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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 6.1932

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Nr. 51/52 (18. Dezember)
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Jahrg. VI, Nr. 51/52 vom 18. Dezember 1932

DIE WELTKUNST

5

Sie haben vor 30 Jahren den damaligen Pro-
fessor an der Dresdener Akademie und nach-
maligen Direktor der Kasseler Akademie weit
über die Grenzen der engeren Heimat bekannt
gemacht. Der heute in Marburg lebende
Künstler erweist sich durch den starken Ein-
fluß auf eine ganze Generation jüngerer Maler
als Führer einer Gruppe hessischer Heimat-
maler, die viel zum Bekanntwerden des Hessen-
landes und seiner Bewohner beigetragen haben.
Neben Leihgaben der Berliner Nationalgalerie,
der Dresdener Gemälde-Galerie und des Darm-
städter Landes-Museums sind es vor allem
zahlreiche Leihgaben aus Privatbesitz, die
Bantzer auch als Bildnis- und Landschafts-
maler zeigen. v. L.
in München:
Georg Schrimpf
Die Galerie J. B. Neumann und
Günther Franke in München, die seit
Jahren als Pflegestätte zeitnaher europäischer
Malerei und Graphik die empfindliche Lücke
auszufüllen' bestrebt ist, die durch den Wegzug
der Galerie Thannhauser im Münchner Kunst-
leben entstanden ist, läßt einer Ausstellung
neuer Arbeiten des jungen Münch-
ners Josef Schari eine Ausstellung
von Gemälden und Aquarellen von
Georg Schrimpf folgen. Es
ist seit einem Jahrzehnt die erste
Ausstellung in München, die wie-
der einen umfassenden Überblick
über das Schaffen dieses Münch-
ner Künstlers gibt. Zwar zeigte
die Neue Sezession alljährlich
Bilder von Schrimpf, aber Kraft
und Grenzen dieses Talents werden
in dieser Überschau, die bis ins
Jahr 1915 zurückreicht, sehr viel
deutlicher bewußt. Obwohl das
Werk immer nur den thematisch
engen Umkreis des nahen und
nächsten vertrauten Bezirks um¬
hegt, so verlieren die Bilder bayri-
scher Bauernmädchen, spielender
Kinder und der oberbayrischen
Ebene mit weiten Wiesenflächen
im milden, klaren Licht der sinken-
den Sonne doch nicht, wenn man
sie, wie hier, in größerer Menge
nebeneinander sieht. Man ist im
Gegenteil von der Mannigfaltig-
keit überrascht, in der gleiche oder
ähnliche Themen bei gleichbleiben-
der Klarheit und Einfachheit der
Komposition und im Farbigen hier
und dort erscheinen. Gelegentlich
gerät Schrimpf auch etwas ins
Süßliche und im allgemeinen liegt
'Schrimpfs Stärke mehr in der
großkonturigen Komposition und in der stim-
mungsvollen Ausgewogenheit großer Lokal-
farbflächen als in einer bildnerisch konsequen-
ten Durchgestaltung bis ins Detail. Darin liegt
bei verwandter Gesinnung der wesentlichste
Unterschied gegenüber der Malerei der roman-
tischen deutschen Kleinmeister vor hundert
Jahren. xy.

