•lahrg. VI, Nr. 47 vom 20. November 1932
DIE WELTKUNST
3
Gliedern hervorzuheben, die um 1570 herge-
stellt ist. Nicht weniger interessant ist Nr. 196,
großes Pektorale aus Gold. Die Kreuzbalken
werden aus 12 Smaragden gebildet; das Kreuz
ist mit Schrauben zu öffnen und enthält Räume
zur Aufbewahrung von Reliquien. Hier han-
delt es sich um eine süddeutsche Arbeit aus
dem Ende des 16. Jahrhunderts. Nicht un-
erwähnt darf Nr. 261 bleiben, goldener Arm-
reif in zwei phantastischen Tierköpfen endi-
gend, ein Schmuckstück, das im Geschmack alt-
orientalischer Arbeiten hergestellt ist. Außer
diesen besonders hervorragenden Gegenständen
finden sich Halsketten, Anhänger, Ohrgehänge,
Reliquienkapseln, Reliquienkreuze, Riech-
büchsen, Necessaires, Petschaften, Dosen, Fla-
kons, Fingerhüte und Nadelbüchschen, Taschen-
uhren, Ringe, Schließen, Kreuze, Schraubbüchs-
chen, Tabatieren u. v. a.
Aus dem Nachlaß Dr. Camillo List seien
einige Gegenstände besonders erwähnt: So ein
großer Aufsatzkasten aus Ebenholz, eine Turm-
uhr aus vergoldeter Bronze, reich graviert, mit
Rankenornamenten, signiert und datiert 1566,
sowie ein Glasgemälde, stehender Christus,
segnend (abgebildet in dem Werke „Die mittel-
alterliche Glasmalerei in Österreich“).
Von sonstigen aus verschiedenem Privat-
besitz stammenden Gegenständen wollen wir
vor allem auf ein Gemälde von Allaert van
Everdingen, „Norwegische Landschaft“, hin-
weisen. Ein anderes bedeutendes Bild ist
„Sonnenuntergang“ von Aert van der Neer.
Ferner seien Pinturicchios „Heilandshaupt“ und
Simon de Vliegers „Marine“ angeführt. Von
neueren Meistern fällt ein englischer Maler be-
sonders auf, „Bildnis dreier Schwestern“, des-
gleichen Peter Fendi „Vor dem Versatzamt“.
Sonst sind unter den neueren Meistern Namen
wie Faistauer, Gauermann, I. Kaufmann,
I ampi d. J., Nawratil, Pettenkofen, Ribarz,
Straßgewandtner, Schindler nebst vielen an-
deren vertreten. Ferner gelangen Miniaturen,
Stiche, Skulpturen, Einrichtungsgegenstände,
Japonika und Münzen zum Verkauf.
Gemälde
und Antiquitäten
Amsterdam, Vorb. 29./30. Nov.
Die zweite Herbstauktion bei M e n s i n g &
Sohn (Frederik Muller), die am 29. und
30. November in Amsterdam stattfindet, bringt
an erster Stelle den künstlerisch bedeutenden
Nachlaß des bekannten, vor einigen Jahren ver-
storbenen Haager Antiquars M. J. T e u n i s -
s e n zum Ausgebot. Möbel und Kunstgewerbe
des 18. Jahrhunderts bestimmen den Eindruck
dieses kostbaren Besitzes. In erster Linie zu
nennen sind die Wandgemälde eines Salons mit
Darstellungen der vier Jahreszeiten, die 1776
von M. Senn van Basel für sein Haus im Haag
bei dem Maler Schweickhardt bestellt wurden
und bis auf den heutigen Tag im Originalraum
erhalten geblieben sind. Die Reinheit der Er-
haltung wetteifert mit dem künstlerischen
Charme, der von diesen Rokoko-Wandbildern
ausgeht. Daneben sind zu erwähnen eine kost-
bare, 19teilige Salongarnitur Louis XVI mit
alten Aubusson-Bezügen, Sitzmöbel und unter
den Standmöbeln vor allem die Bibliothek, ein
herrlicher Sekretär um 1800, eine Reihe von
Kommoden und Tischen Louis XV und XVI.
China- und Japan-Porzellane, seltene Delfter
Fayencen und Keramiken, Porzellan-Gruppen
und Silber runden das geschmackvolle En-
semble ab.
Der zweite Tag bringt Kunstwerke aus ver-
schiedenem Besitz. Unter den Gemälden stößt
man auf eine, ursprünglich zur Sammlung
James Simon gehörende Amsterdamer Ansicht
von Berckheyde aus dem
Jahre 1685, ein Hochzeits¬
bild von Jan Steen, Land¬
schaften von Aert van der
Neer und A. van de Velde
und Stilleben von Beijeren
und Abraham Brueghel.
