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Belvedere: Monatsschrift für Sammler und Kunstfreunde — 1.1922

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Berichte aus den Kunstzentren
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https://doi.org/10.11588/diglit.52117#0188

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BERICHTE AUS DEN KUNSTZENTREN
VON KUNSTSTATTEN UND PERSÖNLICHKEITEN DES KUNSTLEBENS

WIEN:
DIE PETTENKOFEN-AUSSTELLUNG IM KÜNSTLERHAUSE
(11. März bis 23. April 1922)
Die von der Wiener Künstlergenossenschaft in ihrem Hause anläßlich der 100. Wieder-
kehr von August Pettenkofens Geburtstag veranstaltete Gedächtnisausstellung verdient
schon darum Beachtung, weil sie zum ersten Male eine systematische Übersicht über
das Schaffen dieses ebenso fruchtbaren wie wandlungsreichen Künstlers geboten hat,
der bei seinen Lebzeiten ein abgesagter Feind von allem Ausstellungswesen war. Natür-
lich war die Ausstellung bei weitem nicht vollständig, aber sie vereinigte viele Haupt-
werke und vor allem waren sämtliche Perioden, Stoffgebiete und Techniken durch
charakteristische Beispiele vertreten. In dieser Art ermöglicht wurde die Ausstellung be-
sonders dadurch, daß über Pettenkofen die breit angelegte, ausführliche Monographie
vorliegt, die 1916 vom Unterrichtsministerium herausgegeben wurde. In ihr ist das Werk
des Künstlers gewissenhaft verzeichnet. Man wußte daher, wenn schon nicht: wo, so
doch: was gesucht werden mußte. Daß die vielen Arbeiten, die 1916 Privatleuten gehörten,
seither großenteils ihre Besitzer gewechselt haben, versteht sich von selbst. Ebenso klar
ist, daß sich auch heute noch die meisten Werke eines Malers, dessen spätere und letzte
Wirksamkeit die Älteren von uns noch als Zeitgenossen miterlebt haben, nicht in öffent-
lichem, sondern in privatem Besitz befinden. Doch kann mit Genugtuung festgestellt
werden, daß seit 1916 der staatliche Besitz dank planvollen Ankäufen und hochsinnigen
Widmungen ebenso stattlich wie erfreulich angewachsen ist. Die Österreichische Galerie
steuerte z. B. nicht weniger als zwanzig ausgezeichnete Bilder zur Ausstellung bei, und
zwar ohne daß sie sich hiebei von sämtlichen Arbeiten Pettenkofens, über die sie ver-
fügt, getrennt hätte. Die Albertina war durch vorzügliche Beispiele der Gil-Blas-Zeichnungen
vertreten, die es ihr erst jüngst auf einem kleinen Umweg aus dem Nachlaß Eugen
Millers von Aichholz nahezu vollständig zu erwerben gelang. Aber natürlich hatte für
den weitaus umfangreichsten Teil der Ausstellung der Privatbesitz aufzukommen. Daß
es mit Ausnahme von drei Bildern der Wiener Privatbesitz war, der vor allem das Zu-
standekommen der Ausstellung ermöglichte, erklärt sich nicht bloß aus den leidigen
Zeitverhältnissen, die Bildertransporte so gut wie ausschließen, sondern auch daraus, daß
sich auch heute noch ebenso wie bisher die meisten Werke Pettenkofens in seiner Vater-
stadt befinden. Freilich haben, wie schon gesagt, vielfach die Besitzer gewechselt. Von
den drei großen Privatsammlungen, die es noch 1916 in Wien gab und deren Besitzer
ihre Schätze noch unmittelbar vom Künstler selbst bezogen hatten, besteht heute nur
mehr die Sammlung des Herrn Kommerzialrates Franz Xaver Mayer, dessen siebenund-
zwanzig Pettenkofen-Bilder gewissermaßen den Grundstock der Ausstellung gebildet haben.
Die Sammlungen Ludwig Lobmeyrs und Eugen Millers von Aichholz sind bekanntlich
1917 und 1921 zerschlagen worden. Es sind aber allgemach neue Pettenkofen-Sammlungen,
zum Teil auf Grund jener beiden großen alten entstanden, Sammlungen, deren be-
deutendste wohl die des Herrn Kommerzialrates Josef Honig und der Frau Friederike
Neuman sind. Daneben bestehen gottlob auch noch so namhafte größere und kleinere
Sammlungen älteren Ursprunges weiter wie die des Fürsten Liechtenstein, der beiden
Brüderpaare Alphons und Louis Rothschild und Gottfried und Dr. Hermann Eissler, der

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