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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 6.1932

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Nr. 48 (27. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44980#0277
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Jahrg. VI, Nr. 48 vom 27. November 1932

DIE WELT KUNST

3

verschiedene Tönung oder Marmorierung des
Grau werden feine Wirkungen erzielt.
Die in der Ausstellung zahlreich vertretene
Plastik ist zum Teil in erster Linie Bildhauer-
arbeit, wurde also erst zur letzten Ausführung
einer Keramikwerkstatt übergeben. Zu er-
wähnen ist ein weiblicher Akt von Kogan, der
von Dresler gebrannt wurde, ferner eine Figur
mit schöner Glasurwirkung von dem Düssel-
dorfer Gottschalk, Flastiken von Funk, Hese-
ding, Jungbluth, Schwippert, Thomas, von dem
Mülheimer Deus. Aus der Werkstatt des
Benrathers Klaus Barthelmep kommt neben
hübschen Fliesen im Delfter Stil auch Bau-
keramik und eine größere Platte mit Relief-
szenen aus Klinkerton, die zu wenig keramisch
empfunden erscheint. Zum Schluß seien noch
einige, vielleicht etwas zu unruhig wirkende
Tierfiguren und farbig schöne Platten mit
Tierdarstellungen der Düsseldorferin Felicitas
Klatte und dei1 zeitweilig mit ihr zusammen-
arbeitenden Frau Kolhage-Peiner aus Duisburg

Persönlichkeit nicht weiter wundernimmt,
Abklatsch des Lehrers. Und ein um so besserer,
je mehr sich der Schüler das Vorbild zu eigen
gemacht hat. Wo sich ein Streben nach Ori-
ginalität der Auffassung, sei es im Grundriß
oder in der Gestaltung des Äußeren, bemerx-
bar macht, wirkt es zumeist gewollt und ver-
krampft (wozu auch bisweilen die Außeracht-
lassung der örtlichen Bedingtheiten und der
Kontrast zwischen der Bestimmung des
Baues und seinem Äußeren mit beiträgt).
Dr. St. Poglayen-Neuwall.
Auktionsvorberichte
Sammlung Fahne
Düsseldorf, Vorb. 3. Dez.
Die durch das Auktionshaus Julius
Stern in Düsseldorf am Samstag, den
3. Dezember, zur Versteigerung kommende


„Salomons Götzendienst“. Be-
sonders hingewiesen sei dann
noch auf das Fischstilleben
des Pieter de Putter, das
koloristisch eigenartige Bild
„Tiere und Pflanzen“ des
Mathias Withoos und die
kulturhistorisch interessante
„Südamerikanische Küsten-
landschaft“ von Pieter Mulier
gen. Tempesta. Die Malerei
des 18. Jahrhunderts ver-
treten Angelica Kauffmann,
der Holländer Janson, die bei-
den Flamen Beschey und
Horemans, der Hofmaler
Friedrich des Großen, Pesne,
und der Italiener Loca-
telli.
Von den großen deut-
schen Meistern des
19. und 20. Jahrhunderts
Feuerbach, Spitzweg, Lessing,
A. und O. Achenbach, Thoma,
Liebermann, Corinth und
Rohlfs gelangen vortreff-
liche Werke zur Versteige-
rung.
Die Düsseldorfer Schule
ist mit typischen Bildern aus-
gezeichnet vertreten. Nicht
weniger bedeutend der Mün-
chener Kreis.
Als bedeutende Werke
ausländischer Künstler kom-
men Gemälde von Renoir,
Vlaminck, Munkacsy, Calame,
de Bock und A. Bonheur
zum Verkauf.
Büchet"
Hamburg, Vorb. 3. Dezember
Das Antiquariat F. Dör-
1 i n g in Hamburg versteigert
am 3. Dezember Bücher des


A. van Dyck, Beweinung Christi
Oel auf Holz 34,5 : 24,5 ein — Kat. Nr. 563
Versteigerung — Vente — Sale:
Math. Leiripertz, Köln, 6.—8. Dezember 1932