Es folgen ostasiatische
Porzellane und große Be-
stände Delfter Blau- und
Polychrom-Fayencen ersten
Ranges.
Drei üppig illustrierte
Kataloge verzeichnen das
Material dieser zweitägi-
gen Versteigerung.
Italienische
Gemälde
Mailand, Vorb.
21.—22. Nov.
In der G a 11 e r i a
S c o p i n i c h wird am 21.
und 22. November der Ge¬
mäldenachlaß von Clau¬
dio Gallo versteigert:
Werke von italienischen
Meistern des 14. bis 18.
Jahrhunderts mit Namen
wie Amigoni, Antoniazzo
Romano, Carloni, Costa,
Daddi, Forabosco, Gauden-
zio Ferrari, P. Lorenzetti,
Macrino d’Alba, Neri
die Bicci, Pagani, Sasso-
ferrato, Cosimo Rosselli, Andrea Vanni,
Antonio Vivarini, F. Zaganelli u. a.
Möbel des 18. Jahrhdts.
Paris, Vorb., 28. Nov.
Me M. Ader und die Experten M. E. Pape
Und M. Rousseau bringen in der Galerie
Georges Petit am 28. November ein
außergewöhnlich schönes und interessantes
Material an Möbeln, Skulpturen und Einrich-
tungsgegenständen des 18. Jahrhunderts zum
Ausgebot. Die Möbel tragen großenteils die
Stempel bekannter Ebenisten: Birckle, Boudin,
Delorme, Gourdin, Jacob, Joubert, Malle, Mi-
geon, Saunier, Schlichtig, Schneider u. a. Bei
den Skulpturen findet man eine Terracotta-
büste des Geographen Mentelle von Houdon.
Stiche, Bronzen, Uhren und Savonnerie-Tep-
piche runden den herrlichen Kunstbesitz ab.
Sammlung
George Blumenthal
Paris, Vorb. 1.—2. Dez.
Die Versteigerung der Sammlung M. Ge-
orge Blumenthal durch M<‘ M. Ader und
die Experten MM. F er al , Catroux,
Rousseau, Mannheim, und Pape in
der Galerie Georges Petit darf zu den
bedeutendsten Ereignissen des Pariser Auk-
tionsmarktes gerechnet werden. Ein ähnliches
Material an erlesensten Kunstwerken des
18. Jahrhunderts ist geschlossen und in solcher
Menge nur selten zum Ausgebot gekommen.
Unter den alten Gemälden findet man
Hauptwerke von Fragonard, Guardi, Hubert
Robert, Schall und Trinquesse, unter den
Zeichnungen und Aquarellen wichtige Blätter
von Boucher, Fragonard, Huet, Lavreince, Mo-
reau, Portail, Robert, Saint-Aubin, Tauney
und Watteau, sämtlich mit den besten Pro-
venienzen und schönster Erhaltung. Auf
gleicher Höhe steht das Kunstgewerbe: hier
ist vor allem die einzigartig schöne Kollektion
der Sevres-Porzellane zu nennen, der
sich Meißen mit hochwertigen Stücken an-
schließt. Unter den Vitrinenobjekten, die u. a.
herrliche Golddosen umfassen, befindet sich
als Hauptstück ein bemaltes und von Gouthiere
montiertes Straußenei, wie solche im 18. Jahr-
hundert in Mode waren. Dazu kommen Bronze-
montierungen, Skulpturen von Clodion,
Falconet, Francois-Martin und Marin, figür-
liche Bronzen und Lackarbeiten. Von höchster
Bedeutung ist das Dixhuitieme - Mobiliar :
Sitzmöbel mit alten Bezügen und Stempeln
von Delanois, Delaporte, Dupain, G. Jacob,
Jullien, Poirie, Sene, signierte Möbel von Bou-
din, Gourdin, Riesener, Saunier u. a.
Möbel, Gemälde,
Kunstgewerbe
Zürich, Vorb. 23.—25. Nov.
Die Luzerner Galerie Fischer veran-
staltet im Zunfthaus zur Meise in
Zürich vom 23. bis 25. November eine Auktion,
die das Inventar der
Schlösser Warten-
s e e und Mauensee
sowie Kunstwerke aus
verschiedenem Besitz
vereinigt. Provenienz
und künstlerische Qua-
lität tragen zur Bedeu-
dieser Veranstal-
tung bei. Das Mobi-
liar enthält vorzugs-
weise Stücke des Barock
und des 18. Jahrhun-
derts, aber auch einige
spätgotische und Re-
naissance-Möbel von be-
sonderer Schönheit. Es
folgt Zinn und Sil-
ber, dabei einige
Hauptstücke, wie das
Schiff des Großmei-
sters des Johanniter-
odens Franz v. Sonnen-
berg von der Hand des
berühmten Züricher
Goldschmieds Peter Oeri
(1677—92) und ein an-
geblich aus dem Besitz
der Königin Elisabeth
stammendes Prunkhals-
band des 16. Jahrhun-
derts, dessen Form an
Zeichnungen Mielichs
und Holbeins erinnert.
