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Baumeister: das Architektur-Magazin — 9.1911

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Heft 12
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Rimmele, Fridolin: Unsere Bauten
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https://doi.org/10.11588/diglit.54602#0149

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DER BAUMEISTER » 1911 SEPTEMBER.

141



II. Das neue Kurhaus
in Wildbad und das
Dienstgebäude für das
Kgl. Medizinal-
kollegium in Stuttgart.

In Württemberg trat im
vergangenen Jahre der Archi-
tekt Otto Kuhn, Baurat bei
der kgl. Domänen-Direktion
erstmals mit zwei grösseren
Werken vor die Oeffentlich-
keit und zwar mit den Neu-
bauten für das kgl. Medizinal-
Kollegium in Stuttgart und
dem neuen Kursaalgebäude
in Wildbad, zwei Schöpfun-
gen, die besondere Beachtung
wohl verdienen und eine
Würdigung ihres Künstlers
rechtfertigen. Grundverschie-
den in ihrem Wesen und doch
nahe verwandt in den Haupt-
zügen ihrer Gestaltung lassen
diese Bauten erkennen, dass
Kuhn mit sicheren Schritten
sich künstlerischer Reife
nähert, was um so anerken-
nenswerter ist, als ihm die
jedem Baukünstler notwen-
dige Gelegenheit selbst-
schöpferischer Tätigkeit, die
Möglichkeit, sich an der Ver-
wirklichung eigener Bau-
gedanken fortzubilden und
persönliche Erfahrung in der
Anwendung architektoni-
scher Ausdrucksmittel zu
sammeln, bisher nur in be-
scheidenem Masse geboten
waren, jedenfalls weit weni-
ger, als es bei den in eige-
ner Privatpraxis heranreifen-
den Architekten der Fall ist.
Was ihn hauptsächlich zu
der glücklichen und anzu-
erkennenden Lösung seiner
ersten grossen Aufgaben be-
fähigte, das war ein eifriges
Studium der Werke der
Alten, ein unermüdliches
Streben, sich in Büchern und
auf Reisen mit allen bedeu-
tenden architektonischen
Schöpfungen der Neuzeit
eingehend bekannt zu ma-
chen und nicht zuletzt die
Ausdauer, mit welcher er
sich im Zeichnen und Ent-
werfen mit dem Selbstzweck
der Uebung weiterbildete.
Wenn seinen Erstlings-
schöpfungen auch der Stem-
pel der Ursprünglichkeit
auffallender Künstlerpersön-
lichkeit fehlt, wenn ihnen
ausgesprochene Eigenart,
der überschäumende For-
menreichtum einer gärenden
Gestaltungskraft auch man-
geln, so lassen diese Werke
doch alle jene Eigenschaften
erkennen, die vornehmem
Künstlertum zugrunde lie-
gen, auf denen sich jede
Kunst bei gesunder Fort-
entwicklung zu einer per-
sönlichen aufbaut. Mögen
sich auch heute noch in
manchen seiner Bauformen
Spuren freudig aufgenom-
mener, nachempfundener
Kunst vorfinden, so ist das

Sekt-Kellereien der Firma
Henkell & Co., Biebrich-W iesbaden.
♦Vestibül.
Arch. Paul Bonatz, Stuttgart.
 
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