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Zeitschrift für christliche Kunst — 21.1908

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159

1908. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 5

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ihm entwickelte Sitte, Bildung und Kunst"darzulegen,
das Wirtsihaftsieben eingehend zu schildern, die Kirche,
ihre Tätigkeit und ihren Einfluß während dieser Periode
festzustellen. — Die fremden, aber eindringlichen
Elemente der Nordmannen, Slaven, Ungarn, Araber
werden kurz behandelt, sodann das durch den Angel-
sachsen König Alfred begründete Volkskönigstum. —
Als neuer mächtiger Kulturträger werden die Klöster
eingeführt mit ihrem Einflüsse auf Wirtschaftsbetrieb
und Volkserziehung, auf Wissenschaft und Leben,
auf Dichtung und Kunstpflege. Widerspruchsvolle
Erscheinungen heiliger Personen und entarteter Ge-
nossen bilden den Übeigang zu dem Glanz der Ottonen
in dem auch an Schatten überreichen X. Jahrh. —
Die Grundherrschaften und Städte fangen an, sich
geltend zu machen in Ansiedelung und Betrieb, in
Handel und Gewerbe, dem Rittertum die Wege bahnend
zu neuen gesellschaftlichen Gestaltungen, die der ganzen
Gesittung des X. und XL Jahrh. ihren Stempel auf-
prägen. — Ungemein reich und mannigfaltig, nament-
lich auf dem Wirtschaftsgebiete, ist das hier verarbeitete
Material, das aus alten und neuen Quellen sorgsamst
geschöpft, zu frappanten Schilderungen zusammengesetzt
ist, vom Standpunkte der christlichen Lebensauffassung,
in vollkommener Objektivilät, bei der überall die Un-
abhängigkeit des Denkens und der Freimut des Redens
zur Geltung hommt. — Das Gebiet der Kunst, die
in dieser, von West- und Ostrom zugleich beeinflußten
Periode mächtig und prächtig sich zu entfalten beginnt,
wird im ganzen ausreichend berücksichtigt, wenigstens
hinsichtlich der Architektur und Malerei. Die beige-
fügten Abbildungen, die zumeist dem bisher noch viel
zu wenig ausgebeuteten Miniaturenschatz entnommen
sind, leisten hierbei wegen ihrer geschickten Auswahl
vortreffliche Dienste, obwohl sie wegen ihres zumeist
etwas knappen Zuschnittes, teilweise der nötigen
Schärfe entbehren. — Es darf daher auch dieser Band
als eine wesentliche Förderung des in so mächtigem
Aufschwung begriffenen Wissenschaftszweiges warm
empfohlen werden. D.

Goldmosaik verglasung von Puhl & Wagner.
Rixdorf bei Berlin.
Die bekannte „Deutsche Glasmosaik-Gesellschaft",
die auf dem Gebiete der musivischen Wandmalerei
große Erfolge errungen hat, führt jetzt auch Fenster-
verglasungen aus, und zwar solche, bei denen, nach
Art der Goldmosaikpasten hergestellte Gold- und Silber-
gläser mit guter durchscheinender Wirkung zur Ver-
wendung kommen. Dieselben werden durch einen
farblich illustrierten Prospekt erklärt und durch kleine
Glasproben, auch solche mit Silber- und Goldglanz,
veranschaulicht. — Es handelt sich um Glasfenster,
die nicht nur, wie bisher, bei durchfallendem Licht
künstlerisch wirken, sondern auch, dank namentlich
den Metalltönen, bei auffallendem Lichte einen be-
friedigenden Eindruck machen, also selbst von außen
ein ansprechendes Bild bieten und im Innern, auch
bei künstlicher Beleuchtung, zeichnerisch und farblich
zur Geltung kommen. — In dieser neuen Erfindung,
die der gerade auf dem technischen Gebiete überaus
rührigen großen Werkstatt alle Ehre macht, liegt ohne
Zweifel eine wichtige Errungenschaft für die großen
Repräsentations- und Festballtn, die namentlich im