Das herrliche Tafelsil-
ber gehört meist dem
18. Jahrhundert an. Um-
fangreich sind die Ab-
teilungen der Messing-
und Bronze-Arbeiten so-
wie der Keramik und
der Ostasiatica. Bei den
Tapisserien findet
man einen interessanten
französischen Jagdtep-
pich um 1600. Teppiche,
Glasscheiben und ver-
schiedene Antiquitäten
leiten über zu den Ge-
mälden, unter denen
nur Bildnisse von Graff
und Oelenhainz, Werke
von Cranach, Molenaer, A. Brouwer, Jorgh,
von Neueren Hodler, Segantini und Buchser ge-
nannt seien.
Auktionsnachberichte
Sammlung
Stinnes, /. Teil
Bei C. G. Boern er, Leipzig
Der Beginn der Auflösung einer der be-
rühmtesten Sammlungen moderner Graphik be-
gegnete besonderem Interesse der internatio-
nalen Sammler- und Händlerwelt. Außer der
Sammlung Sachs bei C. G. Boerner im Herbst
1931 war in den letzten Jahren
nichts an Wert und Qualität ver-
gleichbares auf dem Auktionsmarkt
gewesen, und man sah dem Ergeb-
nis dieser in mancher Hinsicht
sogar etwas zufälligen Auswahl
aus dem großen Stinnesbesitz mit
berechtigter Spannung entgegen.
Das Ergebnis ist ganz außerordent-
lich zufriedenstellend. Alle wirk-
lich bedeutenden, guten Blätter der
führenden Meister wurden gut, z. T.
sogar ausgezeichnet verkauft, bei
den Spitzenblättern von Toulouse-
Lautrec wurden geradezu Vor-
krisenpreise erzielt, nur die durch-
schnittliche Produktion der jüng-
sten französischen Künstler, wäh-
rend der letzten Jahre zahlreich er-
schienen, fand begreiflicherweise
schlechten Absatz.
Von den französischen Haupt-
meistern des 19. Jahrhunderts
brachte eine schöne Lithographie
von Corot (Nr. 49) 200 M., ein
prachtvoller Probedruck zum Faust
von Delacroix (Nr. 62) 330 M.
Das Porträt Adele Dulle von R o p s
(Nr. 345) kam auf 800 M. Es hatte
in der schönen Versteigerung Havi-
land in Paris im Juni dieses Jahres
in einem noch selteneren Abdruck
nur knapp 700 M. erreicht. Sehr
lebhaft wurde eine sehr schöne
Forain-Serie geboten. Ein
erster Zustand der Radierung Pieta
(Nr. 96) erreichte 720 M., während
ein entsprechend schöner Abdruck
der Auktion Sachs im Herbst 1931
nur 700 M. brachte. Die schönste
Lithographie (Nr. 100) stieg auf
950 M. und erreichte damit fast den
1000-M.-Preis des schönsten entsprechenden
Sachs-Blattes. Eine schöne M a i 11 o 1 - Serie
wurde ganz verkauft, ebenso eine Reihe
Matisse- Blätter, die das Preisniveau der
letzten Jahre behaupteten. Von den Deutschen
wurden die schönen Probedruckfolgen der
Käthe Kollwitz - Holzschnitte am meisten
begehrt, sie stiegen auf 420 M. (Nr. 147) und
380 M. (Nr. 144), die seltene Lithographie des
Agitationsredner (Nr. 151) kostete 150 M.
Ebenso gut verkauften sich die Nolde-
Radierungen (z. B. Nr. 277 mit 105 M.) und
die feinen frühen Holzschnitte (z. B. Nr. 281 mit
90 M.). Wie hier blieb auch bei der Serie der
Munch- Blätter fast kein Blatt unverkauft.
Sie brachten bis zu 380 M. (Tingeltangel
Nr. 230), die besten sonst 320 (Selbstporträt
Nr. 242), 220 M. (Kuß, Nr. 235), 220 M. (Die
Katze, Nr. 250). Camille Pissarro war mit
einer besonders feinen Auswahl frühester
Probedrucke vertreten, die die erwarteten
Preise nicht erreichten und wohl auch hoch
taxiert waren. Immerhin stiegen die seltensten
dieser Blätter auf 210 M. (Nr. 300), 200 M.
