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Die Gartenkunst — 2.1900

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Wieck, Hans: Gartenkunst als Kunstgattung?
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Vereinsberichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.22267#0089

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DIE GARTENKUNST II, 4

mus des vegetabilischen Lebens zu empfinden! Mufste Bie
nicht aus diesen seinen eigenen Worten zu dernSchlufs kommen,
dafs die Gartenkunst allein in der vollkommenen Na.chempfin-
dung der Natur ihr höchstes Entwickelungssfcadium findet.'
Und schliefst nicht eine vollkommene Nachempfindung der
Natur die vollständige Aufgabe der Persönlichkeit ein ? Da
aber nach Bie die Logik aller Kunst: „Stärke der Persönlich-
keit" heilst, würde mithin die Gartenkunst nicht in die Kategorie
der reinen Künste aufzunehmen sein. Bie verurteilt, wie wir
bei der Besprechimg der französischen und italienischen Gärten
sehen, jede architektonische Regelmäi'sigkeit oder Form • im
Garten. Er giebt also nur der reinen Landschaft in der Garten-
kunst künstlerische Berechtigung. Kann sich aber in der
Nachempfindimg der reinen Landschaft gleichzeitig Persönlich-
keit ausdrücken? Eins müfste, meine ich, das andere aus-
schlioi'sen. Und wenn wir wirklich in den Schöpfungen unserer
grofsen Gartenkttnstler die Persönlichkeit zu erkennen glauben,
besteht diese dann nicht nur in den Unvollkommenheiten in
Bezug auf die wahre Nachempfindung der Natur ! — Petzold
meint von Pückler, der Hauptwert Pücklers in seinen Park-
schöpfungen bestände in der „Entschiedenheit der Form".
Im Sinne Bies mul's dieses Lob in das Gegenteil umschlagen.
Wäre also diese Bemerkung zutreffend, so würde Pückler einen
Rückgang gegenüber Repton bedeuten. Bie wäre wahrscheinlich,
hätte er Sckell und sein Werk gekannt, zu andern Polgerungen
gelangt. Aber Sckell hat es nicht verstanden, litterarische
Reklame für sich zu machen. Sein Buch ist nicht in die
weiten Kreise gelangt. Diejenigen aber, welche es kennen,
werden es in Bezug auf das Wesentliche in den Anschauungen
höher schätzen, als das Pücklers. Sckell strebte nach möglichst
vollkommener Nachempfindung der Natur. Die Gartenkunst
hat sich in dieser Richtung weiterentwickelt und hat, vielleicht in
einem modernen Werke, dem Viktoria-Park in Berlin, die bisher
höchste Stufe der Entwickelung erreicht. Diese Schöpfung,
herausgehoben aus der Umgebung der Stadt und versetzt in
eine gleichartige Natur, ist für mich eine geniale Beweisführung
dafür, dafs die Gartenkunst nicht in der Stärke der Intuition,
sondern in der vollkommenen Nachempfindung der
Natur unter gänzlicher Aufgabe der eigenen Per-
sönlichkeit des Künstlers ihr Ziel hat. Die Gartenkunst
würde also eine im höchsten Grade ausbildungsfähige Zweck-
kunst, nicht eine Kunst im Sinne Bies sein '.'

Vereinsberichte.

Verein deutscher Garteiikiinstler.

Niederschrift der Sitzung vom 12. März 1900.

An Stelle der durch Erkrankung abwesenden beiden Vor-
sitzenden eröffnet der erste Schriftführer, Herr Stadtobergärtner
Weifs die Versammlung, welche aufserordentlich zahlreich
besucht war. Es wurde zunächst Kenntnis genommen von
dem Tode des Herrn Zimmermeisters K öpchen, welcher dem
Verein fast seit seiner Gründung als Mitglid angehörte uud
ein stets reges Interesse für die Vereinsbestrebungen bekundete.
Die Anwesenden ehren das Andenken des Verstorbenen durch
Erheben von den Sitzen. Sodann wurde der kürzlich erschienene
Jahresbericht der Lehranstalt für Obst- und Weinbau zu
Geisenheim den Mitgliedern zur Kenntnisnahme unterbreitet.

Herr Landschaftsgärtner Vogel er - Charlottenburg gab eine
Berichtigung zu seinem letzten Vortrag über Buschobst. Es
mufs darin heifsen: Buschbäume gehören zu den Zwergbäumen
und nicht umgekehrt. Ferner soll es heifsen: Buschbäume
können nur auf Eisenbalmdämmen angepflanzt werden, wenn
sie gegen Wildschaden geschützt sind.