Lichterglanz sich zu entfalten die Bestimmung haben,
und in denen die etwaigen Glasgemälde (wie im Mansion-
House zu London) nur sehr schwer durch Außenlichter
zur Wirkung gebracht werden können. — Aber auch
den Kirchen, in denen die Glasmalerei am glänzendsten
zu wirken befähigt und berufen ist, dürfte diese Er-
findung von Vorteil sein, insoweit die Opfer, die sie
ohne Zweifel fordert, erschwinglich sind. Da sie sich
für ornamentale, in ganz wenigen, nicht grellen Farben
ausgeführte Darstellungen besonders eignet, so kommen
zunächst die romanischen Kirchen in Frage, und in
ihnen besonders kleinere, niedrig gestellte Fenster, für
die deswegen auch die äußere Wirkung von Wichtig-
keit ist, wie bei den Portalen., in denen ein Ober-
licht nicht selten sehr vermißt wird. Großen, also be-
sonders gotischen Fenstern, zumal solchen mit Figuren-
gruppen, kann auf diesem Wege die Farbenpracht des
Mittelalters, zu der die Glasmalereiansialten sich all-
mählich wieder emporarbeiten, nicht verschafft werden,
noch weniger eine vorteilhafte äußere Wirkung. Nur
auf dem Wege des Versuches wird hier Klarheit zu
gewinnen sein, sowie Verständigung darüber, ob für
das Kircheninnere in dem der ständig sich ausdehnende
Abend-Gottesdienst, im Geist der Zeit, auf die Steigerung
der Beleuchtung naturgemäß drängt, die Hineinziehung
der Fenster in denselben sich empfiehlt.

Schnütgen.

Innen-Dekoration. Illustrierte kunstgewerbliche
Zeitschrift für den gesamten Inneren Ausbau. Mein
Heim ■— Mein Stolz. Herausgegeben und redigiert
von Hofrat Alexander Koch , Darmstadt. (Jahres-
Abonnement 20 Mk.)
Von dieser, wegen ihrer ungemein reichen und
mannigfaltigen Beiträge zur Ausstattung des modernen
Hauses sehr beliebten, auch hier wiederholt hervor-
gehobenen Monatsschrift liegt bereits des XIX.
Jahrg., erste Hälfte, vor. — In den 6 Heften des-
selben, von denen jedes 40 bis 60 Illustrationen, zum
Teil in der Ausdehnung auf eine volle Seite, ent-
hält, sind so manche solide Vorschläge zur Be-
friedigung der neuzeitlichen Wohnungs-Bedürfnisse ge-
liefert, so manche schwierige Aufgaben des modernen
Komforts in großen wie in kleinen Verhältnissen ge-
löst, so manche Fragen des Geschmacks und der
Praxis beanwortet, daß die Austattungs - Künstler
und -Kunstfreunde hier vielfache Anregung und Auf-
klärung finden werden, nicht nur diejenigen, bei
denen die alten Gesetze und Formen keine Geltung
mehr haben. — Die glänzende Sonderpublikation über
das „Hotel Adlon" in Berlin, die Landhaus-, Bau-
und Ausstattungsentwürfe mit farbiger Doppeltafel; der
Kunstsalon Keller & Reiner in Berlin; die Entwürfe
für Ladenmöbel, sowie die zahlreichen Vorlagen von
Wilhelm Schmidt, „das Künstlerheim im Isartal" von
Gebr. Rank, die neuen Arbeiten von Campbell und
Pullich, und manche andere dem Schmuck, der Be-
Beleuchtung, der Gartenkultur usw. gewidmete Vor-
schläge und Zeichnungen sind sehr geeignet auf der
Suche nach neuen Ideen und Formen, an der Hand
durchweg leichtverständlicher Vorlagen zu instruieren
und zu leiten, so daß in dieser Hinsicht der „Innen-
Dekoration der Vorzug einer Führerrolle wohl
beigemessen werden darf. b.
 
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