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Zeitschrift für christliche Kunst — 21.1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.4126#0045

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1908. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 2.

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wiegend hausindustriellem Charakter, der in Folge der
italienischen und französischen Einwanderungen dem
„Räder- und Mühlenweik" Platz machte, zuerst (1564)
durch den Venetianer Spiritallo, der aber nicht lange
geduldet wurde, dann durch Daniel Palant. — Dieses
und vieles andere weist Koch in seiner ungemein ver-
dienstlichen Schrift nach, die im I. Kapitel das Kölner
Seidengewerbe von seiner Organisation als Zunft (bis
1437) behandelt, im II. Kapitel die zünftige Organisation
1437 — 1506 (Blütezeit), im III. Kapitel den Betrieb
von 1506 bis zu seinem Erlöschen. — Die umfäng-
lichen Beilagen bieten die „Urkunden zur Organisation
des Kölner Seidengewerbes'' von 1397 bis 1659 und die
„Namenliste von Angehörigen des KölnerSeidengewerbes"
von 1252 bis 1791, als höchst lehrreiche Verzeichnisse.
Hoffentlich gelingt es nun auch den Sammlern, zu
diesen vielfachen höchst dankbaren Angaben und No-
tizen Belegstücke festzustellen, damit auch die Erzeug-
nisse des Kölner Betriebes in ihrer Eigenart aus dem
Dunkel heraustreten. Schnütgen.

Die Dreifarbendruck-Serien des Kunstverlags
von E. A. Seemann haben seit unserem letzten
Referat im Bd. XX, Sp. 192 wiederum große
Fortschritte gemacht.
Die „Meister der Farbe" (12 Monatshefte
ä 2 Mk.) haben auch die zweite Hälfte ihres IV. Jahr-
ganges überwunden, in der 36 Meister der Gegenwart
vertreten sind, darunter Leibl, Mesdag, Melchers, Menzel,
Klinger, Puvis de Chavannes, Diez, Thoma, v. Geb-
hard', Dudley Hardy, (mit der zierlichen, farblich ganz
wunderbar wiedergegebenen Erscheinung der Sarah
Bernhardt). — Die jedes Heft einleitenden ungemein
mannigfaltigen Kunstnotizen verdienen besondere Be-
achtung, namentlich die Jugenderinnerungen von Paul
Meyerheim, mit denen der V. Jahrgang beginnt als
das Vorspiel zu Meisterblättern von Kaulbachs (Kinder-
bild), van Sebens, Besnards, Jsraels, Rüdisühlis, Janks.
Die Galerien Europas (25 Hefte ä 3 Mk.
'J00 Tafeln in 2 Bänden ä 45 Mk. auch in Mappen
und Wechselrahmen) haben ihren vorläufigen Abschluß
gefunden; sie laden zu einem Rund- und Studien-
gange durch die europäischen Gemäldesammlungen und
damit durch die Kunstgeschichte ein, wie er anregender
und instruktiver, an der Hand zuverlässiger Einzel-
beschreibungen, im Zimmer nicht angestellt werden
kann; ein Ersatz für Reisen, wie Vorbereitung und
Rekapitulation derselben. — Daß sie als solche auch
anerkannt werden, beweist die weitere Serie, die als
Neue Folge der Galerien Europas zu er-
scheinen begonnen hat, auf 100 Tafeln (20 Lieferungen
ä 2 Mk.) berechnet. — Die I. Lieferung enthält Pracht-
gemälde der Petersburger Eremitage von Jak.
van Ruisdael, van Dyck, J. Steen, Raffael, Js. van
Ostade, die in der vorzüglichen Dreifarbendruck-Wieder-
gabe auf fein abgetöntem Karton ausgezeichnet wirken.
Deutsche Malerei des XIX. Jahrh. ist eine
neue Serie des Dreifarbendruckes betitelt, die auf
ebenfalls 100 Tafeln (20 Lieferungen ä 2 Mk.) nur
von deutschen Malern seit dem Anfange des
XIX. Jahrh., die besten, bisher farbig noch nicht
reproduzierten Bilder bringen soll, mit Texten von
Cohen, Graul, Kaelitz, Osborn, von Ostini, Wust-
mann, Dülberg. — Das I. Heft, welches die anmuts-

