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Baumeister: das Architektur-Magazin — 9.1911

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Heft 9
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Jansen, Hermann: Wohnhaustypen der Grossstadt
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https://doi.org/10.11588/diglit.54602#0112

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104

DER BAUMEISTER . 1911 JUNI.


♦Typus einer grossstädtischen Verkehrsstrasse.

dort auf bereits ausgebautes Nach-
barland stösst, dem die Abtretung
von eigenen Grünflächen an dieser
Stelle unmöglich wird. Nur wenn
von jeder der benachbarten Ge-
meinden ein entsprechendes Quan-
tum Freiland an dem zusammen-
stossenden Grenzgebiet für gemein-
same Parkanlagen abgegeben wird,
sodass diese also zwei- bis drei-
fache Grösse gewinnen wird, emp-
fiehlt sich die Anlage an der Grenze.
Es blieb also von den drei Vor-
schlägen die Unterbringung der-
selben mitten im Herzen der neuen
Stadt und zwar in leicht erreich-
barer Nähe der enggebauten, mit
zahlreichen Hofwohnungen durch
setzten Altstadt. Es ist eine einiger-
massen ausgleichende Gerechtig-
keit für die dort Angesiedelten,
die doch auch zu den Lasten der
neuen Schöpfungen beitragen müs-

200 ha grosse Gebiet zu verteilen waren; ihre Grösse war offiziell
festgelegt ca. 12 —15ha. Für die verschiedenen Vorschläge fanden
sich Stimmen für und gegen, teils sachlich begründet, teils ge-
blendet durch gross und verlockend vorgetragene Ideen. Nahe-
gelegt im Programm war die Anlage des Parks an der Ostseite
des langgestreckten Geländes unmittelbar an dem 5—8 m hohen
Eisenbahndamm, ihn möglichst verdeckend. Diesem Winke folgte
die Mehrzahl der Bewerber, trotzdem die Nähe des jährlich be-
deutend lebhafter werdenden Eisenbahnverkehrs nicht gerade
eine Erhöhung der Benutzungsfähigkeit des Parkes bedeutet und
immer als ein unabwendbares Uebel wird empfunden werden.
Die Zwischenschiebung eines Baublocks, zwischen Bahndamm
und Park, bleibt entschieden vorzuziehen, da allein dieser eine
Baublock, der nur von einer beschränkten Zahl Menschen be-
wohnt wird, in Mitleidenschaft gezogen wird.
Eine Menge Grossstädter hat sich zur Ueberraschung Ferner-
stehender dermassen mit der Nähe des Eisenbahndammes, selbst
der geräuschvollen Hochbahn, ausgesöhnt, dass dem Wohnen
solcher Kraftnaturen an dieser Stelle kaum ein Hindernis entgegen-
steht. Anders mit den Grünflächen, die doch in erster Linie für
schwache und empfindliche Naturen das Ziel bilden. Bleibt
dieser Gesichtspunkt für die Anlage unserer neueren städti-
schen Erholungsplätze innerhalb der Stadt im Vordergründe,
ist über die Mehrzahl der bereits ausgeführten der Stab ge-
brochen. Analog steht es mit der Anlage der Grünflächen im
äussersten Süden der ca. 5 km langgestreckten Stadt, zumal sie


♦Architektonische Lösung einer Strassenecke.


♦Arch. Wolf, Mitarbeiter: Fritz Freymüller, Schöneberg. Wettbewerb Schöneberg-Südgelände.
Uebergang von 4 zu 3 geschossiger Bauweise. Schule als Strassenabschluss.

sen, den Segen derselben nicht
in zu grosse Ferne zu rücken.
Andererseits werden diese
alten Wohnquartiere durch
die Nähe dieser Erholungs-
flächen derart aufgebessert,
dass ein Fortzugaus denselben
in gewissen Grenzen bleibt,
also auch denwenig beneidens-
werten Hausbesitzern, denen
solch eine Missgeburt von
Bauwerk s. Zt. erstrebenswert
schien, einigermassen Rech-
nung getragen wird.
Dieser hier kurz angedeutete
Vorgangwiederholt sich allent-
halben in grossen wie in kleinen
Städten, sodass für ihre Dis-
ponierung die Richtschnur ge-
geben ist. Diese Frage ist
von einschneidender Bedeu-
tung für den Ausbau der Stadt,
für die Verteilung der Bau-
 
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