in Paris:
Lulu Albert-Lasard
Die deutsche Malerin Albert-Lasard,
die bereits zu dem Pariser Freundeskreis um
Rilke gehörte und die schon vor dem Krieg eine
bedeutsame Rolle unter den Künstlern und
Dichtern des Montparnasse gespielt hat, zeigt
in der Avant-Garde Buch- und Kunsthandlung
„Les Nourritures Terrestres“ Aqua-
relle von höchster künstlerischer Bedeutung. Es
sind diese Tierbilder, Papageien und Affen und
andere exotische Wesen, die sie auf ihren Rei-
sen in Spanien und Afrika gemalt hat; diese
Blätter sind von so unendlicher Zartheit, daß
sie eher geträumt und hingehaucht als gemalt
und erarbeitet scheinen. Paul Valery, der
größte lebende Dichter Frankreichs, wurde
von ihnen so inspiriert, daß er einige Dich-
tungen: petites proses sur quelques etres dazu
schrieb, die gemeinsam mit den Aquarellen in
einem numerierten Facsimile veröffentlicht
werden sollen. Abgesehen von dem Phänomen,
daß hier bildende Kunst und Dichtung sich die
Hände reichen, ist diese Ausstellung dadurch
bedeutsam, daß damit eine geistige Verständi-
gung und die Durchdringung deutsch-französi-
schen Wesens symbolisch in Erscheinung tritt.
Dr. Fritz Neugass (Paris)
Max Band
Zwei Dutzend Bilder der letzten drei Jahre
hat der litauische Maler Max Band in den
Räumen der Galerie Marcel Bernheim
zur Schau gestellt. Durch seine Ausstellungen
bei Caspar-Helbing ist dieser Künstler in
Deutschland sehr bekannt geworden und wurde
vor Jahresfrist auch an dieser Stelle gewürdigt.
Wir begrüßen in ihm einen der begabtesten
Maler der Nachkriegsgeneration, der durch
seine eminente Farbkultur, die psychologische
Tiefe seiner Bildnisse und die charakteristische
Stimmung seiner Landschaften und Stilleben
ein Niveau erreicht hat, das den Durchschnitt
heutiger Malerei weit überragt. Die Mischung
russischer Schwermut mit französischer Leich-
tigkeit, verbunden durch seine in Deutschland
e.-jorbene geistige Durchdringung der Materie,
feebeü seinen Bildern einen sonderbaren Reiz,
der sie über alle nationale Eigenart erhebt und
ihnen eine wahrhaft europäische Gültigkeit
verleiht. Dr. Fritz Neugass (Paris)

Gedächtnisausstellungen
im Herbstsalon
Die Ausstellung des diesjährigen Herbst-
salons nimmt den kürzlich erfolgten Tod von
sechs Mitgliedern — H. Sauvage, Joseph Ber-
nard, Mme Jacqueline Marval, Pierre Laprade,
Auguste Matisse und E. de Chamaillard — zum
Anlaß, diese Künstler durch retrospektive
Einzelschau zu ehren. Als stärkster Repräsen-
tant unserer Epoche erweist sich das Werk des
Architekten Henri Sauvage, repräsen-
tiert durch Modelle, Pläne, Skizzen und Photo-
graphien. Unser Hang zur Einfachheit, unsere
Vorliebe für Weiträumigkeit, unser Abscheu
vor unnötigem Detail wie unser Zwang zu
sparsamster Ökonomie sind hier in vollendeter
Weise verwirklicht. Sauvage zeigt sich auf
dieser Ausstellung nicht allein als Architekt:
seine Federzeichnungen und Gemälde, seine
Bücher und Versuche der Buchillustration,
seine musikalischen Kompositionen lassen in
diesem Architekten eine weite Künstlerpersön-
lichkeit erkennen, die neben rationeller Pla-
nung und technischer Verstandesarbeit das
Gefühl für die lebendige Natur nicht verloren
hatte.
Ein ähnliches Echo glaubt man in den
Skulpturen von Joseph Bernard zu ver-

nehmen, mit dem Nachdruck auf einem be-
tonten Idealisierungswillen und einer fast
naiven Reinheit, die den Künstler wie den
Menschen auszeichnete. Sein Lebenswerk
wurde bereits im Frühjahr im Musee de
TOrangerie ausgebreitet, und man freut sich
um so mehr, daß auch der Salon diesen Künst-
ler als integrierenden Bestandteil modernen
Kunstschaffens ehrt.
Ein mystisches Ahnen bildet den Grund-
akkord der unrealistischen Gemälde und der
marionettenhaften Gestalten der Malerin
Jacqueline Marval. Unsichtbare Fäden
lassen ihre Figuren in einer Phantasiewelt
tanzen; rosa, himmelblau, wassergrün, lila,
grau und weiß sind bevorzugte Farben. Ge-
langt man zu dem Saal mit den Arbeiten L a -
p r a d e s , so fragt man sich, welche der bei-
den Künstlernaturen sich mehr dem Kräfte-
spiel der Farben auf gedrängter Bildfläche
überlassen hat. Assia Rubinstein

