Einschränkung der Mittel und tat so
das ihre dazu, aus dem geplanten Erinnerungs-
zeichen ein wirkliches Denkmal zu schaffen,
an dem ein würdevoller Ernst in der zurück-

wurzell°sT
. defl
X11V1U v 1^111 u (AA.- ripp
Er scheitert an seiner zügeH°®ef
Der Kunsthistoriker ist der uljef
verirrte Zeremonienmeister

W. Grote-Hasenbalg
Berlin W 9, Lennöstr. 12
B 2 Lützow 4739

Ivar Kreugers Kunst-Nachlaß
Wie aus Stockholm berichtet wird,
langt dort Mitte September der künstlerische
Nachlaß Ivar Kreugers, der sich als bedeutend
umfangreicher als bisher angenommen er-
wiesen hat, zur Versteigerung. Besonders gut
vertreten ist die niederländische Schule des
17. Jahrhunderts mit Werken von J. und
S. v. Ruisdael, Hobbema, van Goyen, Teniers,
Brouwer, Aert de Gelder, Terborch, Berckheyde
u. a., daneben Arbeiten von Tintoretto, Rae-
burn, Constable, Corot, Courbet und Munch.
Ebenfalls im September wird in Kopen-
hagen eine der bedeutendsten dänischen
Sammlungen zur Auktion gelangen, die etwa
2500 Gemälde umfassende Kollektion dänischer
Meister des 17.—19. Jahrhunderts aus dem Be-
sitz des Generalkonsuls Johann Hansen.

Direktion: Fritz-Eduard Hartmann. Redaktion: Dr. Werner Richard Deus eh, für moderne Kunst: Dr. Kurt Kusenberg. — Red. Vertretungen für München : Ludwig F. Fuchs / Rom : G. Rf*nbs0$
Wien : Dr. St. Poglayen-Neuwall — Pariser Büro: 23, rue Claude-Pouillet. — Verantwortlich für Inhalt und Anzeigen: Theo Rose, Berlin. — Erscheint im Weltkunst-Verlag G. m. b. H., Berlin W 62. - Zuscnnih
an die Direktion der Weltkunst, Berlin W 62, Kurfürstenstraße 76—77, zu richten. Anzeigenannahme bis Donnerstag beim Weltkunst-Verlag. Inseratentarif auf Verlangen. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis d.?s,
auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte wird nicht übernommen und jegliche Verantwortung, auch hinsichtlich des Veröffentlichungstermins und der Ruck
abgelehnt. Der Verlag übernimmt durch Erwerbung eines Manuskripts alle Verlagsrechte für dasselbe. Druck H. S. Hermann G. m. b. H., Berlin SW 19.

Prof. Dr. Emanuel Löwy, von 1889 bis 1
Professor- der klassischen Archäologie in K
und seither bis zur Erreichung der Alte
grenze an der Wiener Universität lehre11 ’
feierte am 1. September seinen 70. Geburtsta