(Nr. 312), 175 M. (Nr. 332).
Das Kernstück der Auktion bildete das be-
rühmte und an Qualität und Vollständigkeit
von wenigen Sammlungen der Welt erreichte
Werk des Toulouse-Lautrec, ehemals
im Besitz von Walter Heymel. Es erschien zu-
erst als ein Wagnis, diese kostbare Sammlung
eines einzigen Künstlers nacheinander ver-
kaufen zu wollen, das Resultat übertraf die Er-
wartungen. Die prachtvollen Hauptblätter, die
in den Toulouse-Versteigerungen der letzten
Zeit fast sämtlich gefehlt haben, brachten er-
staunliche Preise, die durchaus zu den Höchst-
preisen für diese Blätter zu zählen sind, z. B.
1500 M. für die Grande Loge (Nr. 591),
1250 M. für die Clownesse au Moulin
Rouge (Nr. 592), 1100 M. für das Idyll
Princiere (Nr. 593), 1550 M. für die
Viennoise (Nr. 594), 1100 M. für La
Danse au Moulin Rouge (Nr. 594),
1200 M. für die Partie de Campagne
(Nr. 604), Preise, die auch in Paris in letzter
Zeit nicht annähernd erreicht worden sind. Die
Folge Elles (Nr. 579) kostete, wie letzthin
mehrfach, 1500 M. Von den schönen gezeich-
neten Studien für Blätter brachten die kleinen
Skizzen zur Folge Elles (Nr. 578) 800 M., eben-
so die zur May Milton (Nr. 661). Auch in
anderen, bekannten und beliebten Blätter ver-
kauften sich teuer, z. B. die May Belfort mit
700 M. (Nr. 550), die ganz seltene Lithographie
L’Entraineur et son Jockey mit 1200 M.
(Nr. 637), La Chanson du Matelot mit 480 M.
(Nr. 632), die Cecy Loftus mit 400 M. (Nr. 547),
lauter Preise, die in keiner Toulouse-Lautrec-
Auktion letzthin erreicht worden sind. Eine
gewisse Schwierigkeit bot der Verkauf der
mittleren und kleineren Werte, von denen eine
Anzahl der wenig gesuchten durchschnittlichen
Blätter nicht verkauft werden konnten oder
nur zu ziemlich kleinen Preisen. Bei der er-
staunlich großen Krisenfestigkeit, die die be-
gehrteren Blätter dieses Meisters erweisen,
geht man wohl auch heute mit zu hohen Preis-.
Vorstellungen an diese kleineren Blätter heran.
Diese Auktion dürfte dafür die nötige Klar-
stellung gebracht haben.
Auch in dieser Auktion bestätigte sich die
Erfahrung, die die voraufgegangene Versteige-
rung der alten Kupferstiche gelehrt hatte: Eine
Vermehrung und deutlich gestärkte Zuversicht-
lichkeit der Privatsammler, die ihr Interesse in
persönlichem Erscheinen und in einer großen
Zahl von Aufträgen kundgaben, beides in weit
höherem Maße als noch in diesem Frühjahr,
und eine gewisse Preisfestigkeit der wirklich
feinen und besonderen Dinge. Die Rück-
kehr zu stabilen Preisen, die
allmähliche Verbreiterung der
allzu schmal gewordenen Privat-
s a m m 1 e r b a s i s , zwei nötige und
deutliche Silberstreifen am Hori-
zont. Möge ein gütiges Geschick
alle, Sammler wie Auktionatoren
wie Händler, vor den zerstören-
den Gewitterwolken staatlicher
Eingriffe und Verbote bewahren.
Mit Handschellen läßt sich das
unendlich schwierige Werk des
Halskette m. Anhänger. Etruskisch, 4. Jahrh. v. Chr.
Oströmischer Armreif. 2.—3. Jahrh. n. Chr.
