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Baumeister: das Architektur-Magazin — 9.1911

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Heft 2
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Reicke, Emil: Kirchenbauten
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https://doi.org/10.11588/diglit.54602#0028

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20

DER BAUMEISTER • 1910, NOVEMBER.

risses die reizendsten Perspektiven
öffnen. Das Material ist Nagelfluh,
Schieferbruchstein, doch fand für
die ornanamental belebenden Bau-
glieder roter Trientiner Marmor
eine sehr glückliche Verwendung.
Ausserdem dienten tiefschwarze
und gebrochen gelbe Marmor-
platten zur Inkrustation. Die
Kosten des Baus überstiegen nicht
die verhältnismässig sehr geringe
Summe von rund 240000 Kronen.
Auf die gleichfalls romanische,
noch nicht fertige Antoniuskirche
in Nürnberg, der übrigens schon
jetzt eine hervorragend imposante
Wirkung zukommt, sowie auf die
kleineren von Schmitz ausgeführ-
ten Kirchen gehen wir hier nicht
näherein. Es sind ihrer noch eine
stattliche Zahl, die Klosterkirche
der barmherzigen Schwestern in
Würzburg (1895— 1898), die Pfarr-
kirche in Dorfprozelten in Unter-
franken (1899), die katholische
Pfarrkirche in Feucht bei Nürnberg
und noch über ein halb Dutzend
andere. Wir bringen hier die Ab-
bildung der 1904 erbauten katho-
lischen Kapelle in Zirndorf (nahe
bei Nürnberg), die an einem ty-
pischen Beispiel zeigt, wie der
Künstler bemüht ist, das Bauwerk
in einen malerisch anmutenden Zu-


♦Aussichtsturm in Reichenberg. (Abb. Seite 21.)

sammenhang mit der landschaftlichen Umgebung — und
würde diese auch nur von ein paar alten Bäumen gebildet —
zu bringen. Die gleichfalls im Bilde beigegebene aus dem
Jahre 1904 stammende Kirche in Stadtsteinach zeigt, dass der
Meister auch in den Formen des Barocks heimisch ist, dass
er sie aber gern in der denkbar grössten Schlichtheit verwendet.
Wir sehen, es ist eine reiche Tätigkeit, die Schmitz im
Kirchenbau entfaltet hat. Sie ist um so bewunderungswür-
diger, als er doch durch die grossen Aufgaben der Restau-
rierung von St. Sebald und St. Lorenz schon im reichen

glücklicher Wurf ist z. B. der hier abgebildete Aussichtsturm
mit seinen malerischen Nebenbauten in Reichenberg (1902).
Das Haus der Schragschen Buchhandlung (1890), die Poliklinik
(1902) in Nürnberg zeigen seine Kunst auch nach dieser Hin-
sicht in der ihm zur zweiten Heimat gewordenen Stadt. Ent-
zückt war alles auch von dem leider nur fürs Abreissen ge-
bauten Weinhaus auf der zweiten bayerischen Landesausstellung
in Nürnberg (1896), an dem Schmitz seinen auch sonst lebendi-
gen Sinn für Humor und für die Poesie des deutschen Weines
bewähren konnte.

Masse in Anspruch genommen wurde und
noch wird. Lief doch auch daneben noch die
zum Teil sehr schwierige Wiederherstellung
der Johanniskirche in Kitzingen, abgesehen von
der Oberleitung der Restaurierung der Jakobs-
kirche in Rothenburg o. T., der Einleitung der
neuen Restaurationsarbeiten am Bamberger
Dom u. dgl. m. Auch die Erneuerung des
berühmten schönen Chörleins am Sebalder
Pfarrhof in Nürnberg ist noch der Erwähnung
wert.
Wenn der Künstler nun auch wesentlich mit
Kirchenbauten beschäftigt ist, so hat er doch
auch gelegentlich Profangebäude ausgeführt
und zwar sind ihm diese so vortrefflich ge-
lungen, dass man seine geringe Betätigung
auf diesem Gebiete fast bedauern möchte. Ein



‘Kapelle in Zirndorf.

*Arch. Josef Schmitz, Nürnberg.

Kapelle in Zirndorf.
 
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