Weiterhin berichtet Herr Weifs über die Ausstellung der
Pläne, Skizzen u. s. w. des Hamburger Centra lf ri edhof es
zu Ohlsdorf auf der Pariser Weltausstellung und wird hierbei
auf den weiter unten gegebenen Sonderbericht hingewiesen.

Ferner wurde seitens des stellvertretenden Vorsitzenden
dem Verein Mitteilung gemacht von dem Preisausschreiben des
Gartenbauvereins zu Liegnitz, das gelegentlich einer dort im
August zu veranstaltenden Florblumenschau seine Erledigung
finden wird.7) Es behandelt das noch sehr im Argen liegende
G ebiet: In welcher Weise kann man unsere Vorgärten künstlerisch
ausgestalten'? Es ist ein aufserordentlich dankenswertes Unter-
nehmen, das dem praktischen Empfinden der Liegnitzer Herren
das beste Zeugnis ausstellt, gerade dieses Thema angeschnitten
zu haben. Wer die fürchterliche Nüchternheit und die er-
bärmliche Schablone kennt, die selbst in den besten Villenorten
unsere Vorgärten fast ausschliefslich beherrschen, der kann
nur wünschen, dafs das Liegnitzer Preisausschreiben eine
gediegene Beteiligung finden möge. Dann werden vielleicht
auch unsere Gartenkünstler zu der Einsicht kommen, dafs in
einem Vorgarten am besten Gelegenheit gegeben ist, dem
Publikum Beispiele von gutem Gartengeschmack zu geben
und damit erzieherisch zu wirken, weit mehr als in den grofsen,
dem Publikum doch meist verschlossenen Parks.

Zu dem Preisausschreiben des Gartenbauvereins Feronia
zu einem König Albert-Park in Dresden nahm Herr Königl.
Gartenbaudirektor Encko das Wort und führte etwa folgendes
aus: Das Ausschreiben dieses Wettbewerbes ist schon einmal
Gegenstand der Besprechung gewesen. Inzwischen sind die
vorher durchaus ungenügenden Unterlagen allerdings wesentlich
ergänzt worden, aber das Ausschreiben ist nach wie vor voller
Fehler, Widersprüche und sinnloser Forderungen. Vor allem
mufs es befremden, dafs über die Zusammensetzung des Preis-
gerichtes keine Mitteilungen gemacht werden. Man kann ohne
solche auf Sachverständigkeif der Preisrichter nicht allzusehr
rechnen, zumal wenn man von den Unterlagen auf den fach-
männischen Teil der Preisrichter einen Schlul's ziehen will.
Auch die Art der ausgesetzten Preise mufs Befremden erregen.
Während nämlich der III. Preis 300 Mk. beträgt, sollen die
anzukaufenden (jedenfalls vom Preisgerichte geringer als der
3. Plan bewerteten) Entwürfe mit 500 Mk. vergütet werden.

Aus den eigentümlichen „Grundsätzen" sei nur einiges
herausgegriffen. Zu 3) soll der Park nicht zu lärmenden
Vereinigungen und grofsen Versammlungen im Freien dienen,
zu 8) heilst es ausdrücklich : Zur Abhaltung von Volksfesten
sind Wiesenflächen vorzusehen; zu B) soll auf Turn- und Spiel-
plätze Bedacht genommen werden.

Ob die Aussichtspunkte, welche bei Restaurationen liegen,
für jedermann zugänglich sind oder nicht, kann den Schöpfer
des Parkes wenig interessieren. Ebenso kleinlich und unwichtig
ist die Forderung von Bedürfnisanstalten mit bestimmter Ein-
richtung. Wie ungenau ist dagegen die Aussichtsfrage be-
handelt. Auch die nachträglich gelieferten „Erläuterungen"
lassen die Richtung, in welcher die Aussicht zu sehen ist, nicht
genügend erkennen. — Auf jeder Zeile fast sind Ungereimt-
heiten anzutreffen; ganz Gleichgiltigeswirdmitgeteilt, Wichtiges
unterlassen.

Es sei nur noch die Forderung angeführt: „Allenthalben
sind genaue Kostenanschläge beizufügen". Wer bei solchen
Unterlagen „genaue" Kostenanschläge verlangt, kann noch
niemals eine derartige Arbeit veranschlagt haben. Auf derselben
Stufe steht auch die letzte Forderung, die alljährlich verfüg-
baren Mittel so in einem Arbeitsplane zu verwerten, „dafs eine
möglichst in sich abgeschlossene Anlage erhalten wird",

*) Wir verweisen hierbei auf die Anzeige im Inseratenteil. D. Vorst
 
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