Ohrring. Frühe Kaiserzeit
Nachlaß Dr. James Simon — Kat. Nr. 209, 231, 239
Versteigerung — Vente — Sale:
Rudolph Lepke, Berlin, 29. November 1932
Jozef Israels, Frau mit Kind
40 :29 cm — Wohnungseinrichtung Kurfürstendamm 210
Versteigerung — Vente — Sale:
Rudolph Elsas, Berlin, 22. November 1932
Hans Thoma, Schwarzwaldlandschaft. 1891
97 : 75 cm — Wohnungseinrichtung Kurfürstendamm 210
Versteigerung — Vente — Sale:
Rudolph Elsas, Berlin, 22. November 1962
DIE WELTKUNST
3
Gliedern hervorzuheben, die um 1570 herge-
stellt ist. Nicht weniger interessant ist Nr. 196,
großes Pektorale aus Gold. Die Kreuzbalken
werden aus 12 Smaragden gebildet; das Kreuz
ist mit Schrauben zu öffnen und enthält Räume
zur Aufbewahrung von Reliquien. Hier han-
delt es sich um eine süddeutsche Arbeit aus
dem Ende des 16. Jahrhunderts. Nicht un-
erwähnt darf Nr. 261 bleiben, goldener Arm-
reif in zwei phantastischen Tierköpfen endi-
gend, ein Schmuckstück, das im Geschmack alt-
orientalischer Arbeiten hergestellt ist. Außer
diesen besonders hervorragenden Gegenständen
finden sich Halsketten, Anhänger, Ohrgehänge,
Reliquienkapseln, Reliquienkreuze, Riech-
büchsen, Necessaires, Petschaften, Dosen, Fla-
kons, Fingerhüte und Nadelbüchschen, Taschen-
uhren, Ringe, Schließen, Kreuze, Schraubbüchs-
chen, Tabatieren u. v. a.
Aus dem Nachlaß Dr. Camillo List seien
einige Gegenstände besonders erwähnt: So ein
großer Aufsatzkasten aus Ebenholz, eine Turm-
uhr aus vergoldeter Bronze, reich graviert, mit
Rankenornamenten, signiert und datiert 1566,
sowie ein Glasgemälde, stehender Christus,
segnend (abgebildet in dem Werke „Die mittel-
alterliche Glasmalerei in Österreich“).
Von sonstigen aus verschiedenem Privat-
besitz stammenden Gegenständen wollen wir
vor allem auf ein Gemälde von Allaert van
Everdingen, „Norwegische Landschaft“, hin-
weisen. Ein anderes bedeutendes Bild ist
„Sonnenuntergang“ von Aert van der Neer.
Ferner seien Pinturicchios „Heilandshaupt“ und
Simon de Vliegers „Marine“ angeführt. Von
neueren Meistern fällt ein englischer Maler be-
sonders auf, „Bildnis dreier Schwestern“, des-
gleichen Peter Fendi „Vor dem Versatzamt“.
Sonst sind unter den neueren Meistern Namen
wie Faistauer, Gauermann, I. Kaufmann,
I ampi d. J., Nawratil, Pettenkofen, Ribarz,
Straßgewandtner, Schindler nebst vielen an-
deren vertreten. Ferner gelangen Miniaturen,
Stiche, Skulpturen, Einrichtungsgegenstände,
Japonika und Münzen zum Verkauf.
Gemälde
und Antiquitäten
Amsterdam, Vorb. 29./30. Nov.
Die zweite Herbstauktion bei M e n s i n g &
Sohn (Frederik Muller), die am 29. und
30. November in Amsterdam stattfindet, bringt
an erster Stelle den künstlerisch bedeutenden
Nachlaß des bekannten, vor einigen Jahren ver-
storbenen Haager Antiquars M. J. T e u n i s -
s e n zum Ausgebot. Möbel und Kunstgewerbe
des 18. Jahrhunderts bestimmen den Eindruck
dieses kostbaren Besitzes. In erster Linie zu
nennen sind die Wandgemälde eines Salons mit
Darstellungen der vier Jahreszeiten, die 1776
von M. Senn van Basel für sein Haus im Haag
bei dem Maler Schweickhardt bestellt wurden
und bis auf den heutigen Tag im Originalraum
erhalten geblieben sind. Die Reinheit der Er-
haltung wetteifert mit dem künstlerischen
Charme, der von diesen Rokoko-Wandbildern
ausgeht. Daneben sind zu erwähnen eine kost-
bare, 19teilige Salongarnitur Louis XVI mit
alten Aubusson-Bezügen, Sitzmöbel und unter
den Standmöbeln vor allem die Bibliothek, ein
herrlicher Sekretär um 1800, eine Reihe von
Kommoden und Tischen Louis XV und XVI.
China- und Japan-Porzellane, seltene Delfter
Fayencen und Keramiken, Porzellan-Gruppen
und Silber runden das geschmackvolle En-
semble ab.
Der zweite Tag bringt Kunstwerke aus ver-
schiedenem Besitz. Unter den Gemälden stößt
man auf eine, ursprünglich zur Sammlung
James Simon gehörende Amsterdamer Ansicht
von Berckheyde aus dem
Jahre 1685, ein Hochzeits¬
bild von Jan Steen, Land¬
schaften von Aert van der
Neer und A. van de Velde
und Stilleben von Beijeren
und Abraham Brueghel.