volle „Schwarzwälderin" von Hasemann, das berühmte
figurenreiche „Schlummerlied" von Feuerbach, die herr-
lich gestimmten ,,Weiden am Bache" von Burnitz,
die eigenartige „Gesandtschaft" des jungen Klinger,
das ausdrucksvolle „Stilleben" von Schlich vereinigt,
berechtigt zu der Hoffnung, daß diese Serie sich der
ganzen langen Reihe als Complementum durchaus eben-
bürtig anschließt. — Nur der eine "Wunsch möge hier
Ausdruck finden, daß auch aus den ernst formulierten
religiösen Darstellungen des vorigen Jahrhunderts eine
kleine Auswahl nicht fehle! Schnütgen.

Die Grundlagen bewußter Stilempfindung.
IL Der Begriff des Malerischen; III. Das Wesen
des Künstlerischen, von Albert von Hof mann.
W. Spemann in Berlin und Stuttgart. (Pr. jeMk. 3.)
In der Fortsetzung seiner mit Begeisterung vorge-
tragenen teilweise recht originell formulierten ästhetischen
Erörte:ungen, die mit der Betonung der Stileinheit be-
gannen, behandelt der Verfasser zunächst', im Unter-
schiede von ihr, das Malerische in der Natur und
Kunst, wie es sich in der Komposition entfaltet, wie
es sich dem Menschen gegenüber geltend macht, wie
es in den einzelnen Künsten zum Ausdruck gelangt.
— Der Behandlung des Künstlerischen ist das
III. Bändchen gewidmet, welches dasselbe in seinen
verschiedenen Stufungen begrifflich festzustellen sucht,
um sodann seinen einzelnen Erscheinungsformen nach-
zugehen, und in den „Beziehungen des Menschen zum
Künstlerischen" über Weltanschauung und Kunst,
Kirche und Kunst, über die Schranken des Künstle-
rischen sich auszusprechen, endlich das Künstlerische
in den Künsten zu prüfen. — Mit der Forderung, daß
jeder Mensch Künstler sein, bezw. werden müsse,
schließen die anregend geschriebenen Auseinander-
setzungen, die beim Leser manchen Widerspruch
wecken werden, aber auch manchen sympathischen Ge-
danken. __________ G.

Deuts che Kunst in Lichtbildern. Ein Katalog,
zugleich ein Kompendium für den Unterricht in der
Kunstgeschichte, bearbeitet von Dr. Franz Stoedt-
n e r in Berlin, Universilätsstraße 3 B.
Vornehmlich von dem Bestreben geleitet, den
akademischen Kunstlehrern für ihre Lichtbildervorträge
mit scharfen Aufnahmen an die Hand zu gehen, hat
der Verfasser seinen Apparat weithin durchs deutsche
Reich getragen, um mit ihm den deutschen Kunst-
denkmälern der Architektur, Plastik, Malerei und des
Kunstgewerbes aus allen Perioden bis 1800, kleine,
aber mit künstlerischem Verständnis behandelte, daher
zutreffende und die Vergrößerung ermöglichende Photo-
graphien zu erlangen. Dank dem bewährten Verfahren
und dem unermüdlichen Schaffen ist es ihm gelungen,
eine Mustersammlung zu gewinnen, die 14000 Nummern
umfaßt und den ganzen Entwicklungsgang der deutschen
Kunst genau verfolgen läßt. — In dem vorliegenden
Katalog sind nach den Kunstzweigen, den Perioden
und den Gegenständen diese zahllosen Denkmäler, große
wie kleine, geordnet, so daß nicht nur dem Besteller
die Auswahl sehr erleichtert, sondern auch dem Studie-
renden das Lehrmaterial in reichster Fülle geboten ist.
— Auch meinen Sammlungen sind Hunderte von Ab-
bildungen entnommen, die zunächst der Veröffentlichung
in dieser Zeitschrift vorbehalten bleiben. Schnütgen.
 
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