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Belvedere: Monatsschrift für Sammler und Kunstfreunde — 1.1922

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Suida, Wilhelm: [Rezension von: Hans Graber, Konrad Witz]
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https://doi.org/10.11588/diglit.52117#0219

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NEUE BÜCHER ÜBER KUNSTWISSENSCHAFT
HANS GRABER, KONRAD WITZ
Dreißig Tafeln mit einführendem Text, Verlag Benno Schwabe & Co., Basel 1921.
Ohne neue Entdeckungen auf dem Gebiete der Witz-Forschung beizubringen, gibt der
Verfasser eine sehr dankenswerte, mit gutem Urteil gesichtete Zusammenstellung des
bekannten, bisher an verschiedenen Stellen verstreuten Materials. Der erste Abschnitt, „Das
Leben“, führt auch die Hans-Witz-Hypothese in einfach klarer Darlegung auf ihre urkund-
lichen Unterlagen zurück. Das ist sehr notwendig, denn Hans Witz, von dem wir gar
nicht wissen, ob er überhaupt Maler war, hatte sich schon in der kunstgeschichtlichen
Literatur recht häuslich niedergelassen. Der zweite Abschnitt, „Die Werke“, enthält Katalog-
angaben, die an und für sich sehr zu begrüßen sind, in denen aber die jeweils ver-
wendete Holzgattung und genauere Angaben über die Farben vermißt werden. Die Zu-
schreibung der beiden kleinen Gemälde in Neapel und Berlin an Witz halte ich allerdings
nicht für zutreffend.
Auf der Zürcher Ausstellung 1921 konnte man sich überzeugen, wie eng sich die Stücke
des Baseler Altars mit den Genfer Flügeln zusammenschließen. Das ebenfalls ausgestellte
Neapler Bild wurde eben angesichts dieses völlig homogenen Eindruckes von der persön-
lichen Art des Witz weit abgedrängt. Und ebenso bleibt für die Kreuzigung in Berlin
zwischen Baseler und Genfer Altar kein Platz. Wird derselbe doch durch die von einem
Altar stammenden Straßburger und Nürnberger Tafeln ausgefüllt.
Wenn man für das Neapler Bild und die Berliner Kreuzigung bei der Zuschreibung an
Witz bleiben wollte, so könnte man, wie M. I. Friedländer (Kunstchronik 11. November 1921)
mit Recht betont, nur beide zusammen an den Anfang zeitlich vor alle übrigen Werke
setzen. Ich halte aber die Beziehungen zu den sicheren Werken des Witz nicht für aus-
reichend.
Die richtige Benennung der einen Heiligenfigur des Bartholomäus wird hoffentlich den
„Priester des alten Bundes“ endgültig verdrängen. Der Platz neben dem heiligen Christo-
phorus, der von Graber erwähnte Nimbus und endlich die Erwägung, daß ein Hohe-
priester des alten Testaments ganz zweifellos entweder mit einem Gebettuch oder der
zweispitzigen Kopfbedeckung wäre dargestellt worden, sind entscheidend.
Der dritte Abschnitt, „Der Stil“, enthält manches sehr sympatische. Der Verfasser sucht
die Kunstart seines Helden in ihrer absoluten Bedeutung dem Verständnis nahezubringen,
sich selbst und den Leser von entwicklungsgeschichtlichen Vorurteilen tunlichst zu be-
freien. Dies wirklich zu erreichen, wäre allerdings nur auf anderer, viel breiterer Basis
möglich gewesen. Aber auch das Suchen nach einer neuen Form des Nacherlebens und
Deutens der Meisterwerke früherer Zeiten ist zu begrüßen.
Eine unleugbare Lücke, die leicht zu vermeiden gewesen wäre, ist das Fehlen der
wichtigsten Literaturangaben. Es ist völlig gerecht, den Namen Daniel Burckhardts in
der Witz-Forschung allen anderen voran zu stellen, aber eine Pflicht auch den anderen
Forschern gegenüber, ihre im einzelnen Grabers Ausführungen noch ergänzenden Bei-

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