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Belvedere: Monatsschrift für Sammler und Kunstfreunde — 1.1922

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Suida, Wilhelm: Nachklänge von der Ausstellung alter schweizer Kunst in Zürich
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https://doi.org/10.11588/diglit.52117#0179

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NEUE FORSCHUNGEN

NACHKLÄNGE VON DER AUSSTELLUNG ALTER SCHWEIZER KUNST IN
ZÜRICH
WILHELM SUIDA
Mit der im Herbste 1921 im Kunsthause zu Zürich veranstalteten Aus-
stellung von Gemälden und Skulpturen der Schweiz und der angren-
zenden Gebiete 1430—1530 haben sich das aus den namhaftesten
Kunstgelehrten der Schweiz bestehende Komitee und der unermüdliche Kon-
servator der Zürcher Kunstgesellschaft Dr. W. Wartmann ein bleibendes großes
Verdienst um die deutsche Kunstgeschichte erworben.
Für einige Monate ist in den schönen, lichten Räumen, die in der Regel
den Werken lebender Künstler eine Stätte bieten, eine stattliche Anzahl von
Werken altdeutscher Kunst zu lebensvoller Wirkung gebracht worden. Manches
bisher versteckte Juwel ist dadurch zum dauernden Besitz der Kunstwissen-
schaft geworden.
Der ausführliche, mit Abbildungen versehene Katalog der Ausstellung, das
Neujahrblatt 1922 der Zürcher Kunstgesellschaft, beide von W. Wartmann
verfaßt, und ein für nächste Zeit in Aussicht gestelltes großes Tafelwerk von
dem um das Gelingen der Veranstaltung hochverdienten Prof. Dr. Paul Ganz
werden die Erinnerung an die Ausstellung festhalten.
Das Schwergewicht lag auf der Malerei. Die bis jetzt erkennbaren Persön-
lichkeiten des bezeichneten Zeitraumes, die in der Nordschweiz tätig waren,
suchte man möglichst repräsentativ zur Anschauung zu bringen. Das ist gleich
für den ersten und größten der Maler, Konrad Witz, völlig gelungen. Charak-
teristische Stücke der Baseler Sammlung, die Genfer Flügel, die Tafeln aus
Nürnberg und Straßburg, dazu noch das Neapler Bildchen boten erstmalig
Gelegenheit vergleichenden Studiums auf breiter Grundlage. Das Neapler Bild
dürfte angesichts der festen Geschlossenheit aller übrigen Werke unterein-
ander nun wohl endgültig aus der Reihe der Werke des Konrad Witz aus-
zuscheiden sein. Gerade die Zürcher Ausstellung hat klärend und ausschlag-
gebend gewirkt. Damit kann auch die Berliner „Trauer unter dem Kreuze“
nicht mehr als Werk des Witz gelten, ein Resultat, das sich übrigens auch im
Kaiser-Friedrich-Museum selbst durch den Vergleich mit der dort befindlichen
Tafel vom Baseler Altar (Salomo mit der Königin von Saba) dem Beobachter
aufdrängt.

Belvedere I

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