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Zeitschrift für christliche Kunst — 17.1904

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Kleinschmidt, Beda: Der mittelalterliche Tragaltar, [6]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4094#0075

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105

1904.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 4.

106

Aufser diesen vier auf deutschem Boden
entstandenen und befindlichen Tragaltären ge-
hören noch drei andere hierher, zwei in Eng-
land, einer in Italien. Der letztere (24 x 14
x 7,5 cm), zu Modena, führt den Namen des
hl. Geminianus (f 384). Der Serpentinstein ist
von einem Silberbande mit den ersten Versen
der folgenden Inschrift eingefafst, deren letzter
Vers sich an den Seitenflächen befindet,

Hac Domini sacra corpus mactalur in ara,

Quo rumpto vivit, rcus inde peribit

Quantus in hac Sacra thcsaurus clauditur arca.

Die Langseiten nehmen die zwölf Apostel
und die Schmalseiten Christus zwischen Gemi-

13.) Das Werk ist wohl nicht mit Rohault
de Fleury ins neunte, sondern um die Wende
des XI. Jahrh. zu setzen.164)

England besitzt einen vierten Tragaltar im
Kensi ng ton - Museum (16 X 8 X 7 cm), der
aus Hildesheim stammen soll, und mit ver-
goldetem Kupferblech und Silber überzogen
ist. Auf der Deckplatte ist er verziert mit
gravierten Bildern des Heilandes und einiger
Heiligen, an den Seiten mit zahlreichen edlen
Steinen und Perlen.165) — Bedeutender ist ein
anderes Portatile auf englischem Boden, das-
jenige der Sammlung Rock (London), eine
Art Schrein mit einem erweiterten Sockel

Abb. 12. Tragaltar im Domschatze zu Modena (Unterplatte.)

nianus und Nikolaus, und Maria, ebenfalls
zwischen zwei Heiligen, ein. An der Boden-
fläche ist ein grofses Kreuz eingraviert und
ferner in der Mitte das Agnus Dei, umgeben
von vier Engeln mit runden Scheiben in den
Händen, in den Ecken die Evangelisten, alle
von Kreisen eingeschlossen. Eigentümlich ist
die Gestalt der Füfse: ein Menschengesicht
sitzt direkt auf einer Tiertatze. (Abb. 12 und

(22x11«»). Es hat eine orientalische Jas-
pisplatte in einem reichen Rahmen mit zier-
lichen, niellierten Darstellungen und Orna-
menten. In der Mitte der einen Langseite des
Steines sieht man das Lamm mit Siegesfahne
und Kelch, zwischen zwei Engeln mit Erd-
kugel und Szepter; ihm gegenüber die Taube
des Hl. Geistes auf einem Altar, in den vier
Ecken die vier Elemente in Form von Frauens-

»Geschichte der techn. Künste« II, 210. »Schedula
diversarum arlium.« Übersetzt von Ilg (Wien 1874)
XLV. Renard a. a. O., 3. 20. Zeitschrift f. christl
Kunst« XV, 337 ff. »Deutsche Schmelzarbeiten«, Taf.
9—11. — Von dem Altare zu Munster mit Perlen-
stickerei war bereits früher ausführlich die Rede,
weshalb es hier nicht eigens erwähnt wird; vergl.
über denselben »Zeitschrift f. christl. Kunst« XVI,
S. 12D f.

l««) Vergl. Rohault de Fleury pl. 343. —

■ .Die Photographien verdanke ich der Freundlichkeit

des Herrn General.Vikar von Modena Antonio Dondi.

Vergl. dessen Buch: »Notizie storiche ed artistiche

del duomo di Modena«, p. 49. Nach Dondi stammt

der Stein des Portatile von dem Altare des Heiligen,

der vor dem Bau des jetzigen Domes (1099 — 1106)

; sich daselbst befand.

l«) Ibid. V, 30.
 
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