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Zeitschrift für christliche Kunst — 21.1908

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255

1908. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 8.

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SilbernerTafelschmuckdes deutschen Kron-
prinzenpaares. Festgeschenk dargebracht Ihren
Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten dem Kron-
prinzen des Deutschen Reiches und von Preußen und
der Kronprinzessin Cäcilie, zu Höchstderen Ver-
mählung am 6. Juni 1905, von den Provinzial-Ver-
bänden der Rheinprovinz und Westfalens und den
Stadt- und Landkreisen. Entworfen und heraus-
gegeben im Auftrage der genannten Provinzial-
Verbände von Adolf Schill. — L. Schwann in
Düsseldorf 1908. (Preis 30 Mk.)
Wenn dieses Festgeschenk und seine Gestaltung
zugleich erinnern sollten an die überaus glänzende
Düsseldorfer Ausstellung (1902) mittelalterlicher Gold-
schmiedegeräte, dessen hoher Protektor der Kronprinz
war, dann konnten neben den kostbaren Denkmälern
gotischen Stils auch die romanischen, besonders die
zahlreichen Reliquienschreine, vorbildlich in Frage
kommen. Und wenn hierbei auch die neuerdings den
frühgermanischen Monumenten zugewandte Strömung
in die Wagschale fiel, dann empfahl sich der Anschluß
an die ernste und großzügige Nachlassenschaft aus
diesem Bereich, so wenig auch ihre, selbst in der
Ornamentik schwere Formen der, nicht nur traditionellen,
Behandlung des Tischgeräts, sowie dem Material zu ent-
sprechen schienen. — Mit geschickter Hand hat Prof. Schill
für den großen Mittelaufsatz, die Zierhörner, Blumen-
behälter, Vasen, Armleuchter, Fruchtschalen, Ziergefäße,
im ganzen 23 Gegenstände, die Entwürfe gezeichnet,
die Mode'.le besorgt, die Goldschmiede informiert. Kon-
struktion und namentlich in phantastischen Tiergebilden
bestehendes Zierwerk haben zum Teil recht originelle
Lösungen erfahren, als welche namentlich die Zier-
hörner und Fruchtschalen hervorgehoben seien ; und die
Goldschmiede (Beumers, Hermeling, Osthues) haben
die Übertragung derselben in die Techniken des Gießens,
Ziselierens, Gravierens, Emaillierens vortrefflich besorgt.
— Auf 21 Folioblättern sind diese Tafelzierstücke in
Lichtdrucken vorzüglich wiedergegeben, einige mit den
farblichen Reproduktionen der emaillierten Teile, wie
der Steine, so daß dem auch typographisch musterhaft
ausgestatteten Werk, zu Händen des Verlegers, ein
gutes Zeugnis ausgestellt werden darf. Schnütgen.

Die Münchener Volksschriften (Verlag Butzon &
Bercker in Kevelaer) liefern als Nr. 53 ,,Alt-
kölnisches Leben" aus den Kindheitserinnerungen
von Johann Wilhelm Wolf, erneuert durch Leo-
nard Korth. — Diese Erneuerung des bekannten und
beliebten Volksbuches von dem 1817 zu Köln geboienen,
schon 1855 zu Hofheim (Hessen) gestorbenen, ungemein
fruchtbaren gemütvollen Volksschriftstellers „Johannes
Laicus" erscheint sehr zeitgemäß, weil sie aus dem Be-
reiche des kölnischen Volkslebens, insoweit es Religiöses,
Familiäres, Altertümliches betrifft, ungemein anschauliche
und ansprechende Schilderungen bietet. Dieselben sind
wegen ihres reichen Inhaltes und ihrer sinnigen Form
auch jetzt noch als eine packende Lektüre zu bezeichnen,
nachdem sie durch Korth von ihren romantischen Über-
schwänglichkeiten befreit sind, ohne an ihrer Ursprüng-
lichkeit und Frische Einbuße zu erleiden ; eine glückliche
Auferstehung! Schnütgen.

