DOI Heft:
Heft 12
DOI Artikel:Rimmele, Fridolin: Unsere Bauten
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.54602#0148
140
DER BAUMEISTER . 1911 SEPTEMBER.
Dienstgebäude für das Kgl. Medizinal-
kollegium, Stuttgart.
•Arch. Otto Kuhn, Stuttgart.
Arbeits- und Fabrika-
tionsräume.
Zwei geschweifte Ko-
lonnaden bilden die
Verbindung mit dem
vorgelagerten Pförtner-
häuschen und geben
mit ihren schlanken
Einzelformen einen vor-
trefflichen Massstab für
die grosse Masse des
Hauptgebäudes.
Von diesen Kolonna-
den aus — die in der
Mitte noch eine kuppel-
gekrönte Unterfahrt
tragen — betritt man
die grosse Eintrittshalle.
In ruhigen, kubischen
Raumverhältnissen ge-
staltet, zeigt sie bei
vollkommen glatt und
farblos behandelten Flä-
chen Pfeiler aus grie-
chischem Marmor in
massvoller Färbung. An
der Rückwand führt eine
elegant geführte Treppe
mit vergoldetem Gitter
zu dem oberen Um-
gang, darunter schreitet
‘Kurhaus in Wildbad.
man in die schier endlosen Gale-
rien, in denen einige Millionen
Flaschen sehnsüchtig ihrer Bestim-
mung entgegenträumen. Als reiz-
volles Schaustück weist ein buntes
Fayence-Relief hier auf die Be-
stimmung des Gebäudes hin. Die
Eintrittshalle ist mit Rücksicht auf
die zahlreichen, aus der Fremden-
stadt Wiesbaden zu erwartenden
Besucher als stattlicher Empfangs-
raum ausgestattet und bildet einen
Zentralraum, um den sich Emp-
fangsräume, Probier- und Trink-
stube, sowie die Arbeitsräume grup-
pieren.
Äusser der grossen Eintrittshalle
empfangen noch 2 grosse Innen-
höfe Licht von dem grossen Glas-
dach, die Halle, in der die Registra-
turen etc. untergebracht sind, sowie
ein grosser Fabrikationsraum, in
dem das Entkorken und Nachfüllen
der Flaschen bewirkt wird. Diese
grossen Hallen bilden den Kern
der Anlage, dem sich die anderen
Räume unterordnen. Leider war
es nicht möglich, von der Grundriss-
anlage eine Abbildung zu erhalten.
Von den Innenräumen bringen
wir noch ein Bild des Sitzungssaales.
Seine vornehme, dabei jeder Prä-
tension abholde Art bedarf kaum
eines besonderen Hinweises. Der
Raum verbietet es, die eigentlichen
Fabrikationsräume, die Füll- und
Verpackungsräume im Bilde vor-
zuführen. Diese und besonders
die Unterkunfts- und Speiseräume
für die Beamten und die Arbeiter-
schaft stellen dem sozialen Sinn der
Firma ein ebenso ehrendes Zeugnis
aus wie dem Künstler, der allen, die
in dem schönen Hause wirken, durch
seine Kunst eine frohe, lichte Arbeits-
stätte geschaffen hat. Ein Rundgang
durch das Gebäude, das sich dem
Besucher gastlich öffnet, wird dem
Fachmann willkommene Anregung
geben.
M. H.
♦Kurhaus in Wildbad.
DER BAUMEISTER . 1911 SEPTEMBER.
Dienstgebäude für das Kgl. Medizinal-
kollegium, Stuttgart.
•Arch. Otto Kuhn, Stuttgart.
Arbeits- und Fabrika-
tionsräume.
Zwei geschweifte Ko-
lonnaden bilden die
Verbindung mit dem
vorgelagerten Pförtner-
häuschen und geben
mit ihren schlanken
Einzelformen einen vor-
trefflichen Massstab für
die grosse Masse des
Hauptgebäudes.
Von diesen Kolonna-
den aus — die in der
Mitte noch eine kuppel-
gekrönte Unterfahrt
tragen — betritt man
die grosse Eintrittshalle.
In ruhigen, kubischen
Raumverhältnissen ge-
staltet, zeigt sie bei
vollkommen glatt und
farblos behandelten Flä-
chen Pfeiler aus grie-
chischem Marmor in
massvoller Färbung. An
der Rückwand führt eine
elegant geführte Treppe
mit vergoldetem Gitter
zu dem oberen Um-
gang, darunter schreitet
‘Kurhaus in Wildbad.
man in die schier endlosen Gale-
rien, in denen einige Millionen
Flaschen sehnsüchtig ihrer Bestim-
mung entgegenträumen. Als reiz-
volles Schaustück weist ein buntes
Fayence-Relief hier auf die Be-
stimmung des Gebäudes hin. Die
Eintrittshalle ist mit Rücksicht auf
die zahlreichen, aus der Fremden-
stadt Wiesbaden zu erwartenden
Besucher als stattlicher Empfangs-
raum ausgestattet und bildet einen
Zentralraum, um den sich Emp-
fangsräume, Probier- und Trink-
stube, sowie die Arbeitsräume grup-
pieren.
Äusser der grossen Eintrittshalle
empfangen noch 2 grosse Innen-
höfe Licht von dem grossen Glas-
dach, die Halle, in der die Registra-
turen etc. untergebracht sind, sowie
ein grosser Fabrikationsraum, in
dem das Entkorken und Nachfüllen
der Flaschen bewirkt wird. Diese
grossen Hallen bilden den Kern
der Anlage, dem sich die anderen
Räume unterordnen. Leider war
es nicht möglich, von der Grundriss-
anlage eine Abbildung zu erhalten.
Von den Innenräumen bringen
wir noch ein Bild des Sitzungssaales.
Seine vornehme, dabei jeder Prä-
tension abholde Art bedarf kaum
eines besonderen Hinweises. Der
Raum verbietet es, die eigentlichen
Fabrikationsräume, die Füll- und
Verpackungsräume im Bilde vor-
zuführen. Diese und besonders
die Unterkunfts- und Speiseräume
für die Beamten und die Arbeiter-
schaft stellen dem sozialen Sinn der
Firma ein ebenso ehrendes Zeugnis
aus wie dem Künstler, der allen, die
in dem schönen Hause wirken, durch
seine Kunst eine frohe, lichte Arbeits-
stätte geschaffen hat. Ein Rundgang
durch das Gebäude, das sich dem
Besucher gastlich öffnet, wird dem
Fachmann willkommene Anregung
geben.
M. H.
♦Kurhaus in Wildbad.