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Zeitschrift für christliche Kunst — 21.1908

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95

1908. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST

Nr. 3.

XI. Mit Hans Holbein dem Älteren be-
schäftigt sich Curt Glaser an der Hand von 60 Ab-
bildungen auf 48 Lichldmcktafeln (Preis geb. Mk. 20),
indem er nach einer kurzen (den Lebenslauf behandeln-
den) Einleitung, zuerst die zumeist in Süddeutschland
erhaltenen Werke in chronologischer Folge
stilistisch beschreibt und auf Grund dieser Beschreibung
nach den Einflüssen forscht, die Fortschritte prüft,
die Charakterisierung vornimmt. Als ein schwäbischer
Meister gibt Holbein sich zu erkennen, unter dem
Einflüsse von Augsburg-, aber in starker Eigenart, die
sich in Frankfurt weiter entwickelte und in den
Porträtstudien (von 1508—12) ihren Höhepunkt er-
reichte. Den flandrischen wie den italienischen Ein-
drücken gegenüber erwies der Meister sich sehr empfäng-
lich, dessen Schaffen in Augsburg einen erneuten An-
lauf nahm, um in Isenheim, in der Nähe seines
Sohnes, endlich zu erlahmen. — Dem großen Über
gangsmeister wird der "Verfasser in alleweg gerecht, so
schwer es .gerade dieser Eigenschaft wegen ist, ihn
ganz zu erschöpfen. D.

Neunzehn gute Autotypien nach den Hauptwerken
des Meisters, die ihn wie nach seiner religiösen, so
nach seiner sozialen Seite charakterisieren und in der
Eigenart seiner Freilichtmalerei erkennen lassen, so
daß sich die Anschaffung dieser ungemein wohlfeilen
Festschrift wohl empfiehlt.

Handzeichnungen alter Meister im Besitze des
Museum Wallraf-Richartz zu Köln a. Rh. 25 Licht-
drucktafeln mit Text. Herausgegeben von Dr.
Arthur Lindner. Abels in Köln 1908. (Mk. 20.)
Die schlummernden Bildermappen Wallrafs im
Kölner Museum hat ihr bisheriger Hüter und Ordner zum
Leben erweckt, und aus ihnen auf 25 Tafeln 38 Zeich-
nungen in vortrefflichen Abdrücken wiedergegeben, die
er durch kurzen Text ihren Meistern zugewiesen hat. —
Es h..ndelt sich um die (bereits bekannte) alte Kopie
des Gemäldes Rogiers van der Weyden (Kosmas und
Damianus) im Frankfurter Museum; um die (vene-
tianische) Studie Dürers zu einer Verlobung der hl.
Katharina; um die beiden wuchtigen Bilder der Heiligen
Sebastian und Christophorus von Schäufelein; um
mehrere biblische Szenen und Planetendarstellungen
als Formenschnittvorlagen von Erhard .Schön; um
schweizerische Glasvisierungen von Stimmer, Lang und
Lindlmayer; um (vielleicht mit Recht) für Lionardo
da Vinci beanspruchte Studien zu einer Anbetung der
Könige in Florenz ; um 2 Rötelzeiehnungen von Andrea
del Sarto; um (mehrfach angezweifelte) Skizzen
Raphaels nach den Farnesinazwickeln; um den Aufer-
standenen eines umbrischen Meisters, um 2 Guardis, um
ein Brustbild von Vaillant, um eine Landschaft von
de Moucheron, namentlich um eine kleine Auswahl
aus den Hunderten von Zeichnungen Anton de
Peters, der, zu Köln 1723 geboren und 1795 ge-
storben, hier, wie in Paris, Dänemark, Holland eine
vielseitige Tätigkeit als Maler und Zeichner entfaltete.
— Auf ihn die Aufmerksamkeit wieder hingelenkt zu
haben, ist ein besonderer Vorzug der verdienstvollen,
als Festgeschenk besonders geeigneten, vornehm aus
gestatteten Mappe. Schnütgen.

