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Belvedere: Monatsschrift für Sammler und Kunstfreunde — 1.1922

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Neue Bücher über Kunstwissenschaft
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Suida, Wilhelm: [Rezension von: Wilhelm von Bode, Studien über Leonardo da Vinci]
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Braun, Edmund Wilhelm: [Rezension von: Erwin Hintze, Nürnberger Zinn und deutsche Zinngiesser]
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https://doi.org/10.11588/diglit.52117#0108

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Eine kurze, aber in das Wesen von Leonardos Kunst tief eindringende Betrachtung
macht den Abschluß des bedeutsamen Buches.
Die „Studien über Leonardo da Vinci“ bedeuten für Bode das Behaupten eines heiß
umstrittenen Kampffeldes. Und wenn das Bildnis der Ginevra de’ Benci und die Gruppe
der malerischen Frühwerke durch das Auftauchen der Madonna Benois vermehrt, nahe-
zu dem Zweifel entrückt, die Autorschaft an den Reliefs sehr wahrscheinlich, die Kompo-
sition der Auferstehung auch durch die Betrachtung von Seiten der lombardischen Kunst
her für Leonardo gesichert, die gewiß der Zeit entstammende Florabüste als reifster
Niederschlag einer hochbedeutsamen Erfindung aus Leonardos Spätzeit zutreffend er-
kannt sind, bedeutet das Buch zugleich einen Triumph. Wilhelm Suida
NÜRNBERGER ZINN UND DEUTSCHE ZINNGIESSER1
Seit Jahrzehnten bereits gehört das Zinn, sowohl das glatte wie das reliefierte, welches
den nicht gerade glücklichen Namen „Edelzinn“ führt, zu den beliebtesten und ge-
suchtesten Sammlungsobjekten und dennoch gibt es kaum ein anderes Gebiet des alten
deutschen Kunstgewerbes, das auf so weite Strecken unerforscht ist. Außer ein paar guten
Sammlungskatalogen und Zeitschriftenartikeln gibt es eigentlich nur das große sorgfältige
Sammelwerk des leider nun schon verstorbenen Geheimrates Hans Demiani, das unter
dem Titel „Francois Briot, Caspar Enderlin und das Edelzinn“ alles zusammenfaßt, was
der fleißige Mann aus Zunftakten und allen möglichen anderen Quellen zusammengetragen
hat. Bei allem Reichtum an neuem Material krankte dieses Werk aber an einer ungerecht-
fertigten Überschätzung des Hauptmeisters Caspar Enderlein, dem so ziemlich alles an
gutem Nürnberger Reliefzinn zugeschrieben wurde und neben dem sich höchstens noch
Horchheimer als Spezialist eines kleineren Gebietes sehen lassen konnte. Und dabei kannten
die Museumsfachleute und die Sammler bereits lange Zeit zahlreiche Typen und Modelle,
die schon durch ihre Marken erkennen ließen, daß sie mit Enderlein nichts zu tun haben.
Es ist das große Verdienst Hintzes, der uns neben seinen ergebnisreichen Arbeiten über
schlesische Goldschmiedekunst auch bereits einige wichtige Aufsätze über altes schlesi-
sches Zinn geschenkt hatte, daß er in diese mehr oder weniger ungeordnete Fülle von
Nürnberger Zinngeräten Ordnung und System gebracht hat, und zwar in musterhafter,
außerordentlich genauer und zuverlässiger Darstellung. Eine Reihe wichtiger, bisher fast
oder ganz unbekannter Meister tritt an das Tageslicht, so die Preißensin, Koch u. a., und
wir lernen alle die zahlreichen Arten von ornamental oder figural reliefierten Schüsseln,
Tellern, Schalen usw. kennen und genau auseinanderhalten.
Die Hauptsache an dem wertvollen Buch sind die zahlreichen sorgfältig ausgesuchten
und gut gelungenen Abbildungen, denen eine kurze, aber vollkommen orientierende Ein-
leitung voll Neuem und ein beschreibendes Verzeichnis der Bilder vorausgehen; alles
andere wissenschaftlich Wissenswerte über die zahlreichen Nürnberger Meister, ihre
Marken und die mit diesen Stempeln gekennzeichneten Arbeiten finden wir in einem
zweiten gleichzeitig erschienenen Buche Hintzes2 niedergelegt, das nach dem erprobten
Muster Marc Rosenbergs angelegt ist. Als erster Band dieses auf mehrere Folgen berechne-
1 Nürnberger Zinn von Erwin Hintze. Mit 84 Tafeln und 2 Textabbildungen. 1921. Verlag Klinckhardt & Bier-
mann in Leipzig.
2 Nürnberger Zinngießer. Band II von „Die deutschen Zinngießer und ihre Marken“. Mit 341 Abbildungen von
Zinnmarken. Verlag von K. W. Hiersemann in Leipzig. 1921.

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