Baumeister: das Architektur-Magazin (9.1911)

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DER BAUMEISTER . 1911 FEBRUAR.


♦Schloss Adldorf in Niederbayern. Gesamtansicht von der Strasse. (Tafeln 38/40, Suppl.-Tafel 9.)

allen Gebieten, ein heisser Kampf der Geister. Wir sind in
die Zeit der Reizsamkeit eingetreten. Egoistische Gedanken
durchziehen die Welt, wie es nicht anders in der Zeit der

kommerziellen Höhe sein konnte. In
Nietzsche sehen wir die letzte Konse-
quenz dieser Richtung, die sich aller
Fesseln befreit, die zur vollkommenen
Verleugnung des Empfindens, zur vollen
Ableugnung der Tradition führen musste.
Schlagworte für eine neue Richtung
waren damit gegeben. — Der kritische
Verstandscheintsiegreich auf allen Linien,
damit erscheint aber das ethische Moment
immer mehr und mehr in den Hinter-
grund gedrängt. Mit feinsten Mikroskopen,
mit grossartigen Fernrohren bewaffnet,
arbeite die Wissenschaften, den tiefsten
Geheimnissen des Lebens werden die
Schleier gelüftet. Mit psychiatrischer
Schärfe rückt der Literat, der Dramatiker
der Menschheit an den Leib, die feinsten
Regungen aus der Tiefe holend. Mit
realistischer Schärfe entrollt das Drama
uns den schweren Kampf der Menschen,
nicht zurü^kschreckend vor den grau-
sigsten Bildern. — Ibsen und Gorki
erscheinen als zwei charakteristische
Vertreter dieser Zeit. Die bildende Kunst
sucht sich der Fesseln zu entledigen,
ein schwerer Kampf entbrennt bald allerorts. Frankreich
wird hier führend, konnte auch allein führend auftreten, da
sich hier bereits frühe der Naturalismus Bahn gebrochen.


*Arch. Georg Meister und Osw. Ed. Bieber, München.

Schloss Adldorf in Niederbayern. Teilansicht Südseite.