Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 17.1904

DOI Artikel:
Arntz, Ludwig: Die Wiederherstellung der ehemaligen Stiftskirche zu Schwarz-Rheindorf, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4094#0150

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
■229

1904. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 8.

230

obere Turmaufbau, der dritten Bauzeit an-
gehörig, wesentliche Unterschiede in der Technik,
auf. Hier ist Tuffstein nicht nur zur inneren,
sondern auch zur äufseren Verblendung schicht-
förmig gebraucht worden. Den drei Bauzeiten
gemeinsam ist eine sorgfältige Ausfugung der
äufseren und inneren Mauerflächen: der Fugen-
mörtel wurde mit der Kelle in der äufseren
Flucht glatt abgestrichen und dann quader-
förmig bei
Bruch- wie bei

Schichtsteinen
eingeritzt. Be-
sonders erwähnt
sei auch die an-
gewandte Holz-
verankerung,
wie sie im Be-
reich der Unter-
bind Oberkirche,
sowie am Mittel-
turm festgestellt
werden konnte.

Sie bestand
nachweislich aus

Holzeinlagen,
0,20 X 0,15 m
stark, welche in

regelmäfsigen
Lagen in das

vollfugige
Bruchsteinwerk
eingebettet und
ab und zu mit
einem durchgrei-
fenden Quer-
anker versehen
wurden. Diese

Verankerung
liefs da, wo sie
vermoderte oder verfiel, mit der Zeit gang-
artige Hohlräume im Mauerwerk zurück, wel-
che Vögeln und Nagetieren, darunter der
Eule und dem Siebenschläfer, willkommenen
Unterschlupf und Speicherräume jahrhunderte-
lang gewährten.

Die Sicherung und Ergänzung des äufseren
Mauerkörpers erstreckte sich hauptsächlich auf
■die schadhaften Werkstücke in Tuffstein, Tra-
chyt und Devonschiefer. Besonders die Dach-
gesimse wiesen bedeutenden Schaden auf,
welcher gröfstenteils auf die mangelhafte Be-

Abb. 6. Oberer Grundrifs der Anbauten.

schaffenheit der Dächer zurückzuführen war.
Dabei stellte sich heraus, dafs die in Riedener
Leuzit-Tuffstein bereits ergänzten Gesimsstücke
stärker angegriffen waren, als die wenigen noch
ursprünglichen Werkstücke aus sogen. Brohler
Tuff. Einige stark ausgewitterte Sockel- und
Knaufstücke aus Drachenfelser Trachyt mufsten
ausgewechselt werden. Die aus Devonschiefer
gearbeiteten Säulenschäfte fanden sich meistens

aufgespalten und

gerissen und

wurden daher

durch solche aus

Stenzelberger
Andesit ersetzt.
Als nötig erwies
sich auch im
Bereiche der
oberen Turmge-
schosse die teil-
weise Ergänzung
an den Lisenen,
Rundbogen und
Fensterlaibun-
gen; auch ist
unter dem ersten

Hauptgesims
der ursprüngli-
che, später über-
putzte Zahn-
schnitt wieder
freigelegt und
vervollständigt
worden. Um-
fangreicher war
die Wiederher-
stellung des Li-
lienfensters im
südlichen Quer-
arm auf Grund
der noch erhaltenen schrägen Laibungsflächen.
Bemerkt sei auch, dafs das Westfenster der
Unterkirche bei Instandsetzung der Mauer-
substanz in seiner ursprünglichen dreipafs-
förmigen, schrägen Laibung wieder zutage
trat, dafs jedoch auf eine vollständige Wieder-
herstellung vorerst verzichtet werden mufste.
Die Ergänzung des alten äufseren Fugen-
putzes, welcher sich als sehr widerstandsfähig
erwiesen hat, war nur da möglich, wo der
spätere deckende Putzauftrag aus dem XVIII.
und XIX. Jahrh. ohne Beschädigung der
 
Annotationen