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Zeitschrift für christliche Kunst — 17.1904

DOI Artikel:
Kleinschmidt, Beda: Der mittelalterliche Tragaltar, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4094#0056

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73

1904. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 3.

74

den Figuren der Oberplatte sind nur die
Karnationsteile in Metall ausgespart, die Ge-
wänder und Hintergründe dagegen ganz in
Email ausgeführt, an den Seitenflächen aber
sind die Figuren ganz durch Gravierung in
Metall gebildet. Die Arbeit zeigt den Meister
im Vollbesitze technischen und künstlerischen
Könnens.,8a)

Endlich bezeichnet v. Falke als eine Arbeit
des Eilbertus das von uns an dritter Stelle
erwähnte Portatile des Darmstädter Museums;
es soll den Reigen der Eilbert-Werke eröffnen,
ihm folgen der Eilbert- und Mauritius-Altar,
der zweite im „Weifenschatze", der M. Glad-
bacher und Pariser Altar. Eilbert lebte im
zweiten Viertel des XII. Jahrh.

Die Tätigkeit dieses Meisters wurde auf-
genommen und in St. Pantaleon fortgesetzt

Emailgrund; sie sind begleitet von der In-
schrift: Cherubim quoque et Scrafim procla-
tnent et omnis — Celicus ordo dicens: decel
laus et honor, Domine. Auf der obern Platten-
kante steht mit goldenen Buchstaben auf
blauem Grunde: In omnem lerra?n exivil sonus
et in fines orbis verba eorum. Amen. An
den Seitenflächen sieht man folgende gravierte
und ausgeschmolzene Figuren auf blauem
Emailgrunde: die zwölf Apostel und die Pro-
pheten Elias, Elisäus und Henoch. Der Altar
ruht auf Greifenklauen, oben sind Ringe zum
Aufhängen des Portatile angebracht, jeden-
falls um die darin geborgenen Reliquien be-
quemer zeigen zu können; er entstand um
1150.uo)

Das Engel-Portatile im Domschatze zu
Bamberg (28 X 16 X 14 cm) wird von der

Abb. 8. Tragaltar im

durch den Goldschmied und Schmelzwirker
Fridericus, der erst durch die Forschung
v. Falkes Namen und Gestalt erhielt. Von
seinem Vorgänger unterscheidet er sich durch
einen scharf ausgeprägten Stil, noch mehr
aber durch seine Ornamentik; v. Falke schreibt
ihm folgende Portatilia zu: die beiden Engel-
Altärchen in Berlin und Bamberg, das Porta-
tile in Xanten, Maria im Kapitol zu Köln
und den Gregorius-Altar in Siegburg.

Die zuerst genannten Monumente erhielten
ihren Namen von den Engeldarstellungen auf
der Oberplatte des Portatile. Das Schrein-
altärchen im Kunstgewerbe-Museum zu Ber-
lin (27X20X14 cm) hat einen grünen, ge-
fleckten Serpentin, an dessen Schmalseite sich
zwei Cherubim mit vier Flügeln befinden,
Stein und Cherubim sind umgeben von sech-
zehn Engelbüsten in Vergoldung auf blauem

Kgl. Museum zu Brüssel.

I Tradition (auch von Labarte) als ein Geschenk
des Kaisers Heinrich IL an seine Lieblings-
schöpfung bezeichnet, nach Stil und Email-
schmuck gehört es der Mitte des XII. Jahrh. an,
in die nächste Nähe des Berliner Altärchens.
Auch hier die Cherubim und Seraphim mit der
fast gleichen Inschrift, auf den Seitenflächen
ebenfalls die zwölf Apostel sowie Christus und
Maria auf vergoldetem Metall, die Innen-
zeichnung ist mit vielfarbigem Glasflufs aus-
geschmolzen. Die Vortreff liehkeit der Arbeit
stellen zwar dem Künstler ein gutes Zeugnis
aus, aber deshalb dieses Portatile als vorbild-
lich für alle anderen zu bezeichnen, wie Gar-
nier tut, geht selbstverständlich nicht an.141)

189) N e u m a n n
S. 144 ff.

»Reliquienschatz«, Nr. 17.

>*0) Rohault de Fleury, »La Messe« pl. 357.
»Deutsche Schmelzarbeiten«, Tftf. 33, 34.

I*1) Abb. Labarte, »Album« pl. 108. »Histoire«
III, 39, 108. Garnier, 1. c. p 413. Pfister,
»Dom zu Bamberg«, (1896), 57. Dieses Altärchen
wird irrtümlich vielfach als in München befindlich be-
zeichnet, wo es sich allerdings eine Zeitlang befand.
 
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