Julius Schmidts Kunstverlag, von Florenz
nach München Nymphenburgerstraße 187 verlegt, hat
seine vorzüglichen Knöflerschen Farbenholz-

schnitte erheblich vermehrt durch Nachbildungen
berühmter italienischer Gemälde in kleinem Format.
Aus der Verkündigung und Anbetung Fra Angelico's
sind 10 hl. Jungfrauen auf Goldgrund als Ausschnitte
überaus fein und duftig wiedergegeben; von Raphaels
Madonna im Grünen, di Foligno und Sixtina trotz der
Kleinheit sehr scharfe Kopien, von Correggio's
heilige Nacht die Madonna mit dem Kinde, von
Perugino's herrlichem Kruzifixus mit Maria Magdalena
eine etwas größere Nachbildung. — An Feinheit und
Schärfe der Ausführung übertreffen diese als Miniaturen
wirkenden Farbendrucke alle sonstige derartigen Repro-
duktionen, so daß die Preise von 40 Pf. bis 1,20 Mk.
mäßig erscheinen. — Der reich illustrierte Katalog
weist 83 Nummern mit vielen auch abbildlich gezeigten
Unterabteilungen auf und geht zugleich für die Um-
rahmung mit Ratschlägen an die Hand. Schnütgen.

Die „Alte und Neue Welt" (bei Benziger
monatlich zweimal ä 35 Pf. erscheinend) ruft in ihrem
Inhaltsverzeichnis am Schluß des XXXX1I. Jahrgangs
in Erinnerung die außerordentliche Mannigfaltigkeit
des in 24 Heften Gebotenen, das in Gedichten, Romanen
aller Art, Lebensbeschreibungen, kultur- und kunst-
geschichtlichen Aufsätzen, technischen, naturwissen-
schaftlichen usw. Aufklärungen, Reise- und Natur-
bildern, Unterweisungen für die Frauen und Kinder,
Überblick über die zeitgenössische Literatur usw. be-
steht. — Die beigegebenen Bildwerke nehmen fast
die Hälfte des Raumes in Anspruch und haben den
Vorzug, gut ausgewählt und ausgeführt zu sein, mögen
sie als Kunstbeilagen erscheinen, oder als Textillustra-
tionen, mögen sie kirchliche oder weltl.che, ältere oder
neuere Kunstwerke wiedergeben, geographischer oder
humoristischer Art, die Zeitgeschichte in Szenen oder
Torträts reflektieren lassen. — Die steter Vervoll-
kommnung beflissene, große und doch sehr wohlfeile
Zeitschrift hat sich daher Anspruch erworben auf Be-
achtung in den weitesten Kreisen. M.

Eine Madonna von Riemenschneider. Mit
10 Abbildungen. Separatabdruck aus dem Kalender
„Hessenkunst" 1909.
Ein kenntnisreicher, feinsinniger Sammler, Dr. med.
Otto Großmann in Frankfurt a. M., hatte das Glück,
im antiquarischen Betrieb eine Madonnenbüste zu
erwerben, von der er durch stilistische Begründung,
unter, zum Teil illustrierter Heranziehung von Ver-
gleichsmaterial in Würzburg, Frankfurt, Creglingen,
Darmstadt, Lyon, Paris, die Ausführung durch Ri e men-
sch neider in geistvoller Weise nachweist. Hierbei fehlt
es nicht an Zurechtweisungen für einzelne Museums-
direktoren, die ihnen anvertrauten Werken desselben
Meisters die richtige Würdigung nicht angedeihen
ließen, auch nicht an Vorwürfen an die Deutschen, daß
sie kein rechtes Verständnis haben für die aus ihrer
Volksseele hervorgegangenen naturwahren und innigen
Meisterwerke, wie gerade die gotische Periode sie hervor-
gebracht habe, an deren Schluß Riemenschneider steht.
Daß dieser selbst neben Raffael sich behaupte, soll
durch die Abbildung der Madonna aus dem Hause
Tempi in der Münchener Pinakothek veranschaulicht
werden. __ Wie ein Roman liest sich die treffliche Be-
schreibung, in der neben dem erfahrenen Sammler und
feinen Kenner, der Arzt und Poet, besonders auch der
freimütige Kritiker zur Geltung kommt. S c h n U tgen.
 
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