in London:
Sammlung von Auspitz
33 Bilder der Wiener Sammlung von
Auspitz, die sich jetzt in den Händen des
Kunsthändlers Bachstitz befindet, sind zur
Zeit bei Agnew in London ausgestellt. Am
bemerkenswertesten sind die beiden zusammen-
gehörigen Gemälde Tiepolos, Halbfiguren-
gruppen, die Szenen aus der Antiken Sage
darstellen. In ihrer malerischen Qualität
zeigen sie den Meister auf seinem Höhepunkt.
Daneben wären eine „Abnahme vom Kreuz“
von Benozzo Gozzoli und eine kleine Tafel
von Ercole Roberti (St. Antonius) aus dem
Kreis der italienischen Bilder hervorzuheben.
Von niederländischen Gemälden nennen wir
eine Madonna von Joos van Cleve von dem be-
kannten Typus und eine in ihrer hellen Farb-
konstellation reizvolle Lucretia, die demselben
Meister zugeschrieben ist. Es sind noch viele
andere große Namen — El Greco, Rembrandt,
Palma Vecchio, Nie. Maes, Goya, Memling —
vertreten, ein buntes Kapitel dei- Kunst-
geschichte, das in der Abfolge dieser Werke
einen Ausschnitt aus der bekannten Wiener
Sammlung bildet.
Plastik
Eine besonders erfreuliche Ausstellung,
und vielleicht die schönste, die seit langem
vom Londoner Handel veranstaltet wurde, ist
soeben beendet. Sidney Burney, einer
der wenigen in London, die es wagen, vom
ausgetretenen Wege abzugehen, Dinge zu
„protegieren“, die nicht den leichten Beifall
der großen Menge der Kunstkäufer ernten,
hat mit dieser Schau in seinen Räumen in
St. James Place einen über Erwarten großen


Georg Schrimpf, Selbstbildnis mit Solin. 1932
Ausstellung — Exposition — Exhibition:
Galerie J. B. Neumann & G. If ranke, Münche n

Erfolg zu verzeichnen gehabt. Das Unter-
nehmen war in jeder Hinsicht neu; losgelöst
von ihrer geschichtlichen Stellung wurden hier
150 Werke der Bildhauerkunst lediglich aus
dem Gesichtspunkt ihrer Ausdrucksverwandt-
schaft heraus vereint. Die Wirkung war um
so tiefer, als kein „Star“ das Ensemble zer-
störte; es hatte nicht gegolten, Meisterwerke
zu versammeln, bis auf wenige Ausnahmen
waren die Dinge anonym, die außereuro-
päischen Kulturen hatten das Übergewicht.
Leon Underwood, das theoretische Haupt der
Gruppe junger Londoner Bildhauer, die für
England — etwas später als auf dem Konti-
nent — die Schönheit primitiver Kunst entdeckt
haben, hatte neben Burney die Ausstellung zu-
stande gebracht und ihr ein längeres Vorwort
im Katalog mitgegeben. Kurz gesagt, ging es
darum, den Besucher auf die eigentlichen
Werte und Probleme der Plastik hinzuweisen,
wie Tanz und Ruhe verschiedenartigen Aus-
druck nicht nur durch die Verschiedenartig-
keit des Motivs als solches finden, sondern wie
das Motiv sich auch jeweilig, bedingt durch
das besondere Material (Holz, Bronze, Stein
usw.) eine besondere Form sucht. Das ist
nicht gerade eine epochale Entdeckung; es ist
um so weniger dagegen einzuwenden, als sie
sich als Maxime in der Auswahl und Auf-
stellung der Stücke praktisch Gott sei dank
nicht aufdringlich hervortat. In Wahrheit
schien es eigentlich, als ob der Geschmack
und das im Londoner Besitz Vorhandene allein
ausschlaggebend gewesen sei.
Aus Afrika war das schönste Stück ein
Mädchenkopf der Pangwe, der sinnvoll zwi-
schen zwei Steinköpfen von Modigliani stand,
bedeutend in ihrer Art zwei große Benin-
Bronzefiguren (ein Flötenspieler und ein
Schwertträger). Von ostasiatischen Dingen
war das Hervorragendste eine lebensgroße aut
einem Drachen sitzende Boddhisatva-Figur
(abgelaugtes Holz, China, 13. Jahrh.). Europa
trat zahlenmäßig stark in den Hintergrund;
eine gotische französische Elfenbeinmadonna
(Bes. Lionel Harris) stand sozusagen außer
Konkurrenz, mit ihrer äußerst delikaten
Schnitzerei nahm sie sich zwischen den so viel
simpleren Gebilden ihrer Umgebung fremd
aus; eine Männerbüste aus Holz um 1500,
deren Bestimmung auf Frankreich wohl rich-
tig sein wird, erinnerte an Verrocchio und
seine Schule. Von moderner Plastik gab es
vor allem Werke der besagten englischen Bild-
hauergrupDe zu sehen, die einen eifrigen För-
derer in Sidney Burney hat.
Es muß genügen, soweit auf einzelnes hin-
zuweisen, um so eher, als nicht das einzelne,
sondern das Ganze, wie bereits betont, die
große Anziehung bildete. Das Erfreuliche
war, daß hier ein Kunsthändler wieder ein-
mal versuchte, der Kunst um der Kunst und
nicht um des Publikums willen zu dienen,
Führer statt Geführter zu sein, und der Erfolg
sollte ermutigen. D B.
in Erfurt:
Otto Hofmann
Im Erfurter Kunstverein, im Prinzessinnen-
schlößchen, dem Ausstellungsgebäude des
Jenaer Kunstvereins, und in dem neugegrün-
deten modernen Kunstsalon Ziegler in Jena
sind gleichzeitig Arbeiten von Otto Hofmann,
Jena, ausgestellt, die einen umfassenden Über-