Es folgen ostasiatische
Porzellane und große Be-
stände Delfter Blau- und
Polychrom-Fayencen ersten
Ranges.
Drei üppig illustrierte
Kataloge verzeichnen das
Material dieser zweitägi-
gen Versteigerung.
Italienische
Gemälde
Mailand, Vorb.
21.—22. Nov.
In der G a 11 e r i a
S c o p i n i c h wird am 21.
und 22. November der Ge¬
mäldenachlaß von Clau¬
dio Gallo versteigert:
Werke von italienischen
Meistern des 14. bis 18.
Jahrhunderts mit Namen
wie Amigoni, Antoniazzo
Romano, Carloni, Costa,
Daddi, Forabosco, Gauden-
zio Ferrari, P. Lorenzetti,
Macrino d’Alba, Neri
die Bicci, Pagani, Sasso-
ferrato, Cosimo Rosselli, Andrea Vanni,
Antonio Vivarini, F. Zaganelli u. a.
Möbel des 18. Jahrhdts.
Paris, Vorb., 28. Nov.
Me M. Ader und die Experten M. E. Pape
Und M. Rousseau bringen in der Galerie
Georges Petit am 28. November ein
außergewöhnlich schönes und interessantes
Material an Möbeln, Skulpturen und Einrich-
tungsgegenständen des 18. Jahrhunderts zum
Ausgebot. Die Möbel tragen großenteils die
Stempel bekannter Ebenisten: Birckle, Boudin,
Delorme, Gourdin, Jacob, Joubert, Malle, Mi-
geon, Saunier, Schlichtig, Schneider u. a. Bei
den Skulpturen findet man eine Terracotta-
büste des Geographen Mentelle von Houdon.
Stiche, Bronzen, Uhren und Savonnerie-Tep-
piche runden den herrlichen Kunstbesitz ab.
Sammlung
George Blumenthal
Paris, Vorb. 1.—2. Dez.
Die Versteigerung der Sammlung M. Ge-
orge Blumenthal durch M<‘ M. Ader und
die Experten MM. F er al , Catroux,
Rousseau, Mannheim, und Pape in
der Galerie Georges Petit darf zu den
bedeutendsten Ereignissen des Pariser Auk-
tionsmarktes gerechnet werden. Ein ähnliches
Material an erlesensten Kunstwerken des
18. Jahrhunderts ist geschlossen und in solcher
Menge nur selten zum Ausgebot gekommen.
Unter den alten Gemälden findet man
Hauptwerke von Fragonard, Guardi, Hubert
Robert, Schall und Trinquesse, unter den
Zeichnungen und Aquarellen wichtige Blätter
von Boucher, Fragonard, Huet, Lavreince, Mo-
reau, Portail, Robert, Saint-Aubin, Tauney
und Watteau, sämtlich mit den besten Pro-
venienzen und schönster Erhaltung. Auf
gleicher Höhe steht das Kunstgewerbe: hier
ist vor allem die einzigartig schöne Kollektion
der Sevres-Porzellane zu nennen, der
sich Meißen mit hochwertigen Stücken an-
schließt. Unter den Vitrinenobjekten, die u. a.
herrliche Golddosen umfassen, befindet sich
als Hauptstück ein bemaltes und von Gouthiere
montiertes Straußenei, wie solche im 18. Jahr-
hundert in Mode waren. Dazu kommen Bronze-
montierungen, Skulpturen von Clodion,
Falconet, Francois-Martin und Marin, figür-
liche Bronzen und Lackarbeiten. Von höchster
Bedeutung ist das Dixhuitieme - Mobiliar :
Sitzmöbel mit alten Bezügen und Stempeln
von Delanois, Delaporte, Dupain, G. Jacob,
Jullien, Poirie, Sene, signierte Möbel von Bou-
din, Gourdin, Riesener, Saunier u. a.
Möbel, Gemälde,
Kunstgewerbe
Zürich, Vorb. 23.—25. Nov.
Die Luzerner Galerie Fischer veran-
staltet im Zunfthaus zur Meise in
Zürich vom 23. bis 25. November eine Auktion,
die das Inventar der
Schlösser Warten-
s e e und Mauensee
sowie Kunstwerke aus
verschiedenem Besitz
vereinigt. Provenienz
und künstlerische Qua-
lität tragen zur Bedeu-
dieser Veranstal-
tung bei. Das Mobi-
liar enthält vorzugs-
weise Stücke des Barock
und des 18. Jahrhun-
derts, aber auch einige
spätgotische und Re-
naissance-Möbel von be-
sonderer Schönheit. Es
folgt Zinn und Sil-
ber, dabei einige
Hauptstücke, wie das
Schiff des Großmei-
sters des Johanniter-
odens Franz v. Sonnen-
berg von der Hand des
berühmten Züricher
Goldschmieds Peter Oeri
(1677—92) und ein an-
geblich aus dem Besitz
der Königin Elisabeth
stammendes Prunkhals-
band des 16. Jahrhun-
derts, dessen Form an
Zeichnungen Mielichs
und Holbeins erinnert.
