Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 21.1908

DOI Artikel:
Arntz, Ludwig: Die Pfarrkirche zu Wildenburg
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4126#0037

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
47

1908.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 2.

48

Die in knappen Zügen skizzierte Bauge-
schichte der Kirche Wildenburg bietet ein
lehrreiches Beispiel, wie und mit welchen
Mitteln ein geschicht-
liches Bauwerk unter
veränderter Zweckbe-
stimmung vor wahr-
scheinlichem Verfalle
bewahrt und als nütz-
liches Bauwesen der
Nachwelt überliefert
werden kann. Wo
in wichtigen Fragen
heimischer Kunst-
pflege das Mittel be-
stimmungsgemäßer Er-
haltungoderdas Mittel
zeitgemäßer Erweite-
rung versagt, sollte
auch die Möglichkeit
eines planmäßigen
Umbaues zu ander-
weitigem Bauzweck ins
Auge gefaßt werden.
Es liegt in der Tat sehr
häufig im Interesse
eines überlieferten
Bauwerkes, von dem-
selben möglichst viel
zu anderweitiger Nutz-
nießung zu erhalten
bzw. verwerten. Zu-
gleich wird anzu-
streben sein, die notwendigen Unterhaltungs-
kosten durch angemessene Verzinsung des Bau-
wertes nach Möglichkeit zu decken. Es kann
das in vielen Fällen der gangbarste Weg sein,
um schwierige Aufgaben großzügiger Baupflege
auch in volkswirtschaftlichem Sinne zu
ösen. Denn hierbei genügt es keineswegs,
wissenschaftliche Interessen zu vertreten oder

Abb. 9

rein künstlerische Bestrebungen zu verfolgen; es
sind vielmehr daneben auch berechtigte wirt-
schaftliche Forderungen zu erfüllen. An-
statt ein geschicht-
liches Bauwerk, wie
es überliefert ist, vom
Strom neuzeitlichen
Lebens abzuschließen,
sollten wir vielmehr
bestrebt sein, mit ge-
gebenen Mitteln neue,
gesunde Lebensbe-
dingungen zu schaffen,
damit das Bau-
wesen der Nach-
welt nicht als Last,
sondern als wert-
voller, dem Le-
bensbedürfnis an-
gepaßter, nutz-
bringender Besitz
geschätzt werde.
In dieser Richtung
bietet die geschicht-
liche Erfahrung an
zahlreichen, durch
Umbau überlieferten
Baudenkmälern man-
chen beherzigenswer-
ten Fingerzeig. Auch
heute darf die wirt-
schaftliche Ertrags-
fähigkeit eines Bau-
werkes nicht unterschätzt werden. Daß diese
selbstmitsparsamenMittelndurch zweckmäßigen
Umbau gesteigert werden kann, dazu bedarf
es allerdings einer baukünstlerischen Arbeit,
die, aus dem reichen Schatze der Erfahrung
schöpfend, im Anschluß an Erhaltenswertes
dem Zeitbedürfnis zu entsprechen vermag.

Köln. Ludwig Arntz.

w

' 9 »7

dl^S

Abb. 10. Ansicht von Süden
 
Annotationen