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Zeitschrift für christliche Kunst — 21.1908

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Braun, Edmund Wilhelm: Nürnberger Reliquiar aus dem Beginne des XVI. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.4126#0126

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215

1908. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 7.

216

den knorrigen Zweigen, die Figur des hl.
Johannes bildet. Sehr interessant und be-
merkenswert ist die gravierte, als aufklappbarer
Deckel dienende Rückseite des Reliquienbe-
hälters mit der Darstellung der aufrecht stehen-
den Veronika mit ausgebreitetem Schweißtuche
in beiden Händen; in der Haltung ähnelt
sie sehr dem Stich Dürers aus dem Jahre 1510
(B. 64). Stilistisch aber überrascht die unleug-
bare Ver-
wandtschaft

mit den
Stichen des
Veit Stoß,

jedenfalls
eine interes-
sante und
weiterzu ver-
folgende Er-
scheinung
angesichts
der bekann-
ten Bezieh-
ungen dieses
Meisters zu
Krakau. —
Der Sprach-
gebrauch der

damaligen
Zeit nannte

Reliquiare
von der Art
desKrakauer
Exemplars
Monstran-
zen. Der Ty-
pus dersel-
ben ist ziem-
lich fest-
stehend und
variert im
ganzen und
großen wenig. Ein Blick in die alten im
Holzschnitt erhaltenen Inventare der Kirchen
belehrt uns darüber sowie über die Benennung.
Das von Franz Ritter mustergültig heraus-
gegebene Wiener Heiligtumsbuch von 15022)
zeigt z. B. beim „ander umbgang" eine ganze

Gravierter Deckel des Reliquienbehälters vom Nürnberger Reliquiar der Krakauer
Marienkirche. (XVI. Jahrh., Beginn.)

2) Franz Ritter, »Das Wiener Heiligtumbuch,
nach der Ausgabe vom Jahre 1502 samt den Nach-
trägen von 154l<. Wien 1882.

Serie solcher Reliquiare, die jeweils mit der
näheren Bezeichnung ihres heiligen Inhalts
aufgezählt werden, so „ain gülden Monstrantz
darinn drei dorn aus d. dorneyn Krön Unnsers
herrn Jehsu christi''. Stilistische Vergleich-
momente verschiedener Art bieten auch das
Hallische Heiligtumsbuch8) vom Jahre 1520
und — das Wittenberger von 1509 mit Ab-
bildungen des Lucas Cranach.4) Die in

diesen Wer-
ken reprodu-
zierten Gold-
schmiede-
arbeiten sind
zum größe-
ren Teil als
Arbeiten von
Nürnberger
Meistern zu
betrachten.
Zwei Hand-
zeichnungen
in der Bi-
bliothek des

Berliner
Kunstgewer-
bemuseums
(Hdz. 1417,
1418), die
Vorder- und

Rückseite
eines Reli-
quiars aus

derselben
Zeit wie das

Krakauer
darstellend,
gehen viel-
leicht auf
denselben
Nürnberger
Goldschmied
zurück. Die runde Reliquienkapsel ist auf
der Vorderseite in derselben Weise umrahmt
und gefaßt und die Rückseite trägt in der-
selben Maßwerkeinrahmung die gravierte Dar-
stellung der stehenden Madonna mit dem Kinde.
Troppau. Edmund Wilhelm Braun.

8) In Auswahl herausgegeben in Hirths »Liebhaber-
bibliothek alter Illustratoren«. Band XIII. Ib89.
A) Ebenda herausgegeben, Band VI.
 
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