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Belvedere: Monatsschrift für Sammler und Kunstfreunde — 1.1922

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Neue Bücher über Kunstwissenschaft
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Braun, Edmund Wilhelm: [Rezension von: Erwin Hintze, Nürnberger Zinn und deutsche Zinngiesser]
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Braun, Edmund Wilhelm: [Rezension von: Hans Christ, Ludwigsburger Porzellanfiguren]
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https://doi.org/10.11588/diglit.52117#0109

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ten Werkes erschienen die „Sächsischen Zinngießer“ \ das von rund 90 sächsischen Zinn-
gießerinnungen und anhangsweise auch von Joachimstal in Böhmen Beschau- und Meister-
zeichen enthält Die ganze Arbeit ist wiederum meisterhaft und mustergültig angelegt und
trotz der enormen Fülle des Materials streng systematisch und übersichtlich angeordnet.
Dabei gab es während der langwierigen Zusammenstellung gewiß tote Stellen genug, die
zum Beispiel künstlerisch so gut wie keine Ausbeute versprachen, aber Hintze hat in
echt wissenschaftlicher Gründlichkeit und Objektivität auch die minder wichtigen Partien
genau so gründlich durchgearbeitet Man muß sich nur einmal die Summe von Fleiß
und Hingabe vergegenwärtigen, die dazu gehört, von den Zinngießerzünften in beinahe
100 Städten alle vorhandenen Innungsbücher, dann Kirchenmatriken usw. nach Meistern und
Daten durchzusehen und dann bei der Sichtung und Sammlung des vorhandenen Denk-
mälermaterials wiederum zahllose Lokalmuseen, Kirchen und Sammlungen zu besuchen,
um den Wert der hier geleisteten Arbeit zu verstehen. Wenn diese vom Verleger Hierse-
mann vortrefflich ausgestatteten „Deutschen Zinngießer und ihre Marken“ einmal voll-
ständig in allen, den einzelnen Landschaften gewidmeten Bänden vorliegen werden, dann
wird der „Hintze“ geradeso wie etwa der „Bartsch“, der „Passavant“ oder der „Rosen-
berg“ zu den unentbehrlichen Nachschlagewerken unserer Wissenschaft gehören.
E. W. Braun
LUDWIGSBURGER PORZELLÄNFIGUREN2
Es gibt wenig deutsche Porzellanfabriken, deren plastischer Tätigkeit gerade in der
letzten Zeit so viel Studium und Arbeit gewidmet wurde wie der zu Ludwigsburg
bestandenen. Nach dem großen, sehr inhaltsreichen, aber nicht sehr systematisch an-
geordneten Tafelwerk von Wanner-Brandt, welches das auf der Stuttgarter Ausstellung
vereint gewesene umfangreiche Material festhielt, erschien im Jahre 1911, als erster Katalog
der Stuttgarter Altertümersammlung, eine vortrefflich illustrierte ausführliche Beschreibung
der Ludwigsburger Porzellanplastik von Leo Balet, dem eine gelehrte historische Ein-
leitung voranging, welche das sehr große plastische Werk der württembergischen Fabrik
auf eine ganze Reihe von Modelleuren aufteilte. Leider aber hat sich Balet dabei allzu-
sehr von seinem impetuosen Temperament und seiner Lust am Fabulieren hinreißen
lassen und hat Meister konstruiert, die zu Ludwigsburg nicht existierten oder deren Tätig-
keit für die Fabrik nicht nachweisbar war. Dafür hat er das Oeuvre des berühmtesten
Modellmeisters Beyer willkürlich verringert. Diesen letzteren Fehler in der Konstruktion
Balets hat Otto von Falke in seiner klaren, sicheren und überzeugenden Art 1916 wieder
gut gemacht, indem er Beyer wieder in seine historischen Rechte einsetzte („Amtliche
Berichte aus den kgl. Kunstsammlungen“, Berlin 1916, S. 105 ff.). Nun erschien kürzlich
das oben angeführte Buch von Hans Christ, das zunächst einmal durch seine aus-
gezeichneten Reproduktionen nach den Hauptwerken der Ludwigsburger Plastik im Stutt-
garter Museum von vornherein für sich einnimmt; es sind 162 Kupferlichtdrucktafeln
nach künstlerisch einwandfreien und mustergültigen Aufnahmen Dr. Otto Lossens. Allein
dieser Reproduktionen wegen kann kein Porzellansammler dieses Buch entbehren. Die ge-
schichtliche Einleitung von H. Christ schließt sich Falkes Rehabilitation Beyers an, aber
leider gerät der Verfasser auf seinem weiteren Wege wiederum in dieselbe Irrbahn
wie sein Vorgänger in Amt und Materie. Sein Modelleur des „Apolloleuchters“, den er
konstruiert, ist keine greifbare künstlerische Persönlichkeit und der „Modelleur der Tanz-
1 Gleichfalls bei Hiersemann in Leipzig. 1921. Mit 1531 Abbildungen.
2 Ludwigsburger Porzellanfiguren. Von Hans Christ. Bd. I der „Bücher der Kunstsammlungen des Württem-
berger Staates“. Stuttgart. Deutsche Verlagsanstalt. 1921. Mit 162 Abbildungen.

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