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Baumeister: das Architektur-Magazin — 9.1911

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Heft 7
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Hirsch, Fritz: Das Fürst Stirum-Krankenhaus in Bruchsal: Altes und Neues
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https://doi.org/10.11588/diglit.54602#0088

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DER BAUMEISTER » 1911 APRIL.

Arch. Franz Roeckle, Frankfurt a. M. Westend-Synagoge Frankfurt a. M. Trausaal.


Fratres nicht beiwohnen
durften, „da es mit den
Ordenspflichten nicht
übereinstimmt, und da
die Brüder auch keine
Gelegenheit haben kön-
nen und sollen, als Ac-
coucheure gebraucht zu
werden.“ Auch dürften
1t. Schreiben des Paters
Provincial vom 20. Juni
1777 in den Spitälern
der barmherzigen Brü-
der „solche Kranke, die
der Venus-Seuche“ ver-
fallen waren nicht in die
Kur genommen werden.
Das Spital der barm-
herzigen Brüder war
eben ein Kloster 1 Nur
Kranke männlichen Ge-
schlechts wurden hier
und zwar an Leib und
Seele gepflegt, und
„Weibspersonen, wel-
che nicht Eltern oder
nächste Anverwandte“
sind, war der Eingang
laut „Anschlag an der
Porte“ vom 30. April
1788 streng verboten.


Schicklichkeit“ den Charakter eines
„Leibchirurgi“ verliehen bekam, hielt
zweimal wöchentlich „die Collegia
Publica Anatomica chirurgica“, wäh-
rend geh. Rat und Leibmedicus Frank
Montag und Donnerstag Nachmittags
von 3—4 Uhr „die Phiseologie“ vor-
lesen sollte. Auch Hebammenunter-
richt wurde abgehalten, dem je-
doch auf Grund allerhöchster Ent-
schliessung vom 13. März 1783 die


Erst auf Grund des Kathol. Kirchen-Kommissions-Protokolls d.d.
Bruchsal 15. XII 1806 wurde der niedere Krankendienst (Betten
machen, Geschirr säubern) Krankenwärterinnen übertragen, durch
deren Anstellung auch die Aufnahme weiblicher Kranken ermög-
licht wurde. Neben dem leiblichen Wohl der Kranken lag den
barmherzigen Brüdern auch das eigene Wohl sehr am Herzen
Die Kost eines Religiösen bestund bis zum Jahre 1798 täglich
in „s/4 7t Rindfleisch, l’/i Kalb- oder Hammelfleisch, 2 TT ge-
mischt Brod, Zugemüs und 5 Schoppen Wein.“ Der Wein wurde
nicht als Genuss-, sondern als Nahrungsmittel betrachtet, auch die
Kranken, ja sogar die Pfründner, die Waisenkinder und die Zucht-
häusler bekamen Wein. Ein bestimmtes Weinquantum bildete auch
regelmässig einen Bestandteil der Beamtenbesoldung. Auf eine
Ermahnung zur Sparsamkeit mit dem Hinweis, dass „Caffee und
andere nur zur Privatlust gehörige Dinge“ nicht auf die Rech-
nung gesetzt werden sollen, erhielt Stirum i. J. 1783 am 22. Oktober
von dem P. Prior Gebhard die Mitteilung, die Konventualen
hätten sich beschwert, dass sie nicht auch öfters junge Hahnen,
Enten, Gänse und Lerchen vorgesetzt erhielten, „wie solches
in anderen Conventen auch geschieht“.
Ueber die innere Einrichtung des Krankensaales erfahren wir,
dass die „Bettladen aus Tannenholz mit eichenen Stollen, doppel-
ten Thieren, gesimbser, Speis Brättlein“ blau angestrichen waren
und „eiserne Vorhangstänglein“ hatten. Der blaue Anstrich wurde
„zur Abhaltung des Ungeziffers“ gewählt. Die Bettsäcke waren
Arch. Dr. Fritz Hirsch, Bruchsal. Fürst Stirum-Krankenhaus, Bruchsal. Eingangshalle.
 
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