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Belvedere: Monatsschrift für Sammler und Kunstfreunde — 1.1922

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Braun, Edmund Wilhelm: Ein Porträt des Nürnberger Patriziers Christoph Coler von Georg Pencz
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https://doi.org/10.11588/diglit.52117#0176

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VERSCHOLLENE KUNSTWERKE
Unter dieser Rubrik bringt das „Belvedere“ Berichte, so weit möglich,
durch Abbildungen unterstützt, über Werke der älteren Kunst, deren
Aufbewahrungsort jetzt unbekannt ist. Eine solche Veröffentlichung,
wie wir sie in unserer Zeitschrift beabsichtigen, gibt oft die Möglichkeit, ein
verschollenes Kunstwerk wieder aufzufinden. Jedenfalls ist es ein Versuch,
der sowohl dem Besitzer des Stückes wie der Wissenschaft nur nützen kann;
es ist der Wunsch der Herausgeber, daß er recht oft von Erfolg begleitet
sein möge und es bitten dieselben, in jedem Falle, wo sich eine solche
Identifizierung ermöglichen läßt, um entsprechende Mitteilung; auch eine
Diskussion über die hier behandelten Kunstwerke ist erwünscht.
I. EIN PORTRÄT DES NÜRNBERGER PATRIZIERS CHRISTOPH COLER
VON GEORG PENCZ
E. W. BRÄUN
Im Jahre 1630 kopierte Wenzel Hollar, der berühmte Prager Kupferstecher, in Ra-
dierung das Porträt des Nürnberger Patriziers Christoph Coler, ein Ölgemälde,
welches Georg Pencz im Jahre 1536 gemalt hatte. Unsere Kenntnisse über das
Bild beruhen allerdings heutzutage allein auf dieser Radierung (Abb. 1, Tafel
LIII), weil das Original leider seit Jahrzehnten unauffindbar ist. Es war aber in
der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts sicher im Besitze des bekannten phan-
tastischen und extravaganten Kunstfreundes Albert Grafen von Hoditz und
Wolframitz, des Freundes Friedrich des Großen, der auf seinem Schlosse Roß-
wald bei Troppau ein kleines Versailles geschaffen und sich dabei finanziell
zugrunde gerichtet hatte. Hollar hat das Bild offenbar seinerzeit im Auftrage
des damaligen Besitzers radiert und letzterem die Platte übergeben; dieselbe
wanderte mit dem Gemälde weiter, denn Hoditz ließ eine zweite Kupfer-
platte als Ergänzung zu derselben stechen, deren lateinische Inschrift besagt,
daß das Bild des Pencz und die Platte des Hollar gemeinsam in Roßwald
aufbewahrt werden1. Nach dem Zusammenbruch von Hoditz kam das Gut
Roßwald in den Besitz der Troppauer Patrizierfamilie Czeike, der späteren
Freiherrn von Badenfeld, von denen es in der zweiten Hälfte des 19. Jahr-
hunderts der Jägerndorfer Fabrikant Steuer kaufte. Jedenfalls ist das Pencz-
sche Bild heute, wie bereits bemerkt, nicht mehr auf Roßwald. Die latei-
nische Inschrift und das Monogramm des Pencz besagen mit aller Deutlich-
keit, wen das Bild darstellt und wann der Meister es geschaffen hat. Kurz-
1 Albrecht Kurzwelly, „Forschungen zu Georg Pencz“ 1895, S. 87, Nr. 4, und Nachtrag, S. 93. Die Photographie
der Abb. 1 zugrunde liegt, ist nach dem Original der Münchner graphischen Sammlung hergestellt.

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