Das herrliche Tafelsil-
ber gehört meist dem
18. Jahrhundert an. Um-
fangreich sind die Ab-
teilungen der Messing-
und Bronze-Arbeiten so-
wie der Keramik und
der Ostasiatica. Bei den
Tapisserien findet
man einen interessanten
französischen Jagdtep-
pich um 1600. Teppiche,
Glasscheiben und ver-
schiedene Antiquitäten
leiten über zu den Ge-
mälden, unter denen
nur Bildnisse von Graff
und Oelenhainz, Werke
von Cranach, Molenaer, A. Brouwer, Jorgh,
von Neueren Hodler, Segantini und Buchser ge-
nannt seien.
Auktionsnachberichte
Sammlung
Stinnes, /. Teil
Bei C. G. Boern er, Leipzig
Der Beginn der Auflösung einer der be-
rühmtesten Sammlungen moderner Graphik be-
gegnete besonderem Interesse der internatio-
nalen Sammler- und Händlerwelt. Außer der
Sammlung Sachs bei C. G. Boerner im Herbst
1931 war in den letzten Jahren
nichts an Wert und Qualität ver-
gleichbares auf dem Auktionsmarkt
gewesen, und man sah dem Ergeb-
nis dieser in mancher Hinsicht
sogar etwas zufälligen Auswahl
aus dem großen Stinnesbesitz mit
berechtigter Spannung entgegen.
Das Ergebnis ist ganz außerordent-
lich zufriedenstellend. Alle wirk-
lich bedeutenden, guten Blätter der
führenden Meister wurden gut, z. T.
sogar ausgezeichnet verkauft, bei
den Spitzenblättern von Toulouse-
Lautrec wurden geradezu Vor-
krisenpreise erzielt, nur die durch-
schnittliche Produktion der jüng-
sten französischen Künstler, wäh-
rend der letzten Jahre zahlreich er-
schienen, fand begreiflicherweise
schlechten Absatz.
Von den französischen Haupt-
meistern des 19. Jahrhunderts
brachte eine schöne Lithographie
von Corot (Nr. 49) 200 M., ein
prachtvoller Probedruck zum Faust
von Delacroix (Nr. 62) 330 M.
Das Porträt Adele Dulle von R o p s
(Nr. 345) kam auf 800 M. Es hatte
in der schönen Versteigerung Havi-
land in Paris im Juni dieses Jahres
in einem noch selteneren Abdruck
nur knapp 700 M. erreicht. Sehr
lebhaft wurde eine sehr schöne
Forain-Serie geboten. Ein
erster Zustand der Radierung Pieta
(Nr. 96) erreichte 720 M., während
ein entsprechend schöner Abdruck
der Auktion Sachs im Herbst 1931
nur 700 M. brachte. Die schönste
Lithographie (Nr. 100) stieg auf
950 M. und erreichte damit fast den
1000-M.-Preis des schönsten entsprechenden
Sachs-Blattes. Eine schöne M a i 11 o 1 - Serie
wurde ganz verkauft, ebenso eine Reihe
Matisse- Blätter, die das Preisniveau der
letzten Jahre behaupteten. Von den Deutschen
wurden die schönen Probedruckfolgen der
Käthe Kollwitz - Holzschnitte am meisten
begehrt, sie stiegen auf 420 M. (Nr. 147) und
380 M. (Nr. 144), die seltene Lithographie des
Agitationsredner (Nr. 151) kostete 150 M.
Ebenso gut verkauften sich die Nolde-
Radierungen (z. B. Nr. 277 mit 105 M.) und
die feinen frühen Holzschnitte (z. B. Nr. 281 mit
90 M.). Wie hier blieb auch bei der Serie der
Munch- Blätter fast kein Blatt unverkauft.
Sie brachten bis zu 380 M. (Tingeltangel
Nr. 230), die besten sonst 320 (Selbstporträt
Nr. 242), 220 M. (Kuß, Nr. 235), 220 M. (Die
Katze, Nr. 250). Camille Pissarro war mit
einer besonders feinen Auswahl frühester
Probedrucke vertreten, die die erwarteten
Preise nicht erreichten und wohl auch hoch
taxiert waren. Immerhin stiegen die seltensten
dieser Blätter auf 210 M. (Nr. 300), 200 M.