16. bis 18. Jahrhunderts, darunter wertvolle
Drucke aus Böhmen und Schlesien. Die Zusam-
mensetzung des ausgebotenen Materials ist be-
sonders hochwertig und legt den Schwerpunkt
auf Geschichte, Naturgeschichte, Theologie und
Kirchengeschichte. Von besonderer Seltenheit
und kulturhistorischer Bedeutung ist eine An-
zahl handschriftlicher alchemistischer
Aufzeichnungen, die aus dem Besitz des Grafen
Karl Josef von H o d 1 i t z auf Roßwalde
stammen, der selbst ein eifriger Anhänger der
Alchemie war.

zügliches, geradezu klassisch aufgebautes
Stilleben von R. de la Porte. Das den Bil-
dern angegliederte Zeichnungenmaterial ent-
hält eine Fülle seltener und schöner Blätter,
auf die wir als Ganzes hinzuweisen uns1 be-
schränken müssen. Ferner kommt gleichzeitig
eine Sammlung von Stichen zur Versteigerung,
unter denen sich eine Anzahl wichtiger Radie-
rungen Rembrandts befindet. Den Be-
schluß bilden kunstgewerbliche Arbeiten,
Fayencen, Porzellane und eine Reihe Minia-
turen des 18. Jahrhunderts.

Lancelot Blondeel, Madonna in der Wurzel-Jesse
37,5 : 36,5 cm — Sammlung A. Fahne — Kat. Nr. 7
Versteigerung — Vente — Sale:
Kunst-Auktionshaus Julius Stern, Düsseldorf, 3. Dezember 1932

genannt, die in ihrem Schaffen durch chine-
sische und orientalische Vorbilder angeregt
sein mögen. Dr. Bernd Lasch
in Wien:
Der Architekt
Peter Behrens
Wiener Sezession.
Zehn Jahre sind verflossen, daß Peter Beh-
rens an die Wiener Akademie der bildenden
Künste berufen wurde. Seine Persönlichkeit
hat schon in Österreich Gelegenheit gehabt,
sich in dem schaffenden Baukünstler und in
dem Lehrer und Erzieher einer neuen Archi-
tektengeneration auszuwirken. Behrens ge-
hört zu den nicht häufigen modernen Bau-
künstlern, die, Ingenieur und Architekt zu-
gleich, das Zweckgemäße moderner Bau-
gesinnung mit einer der Größe der neuen Auf-
gaben adäquaten, monumentalen Gestaltungs-
kraft verbinden. Sie kommt in seinen großen
städtebaulichen Entwürfen, den Verbauungs-
plänen von Linz und Urfahr, der Arenberg-
gründe bei Salzburg, den Anlagen der öster-
reichischen Tabakregie in Linz, wie in den
großförmigen, im Geist modernen Bauwollens
erdachten Einzelbauten zum Ausdruck: in dem
für Berlin geplanten Terrassenhochhaus (das
mit seiner Ausschaltung von Höfen, der durch
die Pyramidenform geförderten Belichtung
und der jeder Wohnung angeschlossenen
Terrasse ein Höchstmaß wirtschaftlicher Aus-
nutzung und sozialhygienischer Fürsorge be-
kundet) wie in dem Entwurf für eine katho-
lische Kirche zu Urfahr, die unter Wahrung
des architektonischen Charakters eines Kult-
baues in ihrem Äußeren dem Charakter einer
Industrieanlage angenähert ist. Die gleiche
Gesinnung kennzeichnet auch die Bauten, bei
denen Behrens unter dem Zwang der Ein-
gliederung in die architektonische Umgebung
gestanden hat; was der Fall war bei dem ba-
rockisierenden Erweiterungsbau von St. Peter
in Salzburg (einem Zeugnis seines ungemeinen
Einfühlungsvermögens in vergangene Zeiten)
Und dem Verbauungsentwurf der Kreuzung
der Landstraße und Mozartstraße in Linz, wo
er eine moderne Anlage durch die Einbehal-
tung der Höhe des angrenzenden barocken
Häuserblockes und seiner Horizontalgliede-
rung diesem zwanglos einzuordnen verstanden
hat.
Neben den Abbildungen jener Bauten sieht
Uran in der Ausstellung, welche die Sezession
in dankbarer Würdigung der vielfältigen Be-
tätigung von Behrens auf dem Boden Öster-
reichs veranstaltet hat, auch Arbeiten aus sei-
nem Schülerkreis. Aus diesem kommt ihm
sein ehemaliger Assistent, Prof. Alexander
Hopp, am nächsten, der auch an vielen Pro-
jekten seines Lehrers mitgearbeitet hat. Das
n>eiste, was von Schülern gezeigt wird, ist,
*as bei den Schülern einer so überragenden