Zum 60. Geburtstag Fritz von Uhde's (am

22. Mai) erschienen :

1. Fritz von Uhde Eine Kunstgabe für das
deutsche Volk. Mit einem Geleitwort von
Alexander Troll. Herausgegeben von der Freien
Lehrervereinigung für Kunstpflege. —
Scholz in Mainz. (Preis elegant geheftet Mk. 1.)

2. Fritz von Uhde. Farbige Reproduktionennach
Werken des Meisters. — E. A. Seemann in Leipzig.
(Preis in Mappe Mk. 2.)

Sechs, die Farbenstimmung der Originale vorzüglich
wiedergebende Dreifarbendrucke : Die Trommler, Heim-
weg, Die Anbetung der Könige, Heilige Nacht, Die
Knderstube, Am Gartenzaun; also ein kleine, aber
auserlesene Zusammenstellung seiner hervorragendsten
Gemälde aus den letzten zwei Jahrzehnten.

Klassiker der Kunst XII. Deutsche Verlags-
Anstalt in Stuttgart und Leipzig.

3. Uhde. Des Meisters Gemälde in 285 Abbildungen.
Herausgegeben von Hans Rosenhagen, (Preis
geb. Mk. 10.)

Zum ersten Male widmet dieses bewährte Sammel-
werk einen Band einem noch lebenden, (auf der Höhe
der Schaffenskraft stehenden) Künstler, sogar mit dem
Vorzuge farbiger Nachbildungen einiger seiner Werke.

— D:e durch ihre Reichhaltigkeit und Mannigfaltigkeit,
überraschende Fülle von Abbildungen, von denen zirka
90 der hl. Geschichte, 10 der Mythologie, 80 dem
Leben entnommen sind, manche, in Einzelfiguren be-
stehen, darunter 16 Proträts, lassen den Meister in
der Vielseitigkeit seines Schaffens und in der Konsequenz
seines Strebens erkennen, das keine Sprünge, sondern
nur Entwicklung zeigt, in dem Rahmen der Freilicht-
malerei, deren eigenartiges Kolorit in den drei Farben-
tafeln : der Leierkastenmann von Zandvoort, Bildnis
seines Lehrers Max Liebennann, die Verstoßung der
Hagar, deutlich in die Erscheinung tritt. — Mit dem
eigenartigen Lebensgange des Künstlers macht die um-
fängliche Einleitung bekannt, die von den ersten
Versuchen des Jahres 1869 ausgehend, den allmählichen
Aufstieg, unter dem Einfluß Munkaczys und Lieber-
manns, bis 1880 an den chronologisch geordneten Ab-
bildungen feststellt und mit 1884 die voll erreichte
Selbständigkeit. — Das reiche Material gestattet die
eingehendste Prüfung des großen Meisters. s.

Von deutscher Sitt' und Art. Volkssitten und
Volksbräuche in Bayern und den angrenzenden Ge-
bieten. (Im Kreislauf des Jahres dargestellt.) Mit
einem Anhang über Friedhöfe und Freskomalerei.
Von F. J. Bronn er. Buchschmuck von Fritz
Quidenus und 11 Autotypien. — Kellerer in
München 1908. (Preis geb. Mk. 5.)
Mit offenem Blick und feinem Verständnis für das
Volksleben sind auf langen Wanderungen durch das
Bayerland diese Beobachtungen gesammelt, die mit
Recht an den kirchlichen Festkreis geknüpft sind, mit
Weihnachten anfangend und mit dem Advent schließend.

— An Berührungspunkten mit der Kunst, namentlich
mit der Plastik (Palmesel usw.) und mit der Malerei
(Häuserschmück, Inschriften usw.) fehlt es da nicht,
somit nicht an dankbaren Beiträgen zur Volkskunst,
deren Wiedereinführung ins Volksleben nicht stark
genug betrieben werden kann. B.
 
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