(Nr. 312), 175 M. (Nr. 332).
Das Kernstück der Auktion bildete das be-
rühmte und an Qualität und Vollständigkeit
von wenigen Sammlungen der Welt erreichte
Werk des Toulouse-Lautrec, ehemals
im Besitz von Walter Heymel. Es erschien zu-
erst als ein Wagnis, diese kostbare Sammlung
eines einzigen Künstlers nacheinander ver-
kaufen zu wollen, das Resultat übertraf die Er-
wartungen. Die prachtvollen Hauptblätter, die
in den Toulouse-Versteigerungen der letzten
Zeit fast sämtlich gefehlt haben, brachten er-
staunliche Preise, die durchaus zu den Höchst-
preisen für diese Blätter zu zählen sind, z. B.
1500 M. für die Grande Loge (Nr. 591),
1250 M. für die Clownesse au Moulin
Rouge (Nr. 592), 1100 M. für das Idyll
Princiere (Nr. 593), 1550 M. für die
Viennoise (Nr. 594), 1100 M. für La
Danse au Moulin Rouge (Nr. 594),
1200 M. für die Partie de Campagne
(Nr. 604), Preise, die auch in Paris in letzter
Zeit nicht annähernd erreicht worden sind. Die
Folge Elles (Nr. 579) kostete, wie letzthin
mehrfach, 1500 M. Von den schönen gezeich-
neten Studien für Blätter brachten die kleinen
Skizzen zur Folge Elles (Nr. 578) 800 M., eben-
so die zur May Milton (Nr. 661). Auch in
anderen, bekannten und beliebten Blätter ver-
kauften sich teuer, z. B. die May Belfort mit
700 M. (Nr. 550), die ganz seltene Lithographie
L’Entraineur et son Jockey mit 1200 M.
(Nr. 637), La Chanson du Matelot mit 480 M.
(Nr. 632), die Cecy Loftus mit 400 M. (Nr. 547),
lauter Preise, die in keiner Toulouse-Lautrec-
Auktion letzthin erreicht worden sind. Eine
gewisse Schwierigkeit bot der Verkauf der
mittleren und kleineren Werte, von denen eine
Anzahl der wenig gesuchten durchschnittlichen
Blätter nicht verkauft werden konnten oder
nur zu ziemlich kleinen Preisen. Bei der er-
staunlich großen Krisenfestigkeit, die die be-
gehrteren Blätter dieses Meisters erweisen,
geht man wohl auch heute mit zu hohen Preis-.
Vorstellungen an diese kleineren Blätter heran.
Diese Auktion dürfte dafür die nötige Klar-
stellung gebracht haben.
Auch in dieser Auktion bestätigte sich die
Erfahrung, die die voraufgegangene Versteige-
rung der alten Kupferstiche gelehrt hatte: Eine
Vermehrung und deutlich gestärkte Zuversicht-
lichkeit der Privatsammler, die ihr Interesse in
persönlichem Erscheinen und in einer großen
Zahl von Aufträgen kundgaben, beides in weit
höherem Maße als noch in diesem Frühjahr,
und eine gewisse Preisfestigkeit der wirklich
feinen und besonderen Dinge. Die Rück-
kehr zu stabilen Preisen, die
allmähliche Verbreiterung der
allzu schmal gewordenen Privat-
s a m m 1 e r b a s i s , zwei nötige und
deutliche Silberstreifen am Hori-
zont. Möge ein gütiges Geschick
alle, Sammler wie Auktionatoren
wie Händler, vor den zerstören-
den Gewitterwolken staatlicher
Eingriffe und Verbote bewahren.
Mit Handschellen läßt sich das
unendlich schwierige Werk des
Halskette m. Anhänger. Etruskisch, 4. Jahrh. v. Chr.
Oströmischer Armreif. 2.—3. Jahrh. n. Chr.
Ohrring. Frühe Kaiserzeit
Nachlaß Dr. James Simon — Kat. Nr. 209, 231, 239
Versteigerung — Vente — Sale:
Rudolph Lepke, Berlin, 29. November 1932
Jozef Israels, Frau mit Kind
40 :29 cm — Wohnungseinrichtung Kurfürstendamm 210
Versteigerung — Vente — Sale:
Rudolph Elsas, Berlin, 22. November 1932
Hans Thoma, Schwarzwaldlandschaft. 1891
97 : 75 cm — Wohnungseinrichtung Kurfürstendamm 210
Versteigerung — Vente — Sale:
Rudolph Elsas, Berlin, 22. November 1962