A propos...
Der Kunsthistoriker
Der Herr hat ihn in einem zerstreut^
Augenblick geschaffen. Da steht er nun
weiß nicht, wohin mit sich. Die Vögel U’11.?
dem Himmel: ja. Aber der Kunsthistoriker.,
Seine soziale Stellung ist unklar. Seiner A®
bildung nach gehört er zu den oberen Zen
tausend, seinen Verdienstchancen nach zu d
unteren sechs Millionen. Zuerst jeuneS
doree, dann Budgetequilibrist. Der Kun®
historiker ist schmückendes Beiwerk am VolK
körper. „
Kunsthistoriker unterscheiden sich _ v
Museumsdienern dadurch, daß sie ein gering
res Gehalt beziehen als diese. Museumsdi®n_
legitimieren Klassenstaat und Idealism1*0
indem sie unbezahlten Volontären Ehrerbietn11
erweisen. Im Kunsthandel findet der Kuns
historiker innendekorative Verwendung. . j.
Die römischen Auguren lächelten vl®e
deutig, wenn sie sich trafen. Wenn j®”,
lächelten, müßten Kunsthistoriker, die eJl1
ander begegnen, geradezu satanisch grinse1'
Kunsthistoriker sprechen eine abgekartete G®,
heimsprache, die ebensowenig klar als ety®1®
logisch einwandfrei ist. Emanzipierte KunS
historiker kehren zu einer natürlichen Sprad1,
zurück, die ihnen von Kollegen als Snobisi»11
ausgelegt wird.
Kunst und Geschichte sind die beid®.
Stühle, zwischen die der Kunsthistoriker sl®,
setzt. Seine Arbeitsmethoden: Quell®11
forschung, Stilkritik, Geistesgeschichte. Qu®,
len sind gut, wenn sie nicht schon ehemals h®
wußt erlogen wurden oder überhaupt F®,
schungen sind; ihre Auslegung ist es nlCL
immer. Der Sprung vom Text zum Fakta
landet mitunter daneben. Stilkritik ist el®
feine Sache. Je abstrakter sie ist, um so n1®.
überzeugt sie. Tatsachen sind geduldig. ,
legen sich unaufgefordert aufs Prokrust®5,
bett, lassen sich dehnen und abschneiden. G
legentlich aber packt sie ein Koller. Da11
bringen sie bösartig die schönste Konstrukt*0,
zu Fall. Der Forscher läßt sichs nicht V®T
drießen und baut eine neue, die kasuistisch®
und dialektischer ist als die alte. Geist® _
geschichte ist ein Spiel mit gewissen * f
rallelen, das viel Spaß macht, weil sich im11} j,
wieder herausstellt, daß Parallelen wirkl,c
parallel laufen.
Ehrgeizige junge Männer heiraten Dab*
aus der Schwerindustrie und werden Politik®
Wenn Kunsthistoriker reich heiraten, bleib
sie Kunsthistoriker. Daraus folgt, daß dies t
Beruf erstens gesellschaftsfähig, zweitens ni®
ohne Reiz sein muß. Es müßte der kun^,
historischen Disziplin einmal ein Politiker
wachsen, damit der Staat sieht, daß er ,sl®,
auch hier eindecken kann. Viele Kunsthis®
riker treiben Inzucht, indem sie KunsthiS“^
rikerinnen ehelichen. Die Ehe wird d ad ul'
zum Seminar, die Gleichberechtigung ist v°
kommen und man hat einander nichts vor«
werfen. Ob der hierbei entstehende
wuchs Wunderkinder stellt, ist noch ni®
eruierbar.
Die Kunsthistorikerin ist entweder ®’f
Hermaphrodit, ein unbehandelter Komplex 0<ie^
ein junges Mädchen, das sich die Warte«®
bis zur Ehe auf eine schickliche Weise Y®.^
kürzt. Weise Mütter führen ihre Töchter rd®,
in die Kunstgeschichte, sondern nach Nord®,
ney oder Heringsdorf. Es geht schnell®.
Während des Studiums arrangieren K®111 ,
historikerinnen Seminarfeste; im Beruf holr
sie sich mit Katalogisierungsarbeiten V
beeren. Solche Kataloge sind kunsthistoi'1“
verbrämte Haushaltungsbücher.
Der Kunsthistoriker ist ein _ 1
Mensch. Er ist zu allem fähig und macht £1
diesem Zustand labiler Tatkraft eine kok®
Permanenz. Er hätte die Möglichkeit, ®
dahinsterbenden Universalismus zu re1,
statt dessen wird er meist ein Jahrfü” jj
Spezialist. ” 1 " ' " -,1nS
Freiheit.
Sterbliche
Musen. Damit erklärt sich auch seine jg
Stellung zur modernen Kunst: die rühr®^
Verständnislosigkeit eines alten Tanzlehrg{,
neuzeitlichen Tänzen gegenüber. Der
historiker ist eigentlich als Parkwächter
ein goldenes Zeitalter gedacht. Er wartet
dessen Anbruch. S i m P .
 
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