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Belvedere: Monatsschrift für Sammler und Kunstfreunde — 1.1922

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Stöcklein, Hans: Das Meisterwerk des Armand Bongard
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https://doi.org/10.11588/diglit.52117#0146

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Ein Blick auf Tafel XLIV und wir sind uns klar, daß hier tatsächlich ein
Meisterwerk des Eisenschnittes vorliegt.
Auf dem Laufe der Flinte steht in antikisierender Tracht der Besteller der
Garnitur Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz, dessen Profilkopf nochmals
auf dem Daumenplättchen sichtbar wird. Figuren, Trophäen und Ornamente
bedecken den Lauf in wundervoll gegliedertem ornamentalen Aufbau und in
feinster Eisenschnittechnik und Vergoldung. Sogar die Schraube des Schwanz-
stückes ist nicht schmucklos geblieben, sondern mit Akanthusornamenten
überzogen. Stolz nennt sich auf dem Schlosse in Goldschrift der Künstler
BONGARDE
A DUSSELDORP.
Ebenso prachtvoll wie alle Beschläge ist auch der Schaft aus Eschenflader-
holz geschnitzt.
Von den zwei Pistolen, deren Daumenplättchen wieder den Reliefkopf des
Kurfürsten zeigen, ist eine auf Tafel XLIV abgebildet. Lauf und Schloß tragen
beide den Namen des Meisters in gleicher Form wie auf dem Schloß der
Flinte. Links unten auf der Tafel sehen wir an einem Pistolenknauf, wie die
kunstfertige Hand auch die kleinsten Beschlagteile mit zierlichen Ornamenten
übersponnen hat.
Der Degen ist zwar nicht bezeichnet, aber einesteils durch Ornamente und
Technik des Eisenschnittes, andernteils durch die Reliefbildnisse des Kur-
fürsten Johann Wilhelm und seiner ersten Gemahlin Maria Anna Josepha
ist die Zusammengehörigkeit mit Flinte und Pistolen genügend festgelegt.
Bei der Garnitur war ja auch ein Degen. Dies erzählt Uffenbach in seiner
oben erwähnten Beschreibung und ein weiterer Beweis wird erbracht durch
folgende Anführung der Garnitur in dem Inventar der Schatzkammer zu
Mannheim von 1744 (Königliches Geheimes Hausarchiv München Nr. 1703).
„Eine schöne flinth, ein par Pistohlen ein Degen und Stock so von Stahl
undt goldt eingelegt, welches ein meisterstück von Bongarde zu Düsseldorf.“
Im Inventar der kurfürstlichen Schatzkammer de anno 1764 (Königliches Ge-
heimes Hausarchiv München Nr. 1713) ist die Garnitur wieder auf geführt:
„Ein Meisterstück von dem Düsseldorfer Bounguart in folgendem bestehend:
Eine Flint und ein paar Pistolen von purem stahl. Ein Degen mit einem
stahlenen gravirten und vergoldem Gefäss, und ist die Kling oben am stich-

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