Sammlung A. Fahne stellte in ihrer ursprüng-
lichen Form wohl die umfangreichste Privat-
sammlung Düsseldorfs dar. Fahne1 war durch
Erbschaft in den Besitz der Gemäldegalerie
des Schlosses Roland gekommen. Bei der
ersten Katalogisierung im Jahre 1873 umfaßte
sie fast 400 Nummern. Im Vorwort seines
Kataloges gab der Besitzer der Hoffnung Aus-
druck, daß die Sammlung einmal den Kern
eines städtischen Museums in Düsseldorf bilden
würde. Nach seinem Tode jedoch blieb die
Sammlung nicht ungeschmälert erhalten. In
den Räumen der Fahnenburg verblieb aber

eine große Anzahl von Gemälden, die mit einer
Reihe von Werken alter und neuer Meister aus
Museums- und Privatbesitz jetzt zur Ver-
steigerung kommen.
Von den Gemälden des 16. Jahrhunderts
verdienen besonders vier Stücke hervorgehoben
zu werden: der „Heilige Hieronymus“ nach
Quinten Massys, die reizvolle „Darstellung im
Tempel“ eines schwäbischen Meisters um 1500,
das noble „Brustbild eines 60jährigen Mannes“
des Ludger tom Ring d. J. und vor allem die
„Madonna“ des Lancelot Blondeel, ein kleines
Juwel aus der Spätzeit der altniederländischen
Malerei (Abbildung oben). Daneben kommt
eine Fülle trefflicher Werke der flämischen
und holländischen Malerei des 17. Jahrhunderts
zum Verkauf.
Unter den holländischen Gemälden ragt das
makellos erhaltene, prachtvolle „Seestück“ des
großen Marinemalers Willem van de Velde d. J.
hervor. Aus dem Rembrandtkreis stammen
zwei bedeutende Gemälde Jacob de Wets
„Moses schlägt Wasser aus dem Felsen“ und

Bilder, Möbel und
Kunstgewerbe
Genf, Vorb. 2.—3. Dez.
Am 2.—3. Dezember versteigert die
Galerie Moos in Genf die Sammlungen
der Comtesse A. d ’ O u s t i n o f f und der
Mme Mary C. Blair. Bei den Möbeln über-
wiegt das 18. Jahrhundert, das mit besten
Stücken vertreten ist. Der reichen Liste der
Gemälde entnehmen wir einen „Schimmel“ von
Rosa Bonheur, ein „Bildnis Jacques Paul“
von Liotard, ein Damenporträt von Pierre
M i g n a r d , einen „Wasserfall“ von Jacob
van R u y s d a e 1 und zwei maritime Land-
schaften von Joseph V e r n e t. Daneben ge-
langt eine Kollektion chinesischer Malerei und

Fayencen, sowie ein Posten wertvoller euro-
päischer und asiatischer Stoffe zur Versteige-
rung.
Alte und moderne
Bilder
Amsterdam, Vorb. 6. Dez.
Aus dem zweiten Teil der Sammlung Max
L i f s c h i t z und anderem Privatbesitz ge-
langen am 6. Dezember durch das Haus
R. W. P. de Vries in Amsterdam, Bilder,
Fayencen und Porzellane zur Auktion. Unter
den Gemälden sind die Niederländer des 17.
und die Franzosen des 18. und 19. Jahrhunderts
mit ausgesuchten Arbeiten vertreten. Zu
nennen: Ein hübscher Cornelis Beelt, eine
skizzenhaft und geistreich gemalte „Venus
mit Cupido“ von Fragonard, ein strenges
Männerporträt von Ingres, ein Damen-
bildnis von Pierre Mignard und ein1 vor-


