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Belvedere: Monatsschrift für Sammler und Kunstfreunde — 1.1922

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Suida, Wilhelm: Nachklänge von der Ausstellung alter schweizer Kunst in Zürich
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https://doi.org/10.11588/diglit.52117#0187

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und Simplicius hatten sich geweigert, für den Kaiser Diokletian Götzenbilder
anzufertigen, weshalb sie im Jahre 287 den Märtyrertod erlitten. Vorher waren
schon vier andere Märtyrer unter Diokletian (Severus, Severianus, Carpo-
phorus und Victorinus) als die vier Gekrönten verehrt worden, dann ver-
quickte man beide Kulte, nahm von dem ersten die Vierzahl, von dem zweiten
die vier ersten Namen und diese SS. Quattuor coronati sind Patrone der
Steinmetzen und im besonderen der Dombauhütte von St. Stephan in Wien.
Damit ergibt sich eine Verbindung, welche mit dem kunstgeschichtlichen
Befund auf das schlagendste übereinstimmt. Der Maler der schönen Tafel von
1515 hat nämlich mit der Augsburger Schule — die übrigens in manchen
ihrer Vertreter gerade damals nach Österreich herüber gewirkt hat —, gar
nichts zu tun, ebensowenig fände sich in Tirol Verwandtes, sondern die
nächste Umgebung von Wien bewahrt Gemälde, die der gleichen Werkstatt,
vielleicht sogar der gleichen Künstlerhand angehören. Die Serien kleiner
Bilder mit der Leidensgeschichte Christi, der Geschichte Johannes des Täufers
und der Gründung von Klosterneuburg in dem Museum dieses Stiftes, deren
eines mit dem Namen Rueland 1501 bezeichnet ist, ferner die von mir dem
Oeuvre hinzugefügte heilige Anna mit Maria und dem Christkinde, denen der
kniende Stifter von den heiligen Leopold, Ulrich und Andreas empfohlen wird,
im Stift Neukloster in Wiener-Neustadt, weisen so weitgehende Analogien auch
der farbigen Erscheinung zu der Tafel der vier Gekrönten auf, daß bei einem
zeitlichen Abstand von 14 Jahren eine Zuteilung an den gleichen Künstler
durchaus gerechtfertigt erscheint.
Vorstehende Zeilen haben gezeigt, daß die von der Zürcher Ausstellung
gegebenen Anregungen nach wirken und daß wir den Veranstaltern dieses
großzügigen Unternehmens dauernd dankbar bleiben.

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