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Belvedere: Monatsschrift für Sammler und Kunstfreunde — 1.1922

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Braun, Edmund Wilhelm: [Rezension von: O. Riesebieter, Die deutschen Fayencen des 17. und 18. Jahrhunderts]
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Suida, Wilhelm: [Rezension von: Georg Weise, Die gotische Holzplastik um Rottenburg, Horb und Hechingen, 1. Teil]
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https://doi.org/10.11588/diglit.52117#0222

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Im Kapitel „Württembergische Fabriken“ schreibt Riesebieter eine Gruppe von zylindri-
schen Henkelkrügen mit figuralen Darstellungen in einer sehr charakteristischen Farben-
gebung mit dominierendem Gelb, die Stoehr deshalb als „Gelbe Familie“ bezeichnete und
versuchsweise im Ries oder in Schwaben lokalisierte, „nach Lockners Forschungen“
der Crailsheimer Fabrik zu. Möglich! Aber ohne nähere Begründung ist dies eine Be-
hauptung, mit der wissenschaftlich gar nichts anzufangen ist.
Eine Schildkrötenterrine ohne Signatur aus Riesebieters Besitz, die er als Höchster
Arbeit (S. 48) abbildet, wird wohl mit mehr Recht als Holitscher Fayence anzusprechen
Sßln- E. W. Braun
GEORG WEISE, DIE GOTISCHE HOLZPLASTIK UM ROTTENBURG, HORB UND
HECHINGEN.
I. Teil, Verlag Alexander Fischer, Tübingen 1921.
Die als erstes Heft der „Forschungen zur Kunstgeschichte Schwabens und des Ober-
rheins“ herausgegebene Arbeit setzt sich zum Ziele, den gesamten, an Ort und Stelle
erhaltenen einschlägigen Denkmälerbestand zu publizieren. Dies war einerseits berechtigt
und notwendig, infolge Lückenhaftigkeit der in einem früheren Stadium der Denkmäler-
inventarisation angefertigten amtlichen Behelfe und Publikationen; anderseits entsprang
es der sehr richtigen Erwägung, daß nur eine auf das Nächstliegende gerichtete sehr
intensive Forschung hoffentlich allmählich den Grund legen wird zu einer exakten Er-
kenntnis der Entwicklungslinien und der Künstlerpersönlichkeiten der deutschen gotischen
Plastik. Daß bei dieser Art Forschung eine scharfe Trennungslinie gegen die heute an
Bedeutung gewinnende „Volkskunde“ schwer möglich ist, zeigt Weises Arbeit. Daß manche
der abgebildeten Holzskulpturen sehr geringe künstlerische Qualität aufweisen, betont
er selbst. Wie wäre aber die Feststellung bestimmter lokal vorherrschender Typen, z. B.
in der Darstellung der Pietä (Vesperbild, deren Form aus Österreich nach Schwaben
gebracht worden zu sein scheint) möglich gewesen, außer durch das von Weise ein-
geschlagene Verfahren der Berücksichtigung des gesamten im Lande erhaltenen Denkmäler-
bestandes ohne qualitative Scheidung. Über das handwerkliche Niveau der breiten Masse
erheben sich dann in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts schon Werkstätten, als deren
Sitze Rottenburg und dann, nach der Jahrhundertmitte, Horb vermutet werden. Die Fort-
setzung für die Zeit nach 1450 ist in Aussicht gestellt.
Weises Arbeit darf nicht als isolierter Versuch beurteilt werden. Berücksichtigung des
gesamten Denkmälerbestandes ist ja auch von den späteren deutschen Denkmälerinven-
taren und der österreichischen Kunsttopographie angestrebt worden. Die Beschränkung
auf ein bestimmtes Kunstgebiet innerhalb eines engeren Bezirkes wird aber immer die
Möglichkeit zu klarerer, stilkritischer Scheidung und schärferer Erfassung der Probleme
geben. Und das ist es, was wir für die Geschichte der deutschen Plastik brauchen. Mit
genauen katalogmäßigen Angaben über die technische Beschaffenheit der einzelnen
Stücke wären auch solche über die Holzgattung erwünscht. Wilhelm Suida

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