Aert van der Neer, Golfspieler auf der Eisbahn
Oel auf Holz 34,5 : 57,5 cm — Kat, Nr. 581
Versteigerung — Vente — Sale:
Math. Lempertz, Köln, 6.—8. Dezember 1932

Auktionsnach berichte
Bücher
Frankfurt a. M„ Nachher. 7. Nov.
(.Vorher, in Nr. 42, S. 3.)
Auf der Herbstversteigerung, die bei Jo-
seph Baer & Co. am 7. November statt-
fand, wurde das interessante, wenn auch nicht
sehr hochwertige Material leicht, besonders
auch infolge des Vorliegens zahlreicher aus-
ländischer Aufträge, aufgenommen. Die er-
zielten Preise sind den Verhältnissen ange-
messen und überstiegen zum Teil wesentlich
die Schätzungspreise. Selbst solche Gebiete,
die durch die Krise besonders gelitten hatten,
wie deutsche Literatur und Luxusdrucke, fan-
den eine gute Aufnahme. Zwei freilich sehr
seltene Goethe-Erstdrucke „Erlauchter Gegner
aller Vulkanität“ (1822) und Mercier „Neuer
Versuch über die Schauspielkunst“ wurden mit
185 M. und 150 M. erstaunlich hoch bezahlt.
Den höchsten Preis erzielten die 96 unkolo-
rierten Blatt aus dem großen Werk von Audu-
bon über die amerikanischen Vögel, die mit
800 M. geschätzt und mit 1150 M. zugeschla-
gen wurden. Weitere bemerkenswerte Preise
sind 176 M. für „Biblij czeska“ 1549 — 250 M.
für Löw, Königenbuch, Köln 1598 — 460 M.
für Solis, Ruinenarchitektur — 300 M. für
Missale Pataviense 1514 — 250 M. für Puig y
Cadafalch, l’arquitectura a Catalunya —
300 M. für Folnesics & Braun, Wiener Por-
zellan — 290 M. für Reisch, Margarita philo-
sophica 1504 — 250 M. für Listenius, Musica
Leipzig 1544 — und 215 M. für die Erstaus-
gabe von Praspergs Musica choralis 1501. Das
Mainzer Breviarium von 1905 mit dem schönen
Holzschnitt von Kaldenbach wurde zu 490 M.
zugeschlagen.
Autographen
Köln, Nachb. 21. November.
(Vorher, in Nr. 41, S. 3.)
Die Versteigerung in der Lengfeld’-
sehen Buchhandlung nahm bei starker
Beteiligung von Sammlern und Händlern (Cal-

Die kritischen Plaudereien, die wir in der
letzten Spalte der Weltkunst als „A Propos“
seit mehreren Monaten fortlaufend ver-
öffentlichen, haben, wie wir das aus münd-
lichen Äußerungen und zahlreichen Zuschrif-
ten entnehmen durften, bei unseren Lesern
großen Beifall gefunden. Wir haben uns daher
entschlossen, unter dem Titel „A PROPOS:
DAS KOMPLIZIERTE DASEIN“ ein kleines
Buch herauszugeben, das die bisher erschie-
nenen „A Propos“ auf 25 vermehrt zusammen-
faßt. Wir hoffen, daß das gesclimackvoll aus-
gestattete Büchlein eine willkommene Weih-
nachtsgabe für unsere Leser sein wird. Wir
bitten die Leser der Weltkunst, uns ihre
Bestellungen rechtzeitig aufzugeben, damit die
Zustellung noch vor den Feiertagen erfolgen
kann. „A PROPOS: DAS KOMPLIZIERTE
DASEIN“ kostet 2,- RM und ist durch den
WELTKUNST-VERLAG sowie durch den
Buchhandel zu beziehen.
 
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