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Baumeister: das Architektur-Magazin — 9.1911

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Heft 2
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Reicke, Emil: Kirchenbauten
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https://doi.org/10.11588/diglit.54602#0022

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DER BAUMEISTER • 1910, NOVEMBER.

Bedingungen geschaffen werden müssten.
Versuche in dieser Richtung sind ja wohl
gemacht worden, wie mir scheint, ohne
durchschlagenden Erfolg. In der Haupt-
sache laufen sie darauf hinaus, dass das


♦Kirche in Innsbruck.


♦Friedhof in Meran.


♦Arch. Josef Schmitz, Nürnberg.

Kirche in Innsbruck.

Neue daran nicht schön ist und
das Schöne, oft gewiss sehr Schöne
im Grunde genommen nicht neu.
Es ist keine Frage, dass auch bei
Anlehnung an die historische Bau-
kunst hervorragende neuzeitliche
Werke geschaffen werden können,
deren Schöpfern der Ruhm eines
selbständig denkenden und originell
schaffenden Künstlers zukommt.
Sonst müsste nach den ersten glück-
lichen Anfängen einer neuen Kunst-
richtung jeglicher weitere Ausbau,
jede Entwickelung darin nur den
Wert eines bedeutungslosen Nach-
empfindens haben. Allerdings nur,
wenn ein Architekt die Kunstformen
der Vergangenheit so beherrscht,
dass er nicht mehr sozusagen am
Buchstaben klebt, nicht mehr müh-
sam aus fremden Zungen über-
setzen will, wo er -in einer Sprache
denkend, die wie zu seiner eigenen
geworden ist — aus sich selbst
heraus frei schaffen soll, nur dann
wird er imstande sein, den Anforde-
rungen, die wir an einen wahrhaft
bedeutenden Künstler stellen, zu
genügen. Ein solcher Künstler ist
der Meister, dem unsere heutige Be-
trachtung gilt — Josef Schmitz.
Schmitz ist im wesentlichen
Kirchenbaumeister. Was er sonst
noch geschaffen, tritt quantitativ
hinterseinen Kirchenbauten zurück.
Es dürfte von Interesse sein, in die-
sem Jahre, da der Meister sein fünf-
zigstes Lebensjahr vollendet, ein-
mal zuzusehen, wie er seinen Weg
zu seiner heutigen Bedeutung ge-
funden hat. Josef Schmitz wurde
am 8. November 1860 in Aachen
geboren, als Sohn des seiner Zeit
geschätzten Glasmalers Michael
Schmitz. Seine Mutter stammte aus
der kleinen, aber alten rheinischen
Adelsfamilie von Lövenich. Er be-
 
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