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Baumeister: das Architektur-Magazin — 9.1911

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Heft 4
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Bruck, Robert: Unsere Bauten
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https://doi.org/10.11588/diglit.54602#0047

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DER BAUMEISTER . 1911 JANUAR.

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*Arch. Fritz Schumacher, Hamburg.

Villa Heinr. Ed. Osthaus in Hagen.

umgeben wird. Das ästhetische Behagen,
das den Beschauer und Besucher der von Schu-
macher erbauten Wohnhäuser überkommt, be-
ruht in erster Linie auf der poetischen Wirkung,
welche Schumacher mit überaus einfachen
Mitteln zu erreichen weiss, durch wohlabge-
wogene Verteilung der Massen, feine Behand-
lung der Silhouette, Gestaltung des Daches und
der Fensteranordnung. Diese Wirkung wird
noch besonders dadurch erhöht, dass Schu-
macher es trefflich versteht, den Charakter
des Baues aus der betreffenden Landschaft zu
entwickeln. So sind die Schumacherschen
Bauten nicht in die Natur gesetzt, sondern
verschmelzen mit ihr zu einem Stücke der-
selben. Es ist das, wofür die alten Baumeister
ein so feines Gefühl hatten, ein Grund, der
uns ihre, wenn auch oft so überaus einfachen
Bauten so wert macht. Jahrzehnte lang hatten
wir keinen Sinn dafür, erst die Heimatschutz-
bewegung hat hier einen Wandel geschaffen.
Die Villa Werner Sombart in Schreiber-
hau im Riesengebirge musste einem stark ab-
fallenden Terrain angepasst werden. Aus die-
sem Umstande hat Schumacher die interessante
Anlage des Hauptraumes, der Bibliothek, ge-
wonnen. Dieser Raum erhält seine Höhe nicht
dadurch, dass er in den oberen Stock hinein-
ragt, sondern dass er in den Keller herunter-
reicht. Schumacher hat somit die Ungunst des
Terrains ausgenützt, das Hindernis nicht durch
teure Erdbewegung aus der Welt geschafft,
sondern die gegebenen Verhältnisse als einen
wesentlichen Faktor zur künstlerischen und
praktischen Lösung verwendet. Dadurch hat
er zugleich erzielt, dass, während man das
Hausparterre betritt, man unvermerkt durch
diesen Bibliotheksraum auf das Niveau der
grossen ein Stockwerk tiefer liegendenTerrasse
an der anderen Hausseite geführt wird. So
bleibt das Innere des Hauses auf beiden Seiten
in unmittelbarer Verbindung mit dem Garten.
Trotz der aus den Abbildungen ersichtlichen
bescheidenen Formen des Aeusseren herrscht
doch eine gewisse Wucht der Gruppierung als
 
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