Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 21.1908

DOI Artikel:
Arntz, Ludwig: Über die Baugeschichte der einstigen Abtei Altenberg im Rheinland
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4126#0169

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
295

1908.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 10.

296

vier Seitenapsiden nachgewiesen ist.2) In
Altenberg hat die rheinische Überlieferung
wohl bestimmteren Einfluß auf die Ordensbau-
weise ausgeübt, im Gegensatz zu dem strengeren
Zisterzienserschema: mit rechteckigem Chor
und Chorkapellenabschluß. (Vgl. Riddags-
hausen und Pforta.) Aus diesen Erwägungen
heraus, sowie unter Berücksichtigung der für
den späteren Umbau notwendigen konstruk-
tiven Voraussetzungen läßt sich hier eine, mit
Georgental verwandte Grundrißanlage ver-
muten. In der Tat wurde bei der Fun-
damentaufgrabung, welche in diesem Som-
mer der örtliche Bauleiter, Landbauinspektor
Schäfer/vornahm, eine frühmittelalterliche Chor-
anlage mit runder Hauptapsis, zwei kleineren,
nach außen gerade abgeschlossenen Neben-
apsiden und zwei weiteren, etwas größeren
Apsiden mit runder Umfassungsmauer nach-
gewiesen. Jedenfalls ist gleichzeitig mit der
Kirche, im Anschluß an den südlichen Kloster-
hof, mit der Herstellung der entsprechenden
Räume für den Konvent, der Laienbrüder-
schaft, der Kellereien und sonstigen Wirt-
schaftsräume begonnen worden. Über die
Einweihung des neuen Oratoriums Hegt z. Z.
keine bestimmte Nachricht vor. Möglich, daß
der Erzbischof Friedrich von Altena bereits
in dem neuen Chore im Jahre 1163 seine
Ruhestätte fand. Indessen ist es nicht aus-
geschlossen, daß noch in den neunziger Jahren
des XII. Jahrh. der Baubetrieb im Gange war,
worauf die vielfachen Zuwendungen und ver-
liehenen Zoll- und Abgabe - Freiheiten bei
Beschaffung von Bauholz und Bausteinen hin-
deuten.

Bemerkenswert erscheint sodann der im Jahre
1201 gemeldete Ankaut eines Hofes Alten-
berg mit größerem Waldbezirk, welcher zu
den bedeutenden Stauweiheranlagen im Pfengs-
bachtale ausgebaut worden ist. Anschließend
an die Konventswiese wurden hintereinander und
stufenweise fünf große Staubecken, das kleinste
etwa 720 qm, das größte 6400 qm, in einer
Gesamtfläche von etwa 14010 qm angelegt.
— Die für Wiesen und Fischkultur bestimmten
Weiher wurden von dem neben laufenden Pfengs-
bache gespeist und durch Schleusen mit Über-
lauf in ihrer Stauhöhe geregelt. Der letzte
und größte, nun abgelaufene Stauweiher grenzte

*) Vergl. A. Hollmeyer, ,,Zisterzienserkirchen
Thüringens" — Jena 1906.

unmittelbar an den, das Tal kreuzenden Ring-
mauerzug, welcher an dieser Stelle als Sperr-
mauer verstärkt war. Der Abfluß aus dem
letzten Staubecken an der Südwestecke diente
zur Bewässerung der Wiesen und Gärten, auch
zur Speisung der Wasserkünste und mündete
noch innerhalb der südlichen Grenzmauer in
die Dhün. Der zweite, bereits erwähnte künst-
liche Wasserlauf diente in erster Linie dem
Mühlenbetrieb; er speiste zunächst eine unter-
schlächtige Öl- und Lohemühle und trieb so-
dann eine oberschlächtige Kornmühle, von wo aus
ein freies Mühlengerinne das Unterwasser der
Dhün wieder zuführte. Daß die Zisterzienser-
mönche auch außerhalb ihres Klosterbezirkes
ihre rührige, technische Arbeit einer verständi-
gen Wasserbaupflege zuwandten, ist mit Sicher-
heit anzunehmen. Viele in dem Güterver-
zeichnis erwähnten Mühlen deuten schon dar-
aufhin. - Der Bestand der Klosterorganisation
erlitt im Jahre 1220 eine ernstliche Störung
durch das aus diesem Jahre gemeldete Erd-
beben. Ein ziemlich umfassender Umbau
des Kreuzganges und der östlich anschließen-
den Konventsbauten war die Folge, wobei
die strengen Vorschriften Bernhards von
Clairvaux, soweit sie eine einfache Bau-
weise betonten, nicht mehr zur unbedingten
Geltung gelangten. In den zierlichen Formen
des rheinischen Übergangsstiles erstanden unter
der Hand des kunstsinnigen Werkmeisters,
außer der neugewölbten St. Markuskapelle,
in durchgehender Wölbung die neue Sakristei
mit darüber befindlichen Archiv, der nach
dem Kreuzgang geöffnete Kapitelsaal, das
Auditorium und der Ankleideraum
(camera) des Konventes. Zwei Treppen
vermittelten den Zugang vom Oratorium, bez.
den Aufgang zu dem großen Schlafraum
welcher, in einer Länge von 46 m, das Ober-
geschoß dieses Bauflügels einnahm. Der an
das Seitenschiff anschließende nördliche Flur
des Kreuzganges (C) diente vermutlich als
Lesegang, während sich an den südlichen
Umgang die Wärmstube, der Speisesaal
des Konventes und die Klosterküche
anschlössen. In dem westlichen Kreuzgangs-
flügel war jedenfalls das Refektorium der
Laienbrüder und das Auditorium der
Gäste untergebracht. Der westlich vorgelegte,
zweite Hof (D) diente wahrscheinlich zur Auf-
nahme der Kellerei und sonstigen Wirtschafts-
räume. In einem besonderen, an den östlichen
 
Annotationen