Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Baumeister: das Architektur-Magazin — 9.1911

DOI issue:
Heft 12
DOI article:
Unsere Bauten
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.54602#0430

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
BEILAGE £)ER BAUMEISTER MONATSHEFTE Für ARCHITEKTUR
1911, SEPTEMBER IX. JAHRGANG, HEFT 12

Unsere Bauten.

III. Das Rats-Cafe zu Bremen.
Arch. Rud. Jacobs.
Ein Jahrzehnt ists her, dass der Bremische
Staat beschloss, die Häuserreihe am Kaiser
Wilhelmplatz anzukaufen, um dort Neubauten
zu schaffen, die sich dem weltberühmten Platz-
bild in würdiger Weise einfügen und zwar
ohne dem Rathause zu starke Konkurrenz zu
machen. Der Senat stellte auf das höchst
verdienstliche Betreiben des Senators Wessels
den für alle Gemeinden, die vor ähnlichen
Aufgaben stehen, höchst wichtigen Grundsatz
auf, in erster Linie das künstlerische Ergebnis
zu betonen, zunächst ganz unabhängig von
der Wirtschaftlichkeit; dass letzterer trotzdem
in vollem Umfange Rechnung getragen wurde,
bleibt ein besonderes Verdienst des Architekten.
Dass gerade diese Bauaufgabe einem selbst
für Bremen ausnehmend grossem Interesse be-
gegnete, ist bekannt. Um die Klärung der An-
gelegenheit bemühten sich gerade die besten
Geister der Stadt, wobei der Verein für nieder-
sächsisches Volkswesen unter Führung seines
verdienten Vorsitzenden Professor Högg die
Führung übernahm. Man kam zu der Ueber-
zeugung, dass nicht ein einheitlich geschlosse-
ner Monumentalbau hierher gehöre, sondern
eine Summe von Einzelhäusern, die jedoch
in richtiger Weise abzustimmen waren. Aus
dem wiederholten Wettbewerb um diesen Bau
ging der Architekt R. Jacobs-Berlin als Sieger
hervor.
„Es war bis dahin,“ wie Dr. Schäfer sehr
treffend ausführt, „die stillschweigend als selbst-
verständlich angenommene Meinung der Be-
teiligten, dass der Bau die bremischen Stilformen
so nachahmen müsse, dass er wie ein Stück
Altbremen erscheine, der unberührt an dieser
Stelle zu erhalten sei: man dachte also an ein
Werk der imitierenden Stilnachahmung im
Sinne der Architekturschule des 19. Jahr-
hunderts. Nur ganz schüchtern wagte sich
damals schon im Wettbewerb und in den Be-
sprechungen der Gedanke hervor, dass es auch
möglich und für unsere Zeit eigentlich not-


Arch. Rud. Jacobs, Bremen.

Rats-Caf^ in Bremen. Marktdiele.


Arch. Rud. Jacobs, Bremen.

Rats-Caf£ in Bremen. Billaidsaal.

wendig sei, die An-
passung an Platz und
Umgebung auch in
einer modernen, von
Stilnachahmung freien
Weise zu erreichen.
Aber Aussicht auf An-
erkennung anden mass-
gebenden Stellen und
beim Preisgericht hatte
diese neue Auffassung
keineswegs. Wenn also
doch schon mit allen
Mitteln der Charakter
der Echtheit des Alt-
bremischen angestrebt
werden sollte, so war
es jedenfalls besser, da-
zu die in Masse vor-
handenen alten Bau-
teile abgebrochener
Fassaden zu verwen-
den, die in den Höfen
der Baudirektion und
der beiden Museen
lagern, als dass man
mühsam dem Architek-
ten und dem Stein-
metzen diese Kopisten-
arbeit anquälte. Dieser
Vorschlag, den ich sei-
nerzeit zuerst hier vor-
brachte, gewann
natürlich — praktische
 
Annotationen