die freie Malklasse Prof. Kandinskys. Das
Problem der Wandmalerei beschäftigte ihn da-
mals wie heute. Wenn in seinen Bildern Gegen-
ständliches und Abstraktes sich bindet, so liegt
die künstlerische Absicht im Wie dieser Bin-
dung: leicht und schwer, oben und unten, auf
und nieder, bewegt und ruhend, dicht und leer,
gebunden und frei. Aus diesem Zueinander
steigen Wirklichkeiten herauf, die zu Offen-
barungen werden, die das eigentliche Sein
klarer erkennen lassen als die zufällige, augen-
blickliche Abbildung und Erscheinung.
Dr. Hanna Stirnemann
in Wien:
Mopp
Es sind acht Jahre her, daß Mopp im Hagen-
bund eine Sonderschau seiner Werke veran-
staltete. In dieser ungleich repräsentativeren
Ausstellung, die den wirkungsvollen Por-
trätisten, den feinsinnigen Farbenkünstler und
gediegenen Graphiker in hellstes Licht rückte,
traten bereits deutlich einzelne Züge hervor,
die inzwischen in seinem Schaffen die Ober-
hand gewonnen haben und auch das Gesicht
der Schau im Wiener Künstlerhaus
nachteilig beeinflussen: eine mühsam gebän-
digte, nervöse Unrast und eine übertriebene
Originalitätssucht, die sich in der literarisch-
verstandesmäßig ausgeklügelten Gestaltung
einzelner Kompositionen und Bildnisse aus-
wirkt.
Unter den zur Schau gestellten Bildnissen
der letzten Zeit sind das Bildnis des Berliner
Bürgermeisters Lange und das Bild von Jan-
nings am besten gelungen. Die Selbstverständ-
lichkeit, mit der Mopp das imposante, breit-
spurige und doch gutmütige Wesen dieses
Kolosses vor dem Beschauer erstehen läßt, läßt
dieses Werk in seiner monumentalen Unmittel-
barkeit als eine der meisterlichsten Schöpfun-
gen jung-österreichischer Bildniskunst an-
sprechen. Das Bild von Jannings zeigt aber
auch, worin die Hauptstärke Mopps als Bildnis-
maler besteht: in der Erfassung des Habitus
seines Modells.
Von ungemein koloristischem Reiz sind die
kleinen Haushaltstilleben. Diese Kleinigkeiten
zeigen ebenso wie die minutiösen Graphiken,
das Bild des Bürgermeisters Lange und das
Bild von Jannings, was Mopp vermag, wenn
er das Schwergewicht auf den rein optischen
Eindruck der Dinge legt. St. P.-N.
in Florenz:
Futurismus
In Florenz, das kulturell immer kämpferisch
und bahnbrechend wirkte, fand am 9. Dezember
eine Versammlung der Futuristen statt, die
von dem bekannten Maler M a r a s c o geleitet
wurde, einem der Gründer der Bewegung.
Es klingt wie ein Anachronismus, daß in
Florenz, der Stadt Michelangelos, auch
Futurismus betrieben werden kann. Dennoch
ist es so und sogar interessant zu beobachten,
weil in Italien der Futurismus ein politischer
Ausdruck geworden ist und einer Evolution ent-
gegengeht, da er, künstlerisch genommen, als
einer 'der Träger der revolutionären faschisti-
schen Idee gilt. Sein bester Vertreter, S. E.
Marinetti, ist nicht nur einer der ersten
Faschisten, sondern


Otto Hofmann-.Tena, Zwei Segel
Ausstellung — Exposition — Exhibition:
Erfurt, Kunstverein

auch Mitglied der Kgl.
Akademie, und gerade
er war einer der ersten,
der sich gegen das
sinnlose und kitschige
Nachahmen des Alten
wehrte.
Besonders bezeich-
nend ist, daß man in
Italien unter Futuris-
mus nicht nur die Maler
der bekannten winkel-
zügigen Bilder versteht,
sondern als Masse alle
diejenigen, welche sich
dem heutigen faschisti-
schen Zeitgeist anpassen
und für die Zukunft
vorarbeiten wollen; sie
daher „Modernisten“
oder „Neuzeitliche
Künstler“ zu nennen,
wäre eigentlich richti-
ger. Hierin liegt der
Grund der Beliebtheit
bei der faschistischen

blick über sein künstlerisches Schaffen der
letzten drei Jahre geben.
Otto Hofmann-Jena ist Schüler Kandinskys,
ist ihm innerlich verpflichtet. Aus dieser Ver-
pflichtung erwuchs ihm die größere und
schwerere, selbständig seinen Weg zu gehen
und eigene gestaltende Kräfte und Möglich-
keiten in sich zu finden. Das ist ihm gelungen.
Seine Ölgemälde, Aquarelle und Zeichnungen
haben eine eigene Geistigkeit und Notwendig-
keit. Die abstrakte Kunst ist kein Dogma,
sondern ein Bekenntnis. Sie erkennt die Ge-
setze der Formen und Farben als primär und
befreit sie vom Gegenstand, der allzulange
glauben machte, alleiniger Bildträger sein zu
können. Sie erweist, daß das Geistige im
Kunstwerk nicht identisch ist mit seinem lite-
rarischen Sinn, sondern wesenhaft liegt im
reinen Zusammenstimmen von Formen und
Farben. Die besten Werke der Kunst aller
Zeiten können nur von diesem Gesichtspunkt
aus rein erfaßt und gewürdigt werden und
nicht vom Ikonographischen her, das wir
häufig nicht einmal mehr zu deuten vermögen.
Otto Hofmann-Jena ging von der Architek-
turabteilung des Dessauer Bauhauses über in

bei
Was

kennt, war
unbekannt,
dieser

Regierung, welche be-
Vorteil ersieht, den
der Handwerkskunst
man in Deutschland
Werkstätte“
hier
der

sonders den großen
diese Richtung
erreichen kann.
unter „Wiener
bis vor kurzem hier noch
Heute dringt in der Volksmasse
neue Geist vor und die Innendekoration oder
das, was man hier Heimkunst nennt, wird nicht
mehr nach Cellini- oder Renaissance-Mustern
möglichst stumpfsinnig nachgemacht, sondern
immer mehr und mehr modern („stile nove-
cento“) erschaffen. Sicherlich ist die Lösung
dieses Problems in Deutschland weit vorge-
schrittener, aber eben deshalb ist es sehr zu
begrüßen, wenn die breitere Masse auch in
Italien mit dem „Alten, was schon tot ist und
daher tot bleibt“, wie man hier so oft Mussolini
nachspricht, endlich bricht und sich verjüngt.
Daß dies erreicht wird, sehen wir ja schon aus
den Gebieten, die von den italienischen
Futuristen bearbeitet werden: vor allem der
Architektur, die Namen wie den bekannten
Poggi aufzuweisen hat, Bildhauerei, Malerei,
Journalistik, Musik, Theater und Kino, Licht-
und Geschäftsreklame, neuzeitliche typo-
graphische Muster, weibliche Arbeiten (Mode).
T. Salvotti (Florenz).
 
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