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Belvedere: Monatsschrift für Sammler und Kunstfreunde — 1.1922

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Suida, Wilhelm: [Rezension von: Hans Graber, Konrad Witz]
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Braun, Edmund Wilhelm: [Rezension von: O. Riesebieter, Die deutschen Fayencen des 17. und 18. Jahrhunderts]
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https://doi.org/10.11588/diglit.52117#0220

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träge in kurzer Liste anzuführen. Denn das Buch gehört doch nicht nur den „Künstlern
und unzünftigen Kunstfreunden“, sondern auch den „Kunstgelehrten“, die ja vielleicht
auch zufällig Kunstfreunde sein können. Sind sie das, dann kommt es ja doch vor, daß
sie weiten Kreisen sehr Aufschlußreiches und wirklich Förderndes über Kunstschöpfungen
der verschiedensten Zeiten und Völker zu sagen haben. Im allgemeinen dringt eben doch
derjenige, der einer Sache seine ganze Lebensarbeit widmet, in deren Wesen tiefer ein,
als irgendein Outsider, wenn er nicht ganz besonders genial ist.
In einer zweiten Auflage werden einige Klischees nach Tafeln des Baseler Altars und
nach der Nürnberger Verkündigung durch bessere zu ersetzen sein. Wilhelm Suida
O. RIESEBIETER, DIE DEUTSCHEN FAYENCEN DES 17. UND 18. JAHRHUNDERTS
Mit 444 Abb. und 55 Seiten. Mit Marken deutscher Fayencen. Klinkhardt und Biermann,
Leipzig 1921.
Kurz nach Stoehrs eindringlichem und fleißigem Handbuch erschien dieses zweite
Werk über die deutschen Fayencen, das den Staatsanwalt Dr. Otto Riesebieter in Olden-
burg, einen der erfolg- und kenntnisreichsten deutschen Fayencensammler, zum Verfasser
hat. Beide Bücher sind aus der Praxis entstanden, aus dem unablässigen Sammeln und
dem Suchen nach neuem, wissenschaftlich wertvollem Material, nur hat der eine, Stoehr
der Museumsbeamte, der die so überaus lehrreiche Sammlung der Fayencen im Würz-
burger Luitpold-Museum zusammengebracht hat, sich mehr auf die süd- und mittel-
deutschen Fabriken spezialisiert, während der Oldenburger Sammler sich in erster Linie
mit den norddeutschen Manufakturen beschäftigt, und wir verdanken denn auch seinem
Forschungseifer und seinem Spürsinn eine Reihe von wertvollen Einzeluntersuchungen
auf diesem Gebiet. Das Buch Riesebieters ist, wie bereits bemerkt, aus der Praxis erwachsen
und für dieselbe bestimmt; seine vielen Ungleichheiten erklären sich auch daraus. Eine
systematische historisch-genetische Darstellung der deutschen Fayencen hat der Verfasser
so wenig gegeben, wie es Stoehr getan hat, aber das lag ja wohl auch gar nicht in ihrer
Absicht. Ebensowenig mache ich es Riesebieter zum Vorwurf, der z. B. auch gegen Stoehr
erhoben wurde, daß hauptsächlich das eigene Material abgebildet erscheint. Im Gegenteil,
wir müssen zur wissenschaftlichen Darstellung der Materie für recht viele Abbildungen
dankbar sein und seien sie auch einseitig aus dem dem Autor naheliegendsten Besitz
entnommen.
Gewiß ist es befremdend, daß eine Menge kleinerer, besonders norddeutscher Fabriken
recht ausführlich behandelt werden, während Riesebieter auf z. B. eine der wichtigsten
süddeutschen Manufakturen, die zu Nürnberg, welche eminent stilvermittelnd war, nur
mit acht Seiten und elf Abbildungen Rücksicht nimmt; auch die Höchster Fabrik ist recht
summarisch behandelt. Die Literaturangaben, welche Riesebieter, wie vor ihm Stoehr,
in dankenswertester Weise und sorgfältiger Redaktion den einzelnen Kapiteln vorgesetzt
hat, gewähren jederzeit die Möglichkeit sofortiger Orientierung. Ebenso erfreulich ist die
Beigabe der zahlreichen Reproduktionen nach Fabriks- und Malersignaturen, die man
allerdings in einzelnen Fällen (so bei den Hausmalern) in einer etwas diplomatisch ge-
naueren Form gewünscht hätte.
Jedenfalls aber bildet Riesebieters Buch eine ausgezeichnete undjanregende Zusammen-
fassung aller bisher errungenen Einzelkenntnisse zu einem lebendigen Ganzen, die sich
bei einer Neuauflage sicherlich noch vertiefen oder verbessern] lassen wird. Bei